Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

3. Die Belastung der deutschen Bevölkerung durch "öffentliche Abgaben"
-- abgesehen von der wesentlich ärmern russischen Bevölkerung-- ist geringer,
als in irgend einem der andern europäischen Großstaaten oder in der nordameri-
kanischen Union. Es beliefen sich nämlich, auf den Kopf der Bevölkerung be¬
rechnet, in Deutschland die öffentlichen Ausgaben (wie oben schon gesagt) aus
38 Mark 93 Pfennige und die öffentlichen Abgaben ans 22 Mark 31 Pfennige;
dagegen in Österreich: 33 Mark 27 Pfennige Ausgaben gegen 31 Mark 88 Pfennige
Abgaben: in Frankreich: 65 Mark 66 Pfennige Ausgaben gegen 60 Mark 95 Pfennige
Abgaben; in Italien: 36 Mark 73 Pfennige Ausgaben gegen 32 Mark 36 Pfennige
Abgaben; in Großbritannien: 44 Mark 88 Pfennige Ausgaben gegen 41 Mark
64 Pfennige Abgaben; in Rußland: 19 Mark 6 Pfennige Ausgaben gegen 15 Mark
1 Pfennig Abgaben; in den Vereinigten Staaten von Nordamerika: 25 Mark
93 Pfennige Ausgaben gegen 23 Mark 72 Pfennige Abgaben.

Das sind in der That Zahlen, die nicht nur jedem Gebildeten in Deutschland
bekannt sein sollten, sondern dem ganzen Volk zum Verständnis gebracht werden
müßten. Adolf Wagner hatte nnr zu sehr recht, als er in seinem Flottengutachten
in der "Allgemeinen Zeitung" sagte, man müsse sich nicht einbilden, daß man ein
großes Volk sein, ein großes modernes Gemeinwesen darstellen könne, ohne daß
es etwas ordentliches koste. Das hätten alle andern großen Völker längst gelernt,
nur wir leider immer noch nicht. Und doch koste es uns weniger als jedes andre,
gerade weil wir "keine unproduktiven Schulden" hätten. Wollten wir im neun¬
zehnten und zwanzigsten Jahrhundert der Welt wieder das jämmerliche Schauspiel
geben, wie im fünfzehnten und sechzehnten? , Wieder keinen "gemeinen Pfennig"
aufbringen, wie zur Zeit der Hussiten- und Türkenkriege, "wo man höhnisch das
"Deutsche Reich grüßen ließ," wenn es mit Stenerfvrdcrnngen kam?" "Sollten
wir wirklich gar nichts gelernt haben! Dann innre freilich an unsrer Nation zu
verzweifeln. Dann hätten wir ein 1870/71 anch nicht verdient. Es giebt kein
traurigeres Zeichen, als daß keine politische Partei offen wagt, ihren Wählern zu
sagen: im Opfer bringen für das Gemeinwesen liegt die erste Pflicht, aber auch
die beste Kapitalanlage, die ein Volk und jeder einzelne gute Volksgenosse machen
kann. Finanziell haben wir ohne jede wesentliche Schwierigkeit die Macht, eine
Flotte gleich der französischen zu erlangen, eine so bescheidne Verstärkung, wie die
jetzt verlangte, ist finanziell gar kein Objekt." Auch Schäffle, der die augenblick-
liche Finanzlage nicht einmal so rosig ansehen will, sagt in seinem Gutachten aus¬
drücklich: "Die Steuerkraft der Nation erträgt eine Steigerung der Ausgaben für
notwendige Ergänzungen und Verbesserungen der Seestreitkräfte. Jeder Kenner
der vergleichenden Steuergesetzgebung und Finanzstatistik müsse zugeben, daß eine
ganze Reihe vou Stenerqncllen, welche in andern Staaten, darunter auch England,
die reichsten Erträge geben, von der deutschen Finanzknust teils noch gar nicht an¬
gebohrt, teils nnr schwach ausgeschöpft sind." Aber auch berufne Beurteiler unsrer
nationalen Finanzkraft aus der Praxis haben sich schon mit allem Nachdruck in
gleichem Sinne ausgesprochen. So erklärt unter anderen der Herausgeber des
"Deutschen Ökonomisten," eines der angesehensten Bank- und Finanzblätter Deutsch¬
lands, W. Christians, in seinem Gutachten in der "Allgemeinen Zeitung" kurz und
bündig: "Gegenüber einer blühenden Industrie wiegen die Marinelasten leicht."
