Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches Die Deckung des Flottenaufwauds. Das Reichsmarineamt hat seiner Sehen wir zunächst ab von den zum Vergleich der Marineausgaben mit den 1. Unsre bisherigen Ausgaben sür die Kriegsflotte steheu hinter denen aller 2. Die Aufwendungen für die Landesverteidigung überhaupt, einschließlich der Maßgebliches und Unmaßgebliches Die Deckung des Flottenaufwauds. Das Reichsmarineamt hat seiner Sehen wir zunächst ab von den zum Vergleich der Marineausgaben mit den 1. Unsre bisherigen Ausgaben sür die Kriegsflotte steheu hinter denen aller 2. Die Aufwendungen für die Landesverteidigung überhaupt, einschließlich der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0455" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/227357"/> </div> <div n="1"> <head> Maßgebliches und Unmaßgebliches</head><lb/> <div n="2"> <head> Die Deckung des Flottenaufwauds.</head> <p xml:id="ID_1657"> Das Reichsmarineamt hat seiner<lb/> Denkschrift über die Seeinteressen des Deutschen Reichs eine zweite folgen lassen:<lb/> „Die Ausgaben für Flotte und Landheer und ihre Stellung im Haushalt der<lb/> wichtigsten Großstaaten." Zweck und Gegenstand der „Untersuchung" ist, die An¬<lb/> nahme zu widerlegen, daß der bisherige Aufwand des Deutschen Reichs für Heer<lb/> und Flotte schon unverhältnismäßig groß sei, die Ausgaben für Kulturzwecke in<lb/> nnzulässiger Weise beschränke und die Steuerkraft übermäßig in Anspruch nehme.<lb/> Ein zutreffendes Urteil hierüber, meint der Nationalökonom und Statistiker unsrer<lb/> Marine, sei nur durch eine zahlenmäßige Untersuchung zu gewinnen, die es möglich<lb/> mache, die Höhe der militärischen, insbesondre der Marineausgaben in Deutschland<lb/> an dem entsprechenden Aufwand der andern Großstaaten und an den von der<lb/> Kriegsflotte zu schützenden Werten zu messen, die finanziellen Leistungen für die<lb/> Machtstellung des Landes mit denen für die sonstigen Zwecke des Gemeinlebens<lb/> zu vergleichen und die Steuerkasten zu bestimmen, die in den verschiednen Ländern<lb/> aus den militärischen Anforderungen erwachsen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1658"> Sehen wir zunächst ab von den zum Vergleich der Marineausgaben mit den<lb/> Von der Kriegsflotte zu schützenden Werten gegebnen Zahlen, so sind folgende drei<lb/> für die Beurteilung der Kostenfrage außerordentlich wichtige Thatsachen in der<lb/> Denkschrift erwiesen:</p><lb/> <p xml:id="ID_1659"> 1. Unsre bisherigen Ausgaben sür die Kriegsflotte steheu hinter denen aller<lb/> andern europäischen Großstaaten, mit Ausnahme von Österreich, und hinter denen<lb/> der Vereinigten Staaten von Nordamerika zurück. Der Marineaufwand betrug<lb/> 1890 bis 1397 in Deutschland (mit Pensionen) 703 433 000 Mark, also durch¬<lb/> schnittlich im Jahre 37 929 000; in Rußland (ohne Pensionen) 890 455 000 Mark,<lb/> also durchschnittlich 111307000 Mark; in Frankreich (mit Pensionen) 1814156000<lb/> Mark, also durchschnittlich 226 769 000; in Großbritannien (mit Pensionen)<lb/> 2 376 420 000 Mark, also durchschnittlich 359427 000. Ferner in der Periode<lb/> 1890 bis 1896, und zwar überall ohne Pensionen: in Deutschland 570487000<lb/> Mark (Durchschuitt: 81493000); in Italien 581375 000 Mark (Durchschnitt:<lb/> 83054000); in deu Vereinigten Staaten von Nordamerika 866916000 Mark<lb/> (Durchschnitt: 123 345 000).</p><lb/> <p xml:id="ID_1660"> 2. Die Aufwendungen für die Landesverteidigung überhaupt, einschließlich der<lb/> Ausgaben für die Schuld, sind in Deutschland sehr mäßig gegenüber den andern<lb/> Großstaaten, im Verhältnis zur Gesamtheit der „öffentlichen Ausgaben" niedriger,<lb/> als irgendwo sonst. Es betrugen 1897/98 in Deutschland alle öffentlichen Aus¬<lb/> gaben auf den Kopf der Bevölkerung berechnet: 38 Mark 98 Pfennige, dagegen<lb/> die Ausgaben für Landesverteidigung und Schuld: 18 Mark 51 Pfennige, also<lb/> 47,5 Prozent der Gesamtausgabe. Die entsprechenden Zahlen waren 1897 in<lb/> Österreich: 33 Mark 27 Pfennige und 16 Mark 90 Pfennige, also 50.8 Prozent;<lb/> 1897 in Frankreich: 65 Mark 6 Pfennige und 41 Mark 3 Pfennige, also<lb/> 63,1 Prozent; 1896/97 in Italien: 36 Mark 73 Pfennige und 26 Mark<lb/> 27 Pfennige, also 72.6 Prozent; 1896/97 in Großbritannien: 44 Mark 88 Pfennige<lb/> und 32 Mark 69 Pfennige, also 72.8 Prozent; 1896/97 in Rußland: 19 Mark<lb/> 6 Pfennige und 9 Mark 57 Pfennige, also 51,2 Prozent; in den Vereinigten<lb/> Staaten von Nordamerika: 25 Mark 93 Pfennige und 15 Mark 6 Pfennige, also<lb/> S3.1 Prozent.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0455]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Die Deckung des Flottenaufwauds. Das Reichsmarineamt hat seiner
Denkschrift über die Seeinteressen des Deutschen Reichs eine zweite folgen lassen:
„Die Ausgaben für Flotte und Landheer und ihre Stellung im Haushalt der
wichtigsten Großstaaten." Zweck und Gegenstand der „Untersuchung" ist, die An¬
nahme zu widerlegen, daß der bisherige Aufwand des Deutschen Reichs für Heer
und Flotte schon unverhältnismäßig groß sei, die Ausgaben für Kulturzwecke in
nnzulässiger Weise beschränke und die Steuerkraft übermäßig in Anspruch nehme.
