Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.kann, da die Regierung in diesem Fall jederzeit die Grenze zuzuschließen in der Bei aller Wichtigkeit dieser materiellen Seite darf auch der ideale Kampf nicht Litteratur In den letzten Tagen des vergangnen Jahres ist ein sehr zeitgemäßes Büchlein kann, da die Regierung in diesem Fall jederzeit die Grenze zuzuschließen in der Bei aller Wichtigkeit dieser materiellen Seite darf auch der ideale Kampf nicht Litteratur In den letzten Tagen des vergangnen Jahres ist ein sehr zeitgemäßes Büchlein <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0513" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/227415"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1883" prev="#ID_1882"> kann, da die Regierung in diesem Fall jederzeit die Grenze zuzuschließen in der<lb/> Lage ist. Es sei nur an die massenhafte Schweineeinfnhr ans Rußland und Öster¬<lb/> reich erinnert, die gerade die kleinsten bäuerlichen Wirtschaften hart trifft. Sodann<lb/> muß die unheilvolle Wirksamkeit der Rentengutsgesetzgebnng der Generalkommission<lb/> beseitigt werden, die, statt dem gleichen nationalen Zwecke zu dienen, wider Willen<lb/> des Gesetzgebers dank der Buchstabeuauslegung geradezu eine polnische Besiedlung<lb/> fördert, und zwar mit dem Gelde deutscher Steuerzahler. Wohlthuend berührt es,<lb/> daß eine deutschnatiouale Privatunternehmung gleichen Zieles, die Landbank in<lb/> Berlin, im Gegensatz zur Generalkommission bloß an deutsche Ansiedler ihre<lb/> Güter aufteilt, obwohl dadurch fraglos der Geschäftsbetrieb erschwert und das Er¬<lb/> trägnis gemindert wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_1884"> Bei aller Wichtigkeit dieser materiellen Seite darf auch der ideale Kampf nicht<lb/> vernachlässigt und der Wert des deutschen Unterrichts nicht unterschätzt werden. An¬<lb/> gesichts des Mißbrauchs, deu das Polentum mit dem katholischen Glanben zu Gunsten<lb/> seiner Interessen treibt, hat die konfessionelle Volksschule der Simultanschule weichen<lb/> müssen, da sonst das deutschkatholische Kind rettungslos sein angebornes Volkstum<lb/> verlieren würde. Hieraus hat der polnische Klerus die nirgends gesetzlich gewähr¬<lb/> leistete Forderung aufgestellt, daß den Polenkindern in ihrer Muttersprache der<lb/> Religionsunterricht erteilt werden müßte. Der ganze Volksschuluuterricht soll auf<lb/> religiöser Grundlage beruhen, sowohl in der konfessionellen als der Simultanschule.<lb/> Der Unterricht darf in keinem Fache dem Kinde unverständlich bleiben. Hierfür<lb/> hat die Vorbildung des Lehrers zu sorgen, und in den polnischen Provinzen soll<lb/> nur eine Auswahl gut dotirter Kräfte wirken, wie dies anfangs auch durch die<lb/> Regierung geschehen ist. Die polnische Geistlichkeit hat auch gar nicht das Seelen¬<lb/> heil der Kinder, sondern die Nationalität im Ange, von der der katholische Priester<lb/> ini übrigen Deutschland häufig genug nur zu sehr losgelöst ist. Eine deutsche<lb/> Volksschule bleibt immer nur Stückwerk, wenn der Religionsunterricht polnisch und<lb/> von fanatischen Geistlichen erteilt wird. Wenn sonst der Pfarrer auch der geborne<lb/> Schulinspektor sein mag, ein polnischer Priester ist doch der Feind der deutschen<lb/> Schule und des deutschen Lehrers. Wie glimpflich verfährt aber die Negierung<lb/> mit solchen Hctzkaplänen. Sie werden von der Schulaufsicht entbunden und bleiben<lb/> im Lande. Während des Kulturkampfs faßte man deutsche Priester derber an; der<lb/> polnische Pfarrer ist und bleibt ein Feind des Preußischen Staats und muß als<lb/> solcher mit aller Strenge behandelt werden.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Litteratur</head><lb/> <p xml:id="ID_1885" next="#ID_1886"> In den letzten Tagen des vergangnen Jahres ist ein sehr zeitgemäßes Büchlein<lb/> wiederum erschienen, der Almanach für die kaiserliche und königliche Kriegs¬<lb/> marine 1898 (18. Jahrgang; in Kommission bei Herold u. Comp., Wien;<lb/> Preis 4,20 Mark). Die deutsche Marinelittcratur entbehrt ja noch eines solchen<lb/> handlichen Taschenbuches, das alles Wissenswerte über das Material der Kriegs¬<lb/> flotte» enthält; aber der uns jetzt wieder in neuer Auflage vorliegende österreichische<lb/> Marinealmanach macht die Lücke weniger fühlbar. Ja in der gegenwärtigen be¬<lb/> wegten Zeit des Kampfes für und wider die größere Flotte ist dieser mit Ge¬<lb/> nehmigung des österreichischen Reichskriegsministeriums herausgcgebne Almanach<lb/> vielleicht ein wirksameres Agitationsmittel, als es ein ans Veranlassung unsers<lb/> Rcichsmnrineamts verfaßtes derartiges Taschenbuch wäre. Denn gegen ein solches</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0513]
