Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.Das deutsche Dorfwirtshaus durch ihre Höhe jedes weitere Fallen des Weltmarktpreises wett gemacht Es lohnt wahrlich nicht, sich länger bei diesen Fragen aufzuhalten, deren Das deutsche Dorfwirtshaus Line lvanderstudie er Bergwandrer, der bei sinkender Nacht noch das Joch über¬ Das deutsche Dorfwirtshaus durch ihre Höhe jedes weitere Fallen des Weltmarktpreises wett gemacht Es lohnt wahrlich nicht, sich länger bei diesen Fragen aufzuhalten, deren Das deutsche Dorfwirtshaus Line lvanderstudie er Bergwandrer, der bei sinkender Nacht noch das Joch über¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0306" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/227208"/> <fw type="header" place="top"> Das deutsche Dorfwirtshaus</fw><lb/> <p xml:id="ID_1026" prev="#ID_1025"> durch ihre Höhe jedes weitere Fallen des Weltmarktpreises wett gemacht<lb/> werden. Will man dann auch noch sagen, der Zoll verteuere das Brot nicht?<lb/> Auch wenn man das Müller- und Bäckergewerbe verstaatlicht haben wird,<lb/> wird das wahr bleiben. Und glaubt man denn weiter, sich damit trösten zu<lb/> können, daß Industrie und Handel die Millionen leicht aufbringen können, die<lb/> der Zoll der Landwirtschaft einbringt? Ja wer ist denn das in diesem Falle,<lb/> der zahlt? Unternehmer oder Arbeiter? Glaubt man wirklich, mit gutem Ge¬<lb/> wissen so ohne weiteres behaupten zu können, daß der Unternehmer zahlt, was<lb/> der Arbeiter mehr für Brot braucht? Und wie lange soll denn die Garantie<lb/> des Inlandspreises dauern? Doch unzweifelhaft für immer, entsprechend der<lb/> Höhe der Produktionskosten, in die natürlich die Verzinsung des Anlagekapitals,<lb/> mag die Anlage unvernünftig oder vernünftig sein, mit einzurechnen ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_1027"> Es lohnt wahrlich nicht, sich länger bei diesen Fragen aufzuhalten, deren<lb/> Beantwortung den verbündeten Regierungen so klar wie das Einmaleins sein<lb/> müßten, auch wenn sie nicht von so warmen Vertretern der wahren Interessen<lb/> der deutschen Landwirtschaft, wie Buchenberger und Conrad, erst kürzlich un¬<lb/> zweideutig gegeben und begründet worden wäre. Wir wollen heute nicht auf<lb/> Einzelheiten eingehen, die nächste Zukunft wird dazu leider mehr als reichlich<lb/> zwingen. Nur darüber möchten wir keinen Zweifel lassen: Wer Ruhe ver¬<lb/> langt in der Sozialpolitik, der soll auch Ruhe verlangen in der Agrarpolitik.<lb/> Wer sich den Agrariern gegenüber schwach zeigt, der darf den Sozialdemokraten<lb/><note type="byline"> /S</note> gegenüber nicht den Starken spielen! </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Das deutsche Dorfwirtshaus<lb/> Line lvanderstudie </head><lb/> <p xml:id="ID_1028" next="#ID_1029"> er Bergwandrer, der bei sinkender Nacht noch das Joch über¬<lb/> schritt, steigt auf kaum kenntlichen Pfad, über den sich gelegent¬<lb/> lich eine morsche Wettertanne gelegt hat, ins Thal hinab. Durch<lb/> das Gebüsch der Legföhren, aus dem nur einzelne schlanke Eber-<lb/> eschenbäumchen und schwanke Gerten der Zwergweide herausragen,<lb/> glänzt ihm ein rötlicher Schimmer herauf, der, erst klein wie ein Stern ist, dann<lb/> breiter, voller leuchtet, endlich die züngelnde Flamme zeigt, vor der sich un¬<lb/> kenntliche Gestalten hin und her bewegen. Es ist das Herdfeuer einer für<lb/> einige Wochen als Sommerwirtshaus dienenden Alphütte. Welch tröstlicher</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0306]
Das deutsche Dorfwirtshaus
durch ihre Höhe jedes weitere Fallen des Weltmarktpreises wett gemacht
werden. Will man dann auch noch sagen, der Zoll verteuere das Brot nicht?
Auch wenn man das Müller- und Bäckergewerbe verstaatlicht haben wird,
wird das wahr bleiben. Und glaubt man denn weiter, sich damit trösten zu
können, daß Industrie und Handel die Millionen leicht aufbringen können, die
der Zoll der Landwirtschaft einbringt? Ja wer ist denn das in diesem Falle,
der zahlt? Unternehmer oder Arbeiter? Glaubt man wirklich, mit gutem Ge¬
wissen so ohne weiteres behaupten zu können, daß der Unternehmer zahlt, was
der Arbeiter mehr für Brot braucht? Und wie lange soll denn die Garantie
des Inlandspreises dauern? Doch unzweifelhaft für immer, entsprechend der
Höhe der Produktionskosten, in die natürlich die Verzinsung des Anlagekapitals,
mag die Anlage unvernünftig oder vernünftig sein, mit einzurechnen ist.
Es lohnt wahrlich nicht, sich länger bei diesen Fragen aufzuhalten, deren
Beantwortung den verbündeten Regierungen so klar wie das Einmaleins sein
müßten, auch wenn sie nicht von so warmen Vertretern der wahren Interessen
der deutschen Landwirtschaft, wie Buchenberger und Conrad, erst kürzlich un¬
zweideutig gegeben und begründet worden wäre. Wir wollen heute nicht auf
Einzelheiten eingehen, die nächste Zukunft wird dazu leider mehr als reichlich
zwingen. Nur darüber möchten wir keinen Zweifel lassen: Wer Ruhe ver¬
langt in der Sozialpolitik, der soll auch Ruhe verlangen in der Agrarpolitik.
Wer sich den Agrariern gegenüber schwach zeigt, der darf den Sozialdemokraten
/S gegenüber nicht den Starken spielen!
Das deutsche Dorfwirtshaus
Line lvanderstudie
er Bergwandrer, der bei sinkender Nacht noch das Joch über¬
schritt, steigt auf kaum kenntlichen Pfad, über den sich gelegent¬
lich eine morsche Wettertanne gelegt hat, ins Thal hinab. Durch
das Gebüsch der Legföhren, aus dem nur einzelne schlanke Eber-
eschenbäumchen und schwanke Gerten der Zwergweide herausragen,
glänzt ihm ein rötlicher Schimmer herauf, der, erst klein wie ein Stern ist, dann
breiter, voller leuchtet, endlich die züngelnde Flamme zeigt, vor der sich un¬
kenntliche Gestalten hin und her bewegen. Es ist das Herdfeuer einer für
einige Wochen als Sommerwirtshaus dienenden Alphütte. Welch tröstlicher
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