Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.Bellamys Gleichheit Theodor Duimcheu Von (Schluß) und die blödsinnige Zeitungswirtschaft unsrer Tage hat aufgehört, Die Häuser sind, abgesehen von den großen, die öffentlichen Zwecken Auch sonst ist natürlich alles mögliche für die öffentliche Gesundheitspflege Bellamys Gleichheit Theodor Duimcheu Von (Schluß) und die blödsinnige Zeitungswirtschaft unsrer Tage hat aufgehört, Die Häuser sind, abgesehen von den großen, die öffentlichen Zwecken Auch sonst ist natürlich alles mögliche für die öffentliche Gesundheitspflege <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0436" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/227338"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341867_226901/figures/grenzboten_341867_226901_227338_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Bellamys Gleichheit<lb/><note type="byline"> Theodor Duimcheu</note> Von (Schluß)</head><lb/> <p xml:id="ID_1546"> und die blödsinnige Zeitungswirtschaft unsrer Tage hat aufgehört,<lb/> denn zu cmnvneireu ist nichts mehr, und die Fälschung der öffent¬<lb/> lichen Meinung im Dienste bestimmter Interessengruppen ist un¬<lb/> möglich geworden, aber auch sonst ist der Druck sehr aus der<lb/> Mode gekommen: die Röllchen der Phonographen halten die<lb/> ausgesprochnen Gedanken fest. Schrift kennt man gar nicht mehr: es ist eine<lb/> hervorragende Leistung Ediths, daß sie aus alten Briefen ihrer Urgroßmutter<lb/> mit großer Mühe einige Zeilen entziffern kann. Selbst Schreibmaschinen<lb/> sind veraltet.</p><lb/> <p xml:id="ID_1547"> Die Häuser sind, abgesehen von den großen, die öffentlichen Zwecken<lb/> dienen, Familienhäuser im Villenstil. Sie sind von märchenhafter Reinlichkeit<lb/> und Gesundheit; das ist, abgesehen von dem häufigen Wechsel der Wüsche und<lb/> der Kleidung, der Teppiche, Gardinen und Portieren, namentlich die Folge<lb/> des Umstandes, daß jede Thätigkeit, die irgend etwas unangenehmes an sich<lb/> hatte, längst verschwunden ist. Als alle in gewissen Lehrjahren alle Arbeiten<lb/> verrichten mußten, und als man zum Beispiel zum Kloakenreinigeu höchstens<lb/> unter der Bedingung noch einen Erwachsenen gefunden hätte, daß er für seine<lb/> viertausend Dollars nur eine Stunde im Jahre solche Arbeit zu verrichten<lb/> brauche, hatten Chemie und Technik sehr rasch dafür gesorgt, die Abfallwässer<lb/> absolut geruchlos zu machen, die Fäkalien durch selbstthätige mechanische Ein¬<lb/> richtungen im Hause selbst in eine Form und Verpackung zu bringen, daß die<lb/> weitere Handhabung von jeder Unannehmlichkeit befreit war.</p><lb/> <p xml:id="ID_1548" next="#ID_1549"> Auch sonst ist natürlich alles mögliche für die öffentliche Gesundheitspflege<lb/> gethan. Kraft, Licht, Wärme, Elektrizität, kurz die verschiednen Formen der<lb/> Energie stehen in jedem Umfange zur Verfügung, seit man nicht nur die enormen<lb/> Petroleum- und Kohlenlager an Ort und Stelle in Energie verwandelt, nicht<lb/> nur die ungeheure Kraft der Flußläufe und Wasserfälle, sondern sogar die von<lb/> Ebbe und Flut in den Dienst der Menschen gezwungen hat. Das Leander-<lb/> Natatorium, wo Julian West mit seiner Gesellschaft ein mitternächtliches Bad<lb/> nimmt, ist mit seinen ungeheuern Wasserbecken, die von unten elektrisch dnrch-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0436]
[Abbildung]
Bellamys Gleichheit
Theodor Duimcheu Von (Schluß)
und die blödsinnige Zeitungswirtschaft unsrer Tage hat aufgehört,
denn zu cmnvneireu ist nichts mehr, und die Fälschung der öffent¬
lichen Meinung im Dienste bestimmter Interessengruppen ist un¬
möglich geworden, aber auch sonst ist der Druck sehr aus der
Mode gekommen: die Röllchen der Phonographen halten die
ausgesprochnen Gedanken fest. Schrift kennt man gar nicht mehr: es ist eine
hervorragende Leistung Ediths, daß sie aus alten Briefen ihrer Urgroßmutter
mit großer Mühe einige Zeilen entziffern kann. Selbst Schreibmaschinen
sind veraltet.
Die Häuser sind, abgesehen von den großen, die öffentlichen Zwecken
dienen, Familienhäuser im Villenstil. Sie sind von märchenhafter Reinlichkeit
und Gesundheit; das ist, abgesehen von dem häufigen Wechsel der Wüsche und
der Kleidung, der Teppiche, Gardinen und Portieren, namentlich die Folge
des Umstandes, daß jede Thätigkeit, die irgend etwas unangenehmes an sich
hatte, längst verschwunden ist. Als alle in gewissen Lehrjahren alle Arbeiten
verrichten mußten, und als man zum Beispiel zum Kloakenreinigeu höchstens
unter der Bedingung noch einen Erwachsenen gefunden hätte, daß er für seine
viertausend Dollars nur eine Stunde im Jahre solche Arbeit zu verrichten
brauche, hatten Chemie und Technik sehr rasch dafür gesorgt, die Abfallwässer
absolut geruchlos zu machen, die Fäkalien durch selbstthätige mechanische Ein¬
richtungen im Hause selbst in eine Form und Verpackung zu bringen, daß die
weitere Handhabung von jeder Unannehmlichkeit befreit war.
Auch sonst ist natürlich alles mögliche für die öffentliche Gesundheitspflege
gethan. Kraft, Licht, Wärme, Elektrizität, kurz die verschiednen Formen der
Energie stehen in jedem Umfange zur Verfügung, seit man nicht nur die enormen
Petroleum- und Kohlenlager an Ort und Stelle in Energie verwandelt, nicht
nur die ungeheure Kraft der Flußläufe und Wasserfälle, sondern sogar die von
Ebbe und Flut in den Dienst der Menschen gezwungen hat. Das Leander-
Natatorium, wo Julian West mit seiner Gesellschaft ein mitternächtliches Bad
nimmt, ist mit seinen ungeheuern Wasserbecken, die von unten elektrisch dnrch-
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