Und in seinem Blatte wird in einer Besprechung der zweiten Denkschrift des
Neichsmcirineamts ausgeführt, es würde zwar niemals gelingen, zahlenmäßig den
Gegnern der Flottenvcrstärt'ung zu beweisen, daß Deutschland nicht zu arm sei,
auch eine im Verhältnis zu andern Großstaaten klein erscheinende Mehrausgabe zu


Maßgebliches und Unmaßgebliches

3. Die Belastung der deutschen Bevölkerung durch „öffentliche Abgaben"
— abgesehen von der wesentlich ärmern russischen Bevölkerung— ist geringer,
als in irgend einem der andern europäischen Großstaaten oder in der nordameri-
kanischen Union. Es beliefen sich nämlich, auf den Kopf der Bevölkerung be¬
rechnet, in Deutschland die öffentlichen Ausgaben (wie oben schon gesagt) aus
38 Mark 93 Pfennige und die öffentlichen Abgaben ans 22 Mark 31 Pfennige;
dagegen in Österreich: 33 Mark 27 Pfennige Ausgaben gegen 31 Mark 88 Pfennige
Abgaben: in Frankreich: 65 Mark 66 Pfennige Ausgaben gegen 60 Mark 95 Pfennige
Abgaben; in Italien: 36 Mark 73 Pfennige Ausgaben gegen 32 Mark 36 Pfennige
Abgaben; in Großbritannien: 44 Mark 88 Pfennige Ausgaben gegen 41 Mark
64 Pfennige Abgaben; in Rußland: 19 Mark 6 Pfennige Ausgaben gegen 15 Mark
1 Pfennig Abgaben; in den Vereinigten Staaten von Nordamerika: 25 Mark
93 Pfennige Ausgaben gegen 23 Mark 72 Pfennige Abgaben.

Das sind in der That Zahlen, die nicht nur jedem Gebildeten in Deutschland
bekannt sein sollten, sondern dem ganzen Volk zum Verständnis gebracht werden
müßten. Adolf Wagner hatte nnr zu sehr recht, als er in seinem Flottengutachten
in der „Allgemeinen Zeitung" sagte, man müsse sich nicht einbilden, daß man ein
großes Volk sein, ein großes modernes Gemeinwesen darstellen könne, ohne daß
es etwas ordentliches koste. Das hätten alle andern großen Völker längst gelernt,
nur wir leider immer noch nicht. Und doch koste es uns weniger als jedes andre,
gerade weil wir „keine unproduktiven Schulden" hätten. Wollten wir im neun¬
zehnten und zwanzigsten Jahrhundert der Welt wieder das jämmerliche Schauspiel
geben, wie im fünfzehnten und sechzehnten? , Wieder keinen „gemeinen Pfennig"
aufbringen, wie zur Zeit der Hussiten- und Türkenkriege, „wo man höhnisch das
»Deutsche Reich grüßen ließ,« wenn es mit Stenerfvrdcrnngen kam?" „Sollten
wir wirklich gar nichts gelernt haben! Dann innre freilich an unsrer Nation zu
verzweifeln. Dann hätten wir ein 1870/71 anch nicht verdient. Es giebt kein
traurigeres Zeichen, als daß keine politische Partei offen wagt, ihren Wählern zu
sagen: im Opfer bringen für das Gemeinwesen liegt die erste Pflicht, aber auch
die beste Kapitalanlage, die ein Volk und jeder einzelne gute Volksgenosse machen
kann. Finanziell haben wir ohne jede wesentliche Schwierigkeit die Macht, eine
Flotte gleich der französischen zu erlangen, eine so bescheidne Verstärkung, wie die
jetzt verlangte, ist finanziell gar kein Objekt." Auch Schäffle, der die augenblick-
liche Finanzlage nicht einmal so rosig ansehen will, sagt in seinem Gutachten aus¬
drücklich: „Die Steuerkraft der Nation erträgt eine Steigerung der Ausgaben für
notwendige Ergänzungen und Verbesserungen der Seestreitkräfte. Jeder Kenner
