Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.Litteratur Lebenserinnerungen von Thomas Carlyle. Übersetzt von Paul Jäger. Mit Bildnis Carlyles. Göttingen, Vcmdenhocck und Ruprecht, 1807 Wenige englische Schriftsteller unsers Jahrhunderts verdienen es so sehr, wie Wahrend seines Aufenthalts in Kirkccildy wurde der junge Carlyle durch eine In den schlimmen Tagen, die er von 1818 bis etwa 1322 durchlebte, als lüvorliisting- ?va. und l^uso zit versöhnlichent Schlusse führt, fand Carlyle bei Bei diesen Verhältnissen ist es kein Wunder, daß man schon früh Carlyles Lernte man aber durch diese Übersetzungen auch die Hauptwerke Carlyles und Litteratur Lebenserinnerungen von Thomas Carlyle. Übersetzt von Paul Jäger. Mit Bildnis Carlyles. Göttingen, Vcmdenhocck und Ruprecht, 1807 Wenige englische Schriftsteller unsers Jahrhunderts verdienen es so sehr, wie Wahrend seines Aufenthalts in Kirkccildy wurde der junge Carlyle durch eine In den schlimmen Tagen, die er von 1818 bis etwa 1322 durchlebte, als lüvorliisting- ?va. und l^uso zit versöhnlichent Schlusse führt, fand Carlyle bei Bei diesen Verhältnissen ist es kein Wunder, daß man schon früh Carlyles Lernte man aber durch diese Übersetzungen auch die Hauptwerke Carlyles und <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0233" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/227135"/> <fw type="header" place="top"> Litteratur</fw><lb/> </div> <div n="2"> <head> Lebenserinnerungen von Thomas Carlyle. Übersetzt von Paul Jäger. Mit Bildnis<lb/> Carlyles. Göttingen, Vcmdenhocck und Ruprecht, 1807</head><lb/> <p xml:id="ID_760"> Wenige englische Schriftsteller unsers Jahrhunderts verdienen es so sehr, wie<lb/> Thomas Carlyle, in Deutschland bekannt zu werden, denn kaum ein andrer hervor¬<lb/> ragender Geist Englands war während seiner Entwicklung so eng mit der deutschen<lb/> Litteratur verbunden als er.</p><lb/> <p xml:id="ID_761"> Wahrend seines Aufenthalts in Kirkccildy wurde der junge Carlyle durch eine<lb/> befreundete Familie, die Beziehungen zu Hamburg hatte, auf die deutsche Litteratur<lb/> aufmerksam! mit Kotzebue nud dem „siebenjährigen Krieg" von Archenholtz begann er<lb/> seine Studien, dann folgten Jean Paul und die Romantiker, Schiller und Goethe. Doch<lb/> Carlyle hätte nicht Carlyle sein müssen, wenn er nicht den Grund dieses Studiums<lb/> tiefer gelegt hätte. Bald schätzte er die deutsche Litteratur ihres moralischen Wertes<lb/> wegen: 1t' tluz miuä is eulriv-rtöä truck cannot tslco in religiös b^ eng M Vöbiole-,<lb/> a lo>v vno must, do «trivou meter. In tuis point ok view Karmin litoratnrs is<lb/> cznits prieoloss. I novsr ooass to thaute Hölcvsn lor Snell mon a,s Riebtsr (^o^u<lb/> I'aut), Seliilwr, vootbs. 'IIuz I^ttkr ospveiall^ v^s in^ so-ruAglist. His ^porus,<lb/> ik )'on Stück^ enfin vnd oarnvswess, ars s.s tho ä^-svrinA visitinx us in et^rin<lb/> niAbt.</p><lb/> <p xml:id="ID_762"> In den schlimmen Tagen, die er von 1818 bis etwa 1322 durchlebte, als<lb/> er die Seelenkämpfe durchmachte, die er im Ltrrtor lies^rtus, in den Lorrovvs ok<lb/> 'l'vnkklsäröelib, in '1'Ils IZvorl^stiuF Ro, Ins tüsntro ok Inäillcuoneö schildert und in</p><lb/> <p xml:id="ID_763"> lüvorliisting- ?va. und l^uso zit versöhnlichent Schlusse führt, fand Carlyle bei<lb/> den deutschen Dichtern, besonders durch Betrachtung von Schillers Ringen und<lb/> Leiden, den hauptsächlichsten Trost, sodaß er siegreich als Mann aus diesen Kämpfen<lb/> hervorging. Aber auch glückliche Zeiten für ihn wurden durch die deutsche Litteratur<lb/> eingeleitet. Zu Anfang des Sommers 1821 wurde ihm durch Frviugs Vermittlung<lb/> die Aussicht über den Bildungsgang, besonders die Lektüre, der geistig hochbegabte»<lb/> Jane Welsh übertragen. Bald schickte der Lehrer seiner Schülerin Päckchen mit<lb/> deutschen Büchern Von Edinburg uach Haddington, besuchte sie öfters, um sich<lb/> Von dem Fortgang ihrer Studien zu überzeuge», und wurde immer befreundeter<lb/> mit ihr, bis er sie im Oktober 1326 als Gemahlin heimführte. Ein brieflicher<lb/> Verkehr zwischen Carlyle und Goethe wurde 1824 begonnen und wurde regelmäßig<lb/> seit 1826.