Ein zutreffendes Urteil hierüber, meint der Nationalökonom und Statistiker unsrer
Marine, sei nur durch eine zahlenmäßige Untersuchung zu gewinnen, die es möglich
mache, die Höhe der militärischen, insbesondre der Marineausgaben in Deutschland
an dem entsprechenden Aufwand der andern Großstaaten und an den von der
Kriegsflotte zu schützenden Werten zu messen, die finanziellen Leistungen für die
Machtstellung des Landes mit denen für die sonstigen Zwecke des Gemeinlebens
zu vergleichen und die Steuerkasten zu bestimmen, die in den verschiednen Ländern
aus den militärischen Anforderungen erwachsen.
Sehen wir zunächst ab von den zum Vergleich der Marineausgaben mit den
Von der Kriegsflotte zu schützenden Werten gegebnen Zahlen, so sind folgende drei
für die Beurteilung der Kostenfrage außerordentlich wichtige Thatsachen in der
Denkschrift erwiesen:
1. Unsre bisherigen Ausgaben sür die Kriegsflotte steheu hinter denen aller
andern europäischen Großstaaten, mit Ausnahme von Österreich, und hinter denen
der Vereinigten Staaten von Nordamerika zurück. Der Marineaufwand betrug
1890 bis 1397 in Deutschland (mit Pensionen) 703 433 000 Mark, also durch¬
schnittlich im Jahre 37 929 000; in Rußland (ohne Pensionen) 890 455 000 Mark,
also durchschnittlich 111307000 Mark; in Frankreich (mit Pensionen) 1814156000
Mark, also durchschnittlich 226 769 000; in Großbritannien (mit Pensionen)
2 376 420 000 Mark, also durchschnittlich 359427 000. Ferner in der Periode
1890 bis 1896, und zwar überall ohne Pensionen: in Deutschland 570487000
Mark (Durchschuitt: 81493000); in Italien 581375 000 Mark (Durchschnitt:
83054000); in deu Vereinigten Staaten von Nordamerika 866916000 Mark
(Durchschnitt: 123 345 000).
2. Die Aufwendungen für die Landesverteidigung überhaupt, einschließlich der
Ausgaben für die Schuld, sind in Deutschland sehr mäßig gegenüber den andern
Großstaaten, im Verhältnis zur Gesamtheit der „öffentlichen Ausgaben" niedriger,
als irgendwo sonst. Es betrugen 1897/98 in Deutschland alle öffentlichen Aus¬
gaben auf den Kopf der Bevölkerung berechnet: 38 Mark 98 Pfennige, dagegen
die Ausgaben für Landesverteidigung und Schuld: 18 Mark 51 Pfennige, also
47,5 Prozent der Gesamtausgabe. Die entsprechenden Zahlen waren 1897 in
Österreich: 33 Mark 27 Pfennige und 16 Mark 90 Pfennige, also 50.8 Prozent;
1897 in Frankreich: 65 Mark 6 Pfennige und 41 Mark 3 Pfennige, also
63,1 Prozent; 1896/97 in Italien: 36 Mark 73 Pfennige und 26 Mark
27 Pfennige, also 72.6 Prozent; 1896/97 in Großbritannien: 44 Mark 88 Pfennige
und 32 Mark 69 Pfennige, also 72.8 Prozent; 1896/97 in Rußland: 19 Mark
6 Pfennige und 9 Mark 57 Pfennige, also 51,2 Prozent; in den Vereinigten
Staaten von Nordamerika: 25 Mark 93 Pfennige und 15 Mark 6 Pfennige, also
S3.1 Prozent.
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