der vergleichenden Steuergesetzgebung und Finanzstatistik müsse zugeben, daß eine
ganze Reihe vou Stenerqncllen, welche in andern Staaten, darunter auch England,
die reichsten Erträge geben, von der deutschen Finanzknust teils noch gar nicht an¬
gebohrt, teils nnr schwach ausgeschöpft sind." Aber auch berufne Beurteiler unsrer
nationalen Finanzkraft aus der Praxis haben sich schon mit allem Nachdruck in
gleichem Sinne ausgesprochen. So erklärt unter anderen der Herausgeber des
„Deutschen Ökonomisten," eines der angesehensten Bank- und Finanzblätter Deutsch¬
lands, W. Christians, in seinem Gutachten in der „Allgemeinen Zeitung" kurz und
bündig: „Gegenüber einer blühenden Industrie wiegen die Marinelasten leicht."
Und in seinem Blatte wird in einer Besprechung der zweiten Denkschrift des
Neichsmcirineamts ausgeführt, es würde zwar niemals gelingen, zahlenmäßig den
Gegnern der Flottenvcrstärt'ung zu beweisen, daß Deutschland nicht zu arm sei,
auch eine im Verhältnis zu andern Großstaaten klein erscheinende Mehrausgabe zu


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0456" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/227358"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_1661"> 3. Die Belastung der deutschen Bevölkerung durch &#x201E;öffentliche Abgaben"<lb/>
&#x2014; abgesehen von der wesentlich ärmern russischen Bevölkerung&#x2014; ist geringer,<lb/>
als in irgend einem der andern europäischen Großstaaten oder in der nordameri-<lb/>
kanischen Union. Es beliefen sich nämlich, auf den Kopf der Bevölkerung be¬<lb/>
rechnet, in Deutschland die öffentlichen Ausgaben (wie oben schon gesagt) aus<lb/>
38 Mark 93 Pfennige und die öffentlichen Abgaben ans 22 Mark 31 Pfennige;<lb/>
dagegen in Österreich: 33 Mark 27 Pfennige Ausgaben gegen 31 Mark 88 Pfennige<lb/>
Abgaben: in Frankreich: 65 Mark 66 Pfennige Ausgaben gegen 60 Mark 95 Pfennige<lb/>
Abgaben; in Italien: 36 Mark 73 Pfennige Ausgaben gegen 32 Mark 36 Pfennige<lb/>
Abgaben; in Großbritannien: 44 Mark 88 Pfennige Ausgaben gegen 41 Mark<lb/>
64 Pfennige Abgaben; in Rußland: 19 Mark 6 Pfennige Ausgaben gegen 15 Mark<lb/>
1 Pfennig Abgaben; in den Vereinigten Staaten von Nordamerika: 25 Mark<lb/>
93 Pfennige Ausgaben gegen 23 Mark 72 Pfennige Abgaben.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1662" next="#ID_1663"> Das sind in der That Zahlen, die nicht nur jedem Gebildeten in Deutschland<lb/>
bekannt sein sollten, sondern dem ganzen Volk zum Verständnis gebracht werden<lb/>
müßten. Adolf Wagner hatte nnr zu sehr recht, als er in seinem Flottengutachten<lb/>
in der &#x201E;Allgemeinen Zeitung" sagte, man müsse sich nicht einbilden, daß man ein<lb/>
großes Volk sein, ein großes modernes Gemeinwesen darstellen könne, ohne daß<lb/>
es etwas ordentliches koste. Das hätten alle andern großen Völker längst gelernt,<lb/>
nur wir leider immer noch nicht. Und doch koste es uns weniger als jedes andre,<lb/>
gerade weil wir &#x201E;keine unproduktiven Schulden" hätten. Wollten wir im neun¬<lb/>
zehnten und zwanzigsten Jahrhundert der Welt wieder das jämmerliche Schauspiel<lb/>
geben, wie im fünfzehnten und sechzehnten? , Wieder keinen &#x201E;gemeinen Pfennig"<lb/>