kann, da die Regierung in diesem Fall jederzeit die Grenze zuzuschließen in der
Lage ist. Es sei nur an die massenhafte Schweineeinfnhr ans Rußland und Öster¬
reich erinnert, die gerade die kleinsten bäuerlichen Wirtschaften hart trifft. Sodann
muß die unheilvolle Wirksamkeit der Rentengutsgesetzgebnng der Generalkommission
beseitigt werden, die, statt dem gleichen nationalen Zwecke zu dienen, wider Willen
des Gesetzgebers dank der Buchstabeuauslegung geradezu eine polnische Besiedlung
fördert, und zwar mit dem Gelde deutscher Steuerzahler. Wohlthuend berührt es,
daß eine deutschnatiouale Privatunternehmung gleichen Zieles, die Landbank in
Berlin, im Gegensatz zur Generalkommission bloß an deutsche Ansiedler ihre
Güter aufteilt, obwohl dadurch fraglos der Geschäftsbetrieb erschwert und das Er¬
trägnis gemindert wird.
Bei aller Wichtigkeit dieser materiellen Seite darf auch der ideale Kampf nicht
vernachlässigt und der Wert des deutschen Unterrichts nicht unterschätzt werden. An¬
gesichts des Mißbrauchs, deu das Polentum mit dem katholischen Glanben zu Gunsten
seiner Interessen treibt, hat die konfessionelle Volksschule der Simultanschule weichen
müssen, da sonst das deutschkatholische Kind rettungslos sein angebornes Volkstum
verlieren würde. Hieraus hat der polnische Klerus die nirgends gesetzlich gewähr¬
leistete Forderung aufgestellt, daß den Polenkindern in ihrer Muttersprache der
Religionsunterricht erteilt werden müßte. Der ganze Volksschuluuterricht soll auf
religiöser Grundlage beruhen, sowohl in der konfessionellen als der Simultanschule.
Der Unterricht darf in keinem Fache dem Kinde unverständlich bleiben. Hierfür
hat die Vorbildung des Lehrers zu sorgen, und in den polnischen Provinzen soll
nur eine Auswahl gut dotirter Kräfte wirken, wie dies anfangs auch durch die
Regierung geschehen ist. Die polnische Geistlichkeit hat auch gar nicht das Seelen¬
heil der Kinder, sondern die Nationalität im Ange, von der der katholische Priester
ini übrigen Deutschland häufig genug nur zu sehr losgelöst ist. Eine deutsche
Volksschule bleibt immer nur Stückwerk, wenn der Religionsunterricht polnisch und
von fanatischen Geistlichen erteilt wird. Wenn sonst der Pfarrer auch der geborne
Schulinspektor sein mag, ein polnischer Priester ist doch der Feind der deutschen
Schule und des deutschen Lehrers. Wie glimpflich verfährt aber die Negierung
mit solchen Hctzkaplänen. Sie werden von der Schulaufsicht entbunden und bleiben
im Lande. Während des Kulturkampfs faßte man deutsche Priester derber an; der
polnische Pfarrer ist und bleibt ein Feind des Preußischen Staats und muß als
solcher mit aller Strenge behandelt werden.
Litteratur
In den letzten Tagen des vergangnen Jahres ist ein sehr zeitgemäßes Büchlein
wiederum erschienen, der Almanach für die kaiserliche und königliche Kriegs¬
marine 1898 (18. Jahrgang; in Kommission bei Herold u. Comp., Wien;
Preis 4,20 Mark). Die deutsche Marinelittcratur entbehrt ja noch eines solchen
handlichen Taschenbuches, das alles Wissenswerte über das Material der Kriegs¬
flotte» enthält; aber der uns jetzt wieder in neuer Auflage vorliegende österreichische
Marinealmanach macht die Lücke weniger fühlbar. Ja in der gegenwärtigen be¬
wegten Zeit des Kampfes für und wider die größere Flotte ist dieser mit Ge¬
nehmigung des österreichischen Reichskriegsministeriums herausgcgebne Almanach
vielleicht ein wirksameres Agitationsmittel, als es ein ans Veranlassung unsers
Rcichsmnrineamts verfaßtes derartiges Taschenbuch wäre. Denn gegen ein solches
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