Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.Ärztliche Plaudereien Schwerer ist es allerdings, wenn einmal solche Urteile in der Öffentlichkeit Welche christliche Milde, welche Kraft der Beweisführung, welch edle Ärztliche Plaudereien Line Erwiderung von einem Arzt chou vor Wochen brachten Zeitungen mehr oder weniger ein¬ Ärztliche Plaudereien Schwerer ist es allerdings, wenn einmal solche Urteile in der Öffentlichkeit Welche christliche Milde, welche Kraft der Beweisführung, welch edle Ärztliche Plaudereien Line Erwiderung von einem Arzt chou vor Wochen brachten Zeitungen mehr oder weniger ein¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0649" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/227551"/> <fw type="header" place="top"> Ärztliche Plaudereien</fw><lb/> <p xml:id="ID_2347" prev="#ID_2346"> Schwerer ist es allerdings, wenn einmal solche Urteile in der Öffentlichkeit<lb/> Wurzel gefaßt haben, denselben z» widersprechen. Schöner wäre es gewesen,<lb/> wenn der Verfasser, der die elsässische Gastfreundschaft genießt, und der sie in<lb/> seiner Schrift auch lobend erwähnt, sich an diese Arbeit gemacht hätte. Es<lb/> giebt ja in Deutschland der Blätter genug, die ihre Spalten mit Schimpf-<lb/> reden zu füllen Pflegen, die irgend ein Gymnasiast oder ein schreibseliger<lb/> Beamter, der sich zurückgesetzt fühlt, verfaßte. Wir wollen die »Briefe eiues<lb/> Elsässcrs« nicht zu dieser Kategorie von Erzeugnissen zählen, aber wir können<lb/> sie anch nicht einreihen in die Zahl derjenigen, denen das Wohl unsrer kleinen<lb/> Heimat die allererste Sorge ist." Zum Schluß heißt es von der Täglichen<lb/> Rundschau: „Es handelt sich einfach um eine radaumäßige Reklame für das<lb/> Organ, das sich zwar »unparteiische« Zeitung nennt, im Grunde aber nach<lb/> Art der Revolverblätter für sich Stimmung machen will."</p><lb/> <p xml:id="ID_2348"> Welche christliche Milde, welche Kraft der Beweisführung, welch edle<lb/> Sprache! Das ist jedoch nebensächlich. Die Bedeutung des Artikels liegt in<lb/> der schroffen Abweisung der unbequemen Wahrheit, in der charakteristischen<lb/> Einkleidung des Einschüchteruugsversuchs und in der Behauptung, daß wir<lb/> Deutschen im Reichslande nur Gäste seien, denen als Dank für die Gastfreund¬<lb/> schaft das Wohl der neuen Heimat die „allererste Sorge" sein müsse. Unser<lb/> Herrenrecht am Lande ist Herrn Hoffet ganz unbekannt, und es will ihm<lb/> nicht in den Sinn, daß das Wohl des Ganzen höher steht als das des Teils.<lb/> Kann man naiver und zugleich anspruchsvoller verblendete Selbstüberschätzung<lb/> äußern und ausrufen? Das ist Verhärtung und Absonderung, nicht etwa ein<lb/> Ubergangspartikularismus, der sich mit der Zeit zu deutschem Patriotismus<lb/> erhebe» könnte. Wenn die Sprache unsrer „Freunde" so klingt, wie mögen<lb/> unsre Gegner denken?</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Ärztliche Plaudereien<lb/> Line Erwiderung von einem Arzt </head><lb/> <p xml:id="ID_2349" next="#ID_2350"> chou vor Wochen brachten Zeitungen mehr oder weniger ein¬<lb/> gehende Berichte über eine Sprechstunde su gros, die Geheimrat<lb/> Professor Dr. Schweninger auf einem Vcreinsabend „Berliner<lb/> Presse" abgehalten haben soll. So viel wir wissen, ist dies<lb/> nicht die erste Plauderei, die dem Berliner Publikum von dem<lb/> genannten Herrn geboten worden ist, und wenn wir nicht sehr irren, so waren<lb/> "und die in frühern Jahren entwickelten Gedanken und — gebrauchten Kraft-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0649]
Ärztliche Plaudereien
Schwerer ist es allerdings, wenn einmal solche Urteile in der Öffentlichkeit
Wurzel gefaßt haben, denselben z» widersprechen. Schöner wäre es gewesen,
wenn der Verfasser, der die elsässische Gastfreundschaft genießt, und der sie in
seiner Schrift auch lobend erwähnt, sich an diese Arbeit gemacht hätte. Es
giebt ja in Deutschland der Blätter genug, die ihre Spalten mit Schimpf-
reden zu füllen Pflegen, die irgend ein Gymnasiast oder ein schreibseliger
Beamter, der sich zurückgesetzt fühlt, verfaßte. Wir wollen die »Briefe eiues
Elsässcrs« nicht zu dieser Kategorie von Erzeugnissen zählen, aber wir können
sie anch nicht einreihen in die Zahl derjenigen, denen das Wohl unsrer kleinen
Heimat die allererste Sorge ist." Zum Schluß heißt es von der Täglichen
Rundschau: „Es handelt sich einfach um eine radaumäßige Reklame für das
Organ, das sich zwar »unparteiische« Zeitung nennt, im Grunde aber nach
Art der Revolverblätter für sich Stimmung machen will."
Welche christliche Milde, welche Kraft der Beweisführung, welch edle
Sprache! Das ist jedoch nebensächlich. Die Bedeutung des Artikels liegt in
der schroffen Abweisung der unbequemen Wahrheit, in der charakteristischen
Einkleidung des Einschüchteruugsversuchs und in der Behauptung, daß wir
Deutschen im Reichslande nur Gäste seien, denen als Dank für die Gastfreund¬
schaft das Wohl der neuen Heimat die „allererste Sorge" sein müsse. Unser
Herrenrecht am Lande ist Herrn Hoffet ganz unbekannt, und es will ihm
nicht in den Sinn, daß das Wohl des Ganzen höher steht als das des Teils.
Kann man naiver und zugleich anspruchsvoller verblendete Selbstüberschätzung
äußern und ausrufen? Das ist Verhärtung und Absonderung, nicht etwa ein
Ubergangspartikularismus, der sich mit der Zeit zu deutschem Patriotismus
erhebe» könnte. Wenn die Sprache unsrer „Freunde" so klingt, wie mögen
unsre Gegner denken?
Ärztliche Plaudereien
Line Erwiderung von einem Arzt
chou vor Wochen brachten Zeitungen mehr oder weniger ein¬
gehende Berichte über eine Sprechstunde su gros, die Geheimrat
Professor Dr. Schweninger auf einem Vcreinsabend „Berliner
Presse" abgehalten haben soll. So viel wir wissen, ist dies
nicht die erste Plauderei, die dem Berliner Publikum von dem
genannten Herrn geboten worden ist, und wenn wir nicht sehr irren, so waren
"und die in frühern Jahren entwickelten Gedanken und — gebrauchten Kraft-
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