aufbringen, wie zur Zeit der Hussiten- und Türkenkriege, &#x201E;wo man höhnisch das<lb/>
»Deutsche Reich grüßen ließ,« wenn es mit Stenerfvrdcrnngen kam?" &#x201E;Sollten<lb/>
wir wirklich gar nichts gelernt haben! Dann innre freilich an unsrer Nation zu<lb/>
verzweifeln. Dann hätten wir ein 1870/71 anch nicht verdient. Es giebt kein<lb/>
traurigeres Zeichen, als daß keine politische Partei offen wagt, ihren Wählern zu<lb/>
sagen: im Opfer bringen für das Gemeinwesen liegt die erste Pflicht, aber auch<lb/>
die beste Kapitalanlage, die ein Volk und jeder einzelne gute Volksgenosse machen<lb/>
kann. Finanziell haben wir ohne jede wesentliche Schwierigkeit die Macht, eine<lb/>
Flotte gleich der französischen zu erlangen, eine so bescheidne Verstärkung, wie die<lb/>
jetzt verlangte, ist finanziell gar kein Objekt." Auch Schäffle, der die augenblick-<lb/>
liche Finanzlage nicht einmal so rosig ansehen will, sagt in seinem Gutachten aus¬<lb/>
drücklich: &#x201E;Die Steuerkraft der Nation erträgt eine Steigerung der Ausgaben für<lb/>
notwendige Ergänzungen und Verbesserungen der Seestreitkräfte. Jeder Kenner<lb/>
der vergleichenden Steuergesetzgebung und Finanzstatistik müsse zugeben, daß eine<lb/>
ganze Reihe vou Stenerqncllen, welche in andern Staaten, darunter auch England,<lb/>
die reichsten Erträge geben, von der deutschen Finanzknust teils noch gar nicht an¬<lb/>
gebohrt, teils nnr schwach ausgeschöpft sind." Aber auch berufne Beurteiler unsrer<lb/>
nationalen Finanzkraft aus der Praxis haben sich schon mit allem Nachdruck in<lb/>
gleichem Sinne ausgesprochen. So erklärt unter anderen der Herausgeber des<lb/>
&#x201E;Deutschen Ökonomisten," eines der angesehensten Bank- und Finanzblätter Deutsch¬<lb/>
lands, W. Christians, in seinem Gutachten in der &#x201E;Allgemeinen Zeitung" kurz und<lb/>
bündig: &#x201E;Gegenüber einer blühenden Industrie wiegen die Marinelasten leicht."<lb/>
Und in seinem Blatte wird in einer Besprechung der zweiten Denkschrift des<lb/>
Neichsmcirineamts ausgeführt, es würde zwar niemals gelingen, zahlenmäßig den<lb/>
Gegnern der Flottenvcrstärt'ung zu beweisen, daß Deutschland nicht zu arm sei,<lb/>
auch eine im Verhältnis zu andern Großstaaten klein erscheinende Mehrausgabe zu</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0456] Maßgebliches und Unmaßgebliches 3. Die Belastung der deutschen Bevölkerung durch „öffentliche Abgaben" — abgesehen von der wesentlich ärmern russischen Bevölkerung— ist geringer, als in irgend einem der andern europäischen Großstaaten oder in der nordameri- kanischen Union. Es beliefen sich nämlich, auf den Kopf der Bevölkerung be¬ rechnet, in Deutschland die öffentlichen Ausgaben (wie oben schon gesagt) aus 38 Mark 93 Pfennige und die öffentlichen Abgaben ans 22 Mark 31 Pfennige; dagegen in Österreich: 33 Mark 27 Pfennige Ausgaben gegen 31 Mark 88 Pfennige Abgaben: in Frankreich: 65 Mark 66 Pfennige Ausgaben gegen 60 Mark 95 Pfennige Abgaben; in Italien: 36 Mark 73 Pfennige Ausgaben gegen 32 Mark 36 Pfennige Abgaben; in Großbritannien: 44 Mark 88 Pfennige Ausgaben gegen 41 Mark 64 Pfennige Abgaben; in Rußland: 19 Mark 6 Pfennige Ausgaben gegen 15 Mark 1 Pfennig Abgaben; in den