Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.diesem niedrigen Preise nicht haben. Wir schließen mit dem Wunsche, daß die Sozialauslese (Fortsetzung) le verkehrte Politik, zu der man von Ammons "naturwissen¬ diesem niedrigen Preise nicht haben. Wir schließen mit dem Wunsche, daß die Sozialauslese (Fortsetzung) le verkehrte Politik, zu der man von Ammons „naturwissen¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0480" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/227382"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1735" prev="#ID_1734"> diesem niedrigen Preise nicht haben. Wir schließen mit dem Wunsche, daß die<lb/> öffentlichen Fernsprechstellen bald angemessen vermehrt, bequemer eingerichtet<lb/> und besser gelüftet und ihre Lokaltarife auf 10 Pfennige herabgesetzt werden.<lb/> Zu verlieren ist dabei ganz sicher nichts, denn die Lokalgespräche sind in ihnen<lb/> selten und bringen herzlich wenig ein, und die Ferngesprächsgebühr bleibt ja<lb/> unberührt. Wenn die rund 509000 jährlichen Gespräche in den öffentlichen<lb/> Sprachstellen der Neichstelegraphenverwaltung sämtlich Lokalgespräche wären,<lb/> so würde das eine Einnahme von 125 000 Mark bedeuten, und bei einer<lb/> Herabsetzung der Lokalgesprächsgebühr vou 25 auf 10 Pfennige einen<lb/> theoretischen Verlust von 75000 Mark, d. h. also ein so kleines Risiko, daß<lb/> es in einer so großen Verwaltung überhaupt nicht in Betracht kommt. That¬<lb/> sächlich dürften aber wohl die Hälfte dieser Gespräche Ferngespräche sein, sodaß<lb/> das Risiko schon aus 37000 Mark sänke. Da sich der Verkehr bei einer<lb/> solchen Ermäßigung aber bald verdreifachen würde, so wird ein Ausfall Wohl<lb/> überhaupt nicht stattfinden und nun eine bessere Ausnutzung der Anlagen<lb/> eintreten.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Sozialauslese<lb/> (Fortsetzung) </head><lb/> <p xml:id="ID_1736" next="#ID_1737"> le verkehrte Politik, zu der man von Ammons „naturwissen¬<lb/> schaftlicher" Grundlage aus gelangen kann, hat er gleich selbst<lb/> gelehrt. Vor allem bekämpft er das allgemeine Wahlrecht als<lb/> eine höchst verderbliche Einrichtung. Dabei legt er S. 196 eine<lb/> glänzende Probe ab von seiner wissenschaftlichen Genauigkeit und<lb/> Gewissenhaftigkeit auch außerhalb des uaturwisseiischaftlichen Gebiets, indem er<lb/> schreibt: „Durch das allgemeine Wahlrecht zum Reichstag ist Deutschland in<lb/> eine Lage versetzt, bei der die untern Klassen vermöge ihrer großen Kopfzahl<lb/> fast alle Macht besitzen, und es sich nur darum handeln kann, die infolge dessen<lb/> drohenden Gefahren womöglich abzuwenden." Das würde sich ja in einer<lb/> Wahlrede ganz gut ausnehmen, aber wenn es in einem Buche steht, so reicht<lb/> das Lesen dieses einen Satzes schon hin, den Kritiker zu überzeugen, daß dieses<lb/> Buch nicht in die wissenschaftliche Litteratur, sondern zu den Parteipamphleten<lb/> gehört. Denn in Wirklichkeit haben die Regierungen und die obern Zehn¬<lb/> tausend alle Macht, die untern Klassen gar keine. Nicht einmal der Reichstag,<lb/> wo doch die Vertreter der untern Klassen nur eine schwache Minderheit bilden,<lb/> hat irgendwelche Macht; er mag immerhin beschließen, daß seinen Mitgliedern</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0480]
diesem niedrigen Preise nicht haben. Wir schließen mit dem Wunsche, daß die
öffentlichen Fernsprechstellen bald angemessen vermehrt, bequemer eingerichtet
und besser gelüftet und ihre Lokaltarife auf 10 Pfennige herabgesetzt werden.
Zu verlieren ist dabei ganz sicher nichts, denn die Lokalgespräche sind in ihnen
selten und bringen herzlich wenig ein, und die Ferngesprächsgebühr bleibt ja
unberührt. Wenn die rund 509000 jährlichen Gespräche in den öffentlichen
Sprachstellen der Neichstelegraphenverwaltung sämtlich Lokalgespräche wären,
so würde das eine Einnahme von 125 000 Mark bedeuten, und bei einer
Herabsetzung der Lokalgesprächsgebühr vou 25 auf 10 Pfennige einen
theoretischen Verlust von 75000 Mark, d. h. also ein so kleines Risiko, daß
es in einer so großen Verwaltung überhaupt nicht in Betracht kommt. That¬
sächlich dürften aber wohl die Hälfte dieser Gespräche Ferngespräche sein, sodaß
das Risiko schon aus 37000 Mark sänke. Da sich der Verkehr bei einer
solchen Ermäßigung aber bald verdreifachen würde, so wird ein Ausfall Wohl
überhaupt nicht stattfinden und nun eine bessere Ausnutzung der Anlagen
eintreten.
Sozialauslese
(Fortsetzung)
le verkehrte Politik, zu der man von Ammons „naturwissen¬
schaftlicher" Grundlage aus gelangen kann, hat er gleich selbst
gelehrt. Vor allem bekämpft er das allgemeine Wahlrecht als
eine höchst verderbliche Einrichtung. Dabei legt er S. 196 eine
glänzende Probe ab von seiner wissenschaftlichen Genauigkeit und
Gewissenhaftigkeit auch außerhalb des uaturwisseiischaftlichen Gebiets, indem er
schreibt: „Durch das allgemeine Wahlrecht zum Reichstag ist Deutschland in
eine Lage versetzt, bei der die untern Klassen vermöge ihrer großen Kopfzahl
fast alle Macht besitzen, und es sich nur darum handeln kann, die infolge dessen
drohenden Gefahren womöglich abzuwenden." Das würde sich ja in einer
Wahlrede ganz gut ausnehmen, aber wenn es in einem Buche steht, so reicht
das Lesen dieses einen Satzes schon hin, den Kritiker zu überzeugen, daß dieses
Buch nicht in die wissenschaftliche Litteratur, sondern zu den Parteipamphleten
gehört. Denn in Wirklichkeit haben die Regierungen und die obern Zehn¬
tausend alle Macht, die untern Klassen gar keine. Nicht einmal der Reichstag,
wo doch die Vertreter der untern Klassen nur eine schwache Minderheit bilden,
hat irgendwelche Macht; er mag immerhin beschließen, daß seinen Mitgliedern
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