</p><lb/> <p xml:id="ID_764"> Bei diesen Verhältnissen ist es kein Wunder, daß man schon früh Carlyles<lb/> Schriften in Deutschland mit Aufmerksamkeit verfolgte, so wie er sich in seinem<lb/> Vaterlande bemühte, seine Landsleute mit den Geisteserzeuguissen unsers Vaterlands<lb/> vertraut zu machen durch Übersetzungen (wie „Wilhelm Meisters Lehrjahre," denen<lb/> sich später die „Wanderjahre" anschlössen, und seine Auswahl ans Goethe und den<lb/> Romantiker») und kritische Arbeiten (über Goethes Faust, Jean Paul, deu Stand<lb/> der deutschen Litteratur, Heine. Novalis u.a.). Sei» „Leben Schillers" wurde schon<lb/> 1830 i»s Deutsche übersetzt und von Goethe mit einem Vorwort versehen; 1844 folgte<lb/> die „Französische Revolution"; 1359 bis 1869 die „Geschichte Friedrichs II. vou<lb/> Preußen." Seit 1882 haben wir auch eine Verdeutschung vom L^reor RvWrws.</p><lb/> <p xml:id="ID_765" next="#ID_766"> Lernte man aber durch diese Übersetzungen auch die Hauptwerke Carlyles und<lb/> seine Denk- und Anschauungsweise kennen, so war doch, wenn wir von verhüllten<lb/> Andeutungen im Larwr lissartus absehen, lange Zeit in England selbst kein Wert<lb/> vorhanden, worin er autobiographische Erinnerungen oder Bekenntnisse gegeben hätte.<lb/> Erst in seinem Todesjahr, 1831, übergab er seinem Freunde Fronde ein Manuskript</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0233]
Litteratur
Lebenserinnerungen von Thomas Carlyle. Übersetzt von Paul Jäger. Mit Bildnis
Carlyles. Göttingen, Vcmdenhocck und Ruprecht, 1807
Wenige englische Schriftsteller unsers Jahrhunderts verdienen es so sehr, wie
Thomas Carlyle, in Deutschland bekannt zu werden, denn kaum ein andrer hervor¬
ragender Geist Englands war während seiner Entwicklung so eng mit der deutschen
Litteratur verbunden als er.
Wahrend seines Aufenthalts in Kirkccildy wurde der junge Carlyle durch eine
befreundete Familie, die Beziehungen zu Hamburg hatte, auf die deutsche Litteratur
aufmerksam! mit Kotzebue nud dem „siebenjährigen Krieg" von Archenholtz begann er
seine Studien, dann folgten Jean Paul und die Romantiker, Schiller und Goethe. Doch
Carlyle hätte nicht Carlyle sein müssen, wenn er nicht den Grund dieses Studiums
tiefer gelegt hätte. Bald schätzte er die deutsche Litteratur ihres moralischen Wertes
wegen: 1t' tluz miuä is eulriv-rtöä truck cannot tslco in religiös b^ eng M Vöbiole-,
a lo>v vno must, do «trivou meter. In tuis point ok view Karmin litoratnrs is
cznits prieoloss. I novsr ooass to thaute Hölcvsn lor Snell mon a,s Riebtsr (^o^u
I'aut), Seliilwr, vootbs. 'IIuz I^ttkr ospveiall^ v^s in^ so-ruAglist. His ^porus,
ik )'on Stück^ enfin vnd oarnvswess, ars s.s tho ä^-svrinA visitinx us in et^rin
niAbt.
In den schlimmen Tagen, die er von 1818 bis etwa 1322 durchlebte, als
er die Seelenkämpfe durchmachte, die er im Ltrrtor lies^rtus, in den Lorrovvs ok
'l'vnkklsäröelib, in '1'Ils IZvorl^stiuF Ro, Ins tüsntro ok Inäillcuoneö schildert und in
lüvorliisting- ?va. und l^uso zit versöhnlichent Schlusse führt, fand Carlyle bei
den deutschen Dichtern, besonders durch Betrachtung von Schillers Ringen und
Leiden, den hauptsächlichsten Trost, sodaß er siegreich als Mann aus diesen Kämpfen
hervorging. Aber auch glückliche Zeiten für ihn wurden durch die deutsche Litteratur
eingeleitet. Zu Anfang des Sommers 1821 wurde ihm durch Frviugs Vermittlung
die Aussicht über den Bildungsgang, besonders die Lektüre, der geistig hochbegabte»