Vereinigten Staaten von Nordamerika: 25 Mark 93 Pfennige Ausgaben gegen 23 Mark 72 Pfennige Abgaben. Das sind in der That Zahlen, die nicht nur jedem Gebildeten in Deutschland bekannt sein sollten, sondern dem ganzen Volk zum Verständnis gebracht werden müßten. Adolf Wagner hatte nnr zu sehr recht, als er in seinem Flottengutachten in der „Allgemeinen Zeitung" sagte, man müsse sich nicht einbilden, daß man ein großes Volk sein, ein großes modernes Gemeinwesen darstellen könne, ohne daß es etwas ordentliches koste. Das hätten alle andern großen Völker längst gelernt, nur wir leider immer noch nicht. Und doch koste es uns weniger als jedes andre, gerade weil wir „keine unproduktiven Schulden" hätten. Wollten wir im neun¬ zehnten und zwanzigsten Jahrhundert der Welt wieder das jämmerliche Schauspiel geben, wie im fünfzehnten und sechzehnten? , Wieder keinen „gemeinen Pfennig" aufbringen, wie zur Zeit der Hussiten- und Türkenkriege, „wo man höhnisch das »Deutsche Reich grüßen ließ,« wenn es mit Stenerfvrdcrnngen kam?" „Sollten wir wirklich gar nichts gelernt haben! Dann innre freilich an unsrer Nation zu verzweifeln. Dann hätten wir ein 1870/71 anch nicht verdient. Es giebt kein traurigeres Zeichen, als daß keine politische Partei offen wagt, ihren Wählern zu sagen: im Opfer bringen für das Gemeinwesen liegt die erste Pflicht, aber auch die beste Kapitalanlage, die ein Volk und jeder einzelne gute Volksgenosse machen kann. Finanziell haben wir ohne jede wesentliche Schwierigkeit die Macht, eine Flotte gleich der französischen zu erlangen, eine so bescheidne Verstärkung, wie die jetzt verlangte, ist finanziell gar kein Objekt." Auch Schäffle, der die augenblick- liche Finanzlage nicht einmal so rosig ansehen will, sagt in seinem Gutachten aus¬ drücklich: „Die Steuerkraft der Nation erträgt eine Steigerung der Ausgaben für notwendige Ergänzungen und Verbesserungen der Seestreitkräfte. Jeder Kenner der vergleichenden Steuergesetzgebung und Finanzstatistik müsse zugeben, daß eine ganze Reihe vou Stenerqncllen, welche in andern Staaten, darunter auch England, die reichsten Erträge geben, von der deutschen Finanzknust teils noch gar nicht an¬ gebohrt, teils nnr schwach ausgeschöpft sind." Aber auch berufne Beurteiler unsrer nationalen Finanzkraft aus der Praxis haben sich schon mit allem Nachdruck in gleichem Sinne ausgesprochen. So erklärt unter anderen der Herausgeber des „Deutschen Ökonomisten," eines der angesehensten Bank- und Finanzblätter Deutsch¬ lands, W. Christians, in seinem Gutachten in der „Allgemeinen Zeitung" kurz und bündig: „Gegenüber einer blühenden Industrie wiegen die Marinelasten leicht." Und in seinem Blatte wird in einer Besprechung der zweiten Denkschrift des Neichsmcirineamts ausgeführt, es würde zwar niemals gelingen, zahlenmäßig den Gegnern der Flottenvcrstärt'ung zu beweisen, daß Deutschland nicht zu arm sei, auch eine im Verhältnis zu andern Großstaaten klein erscheinende Mehrausgabe zu

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_226901
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_226901/456
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_226901/456>, abgerufen am 07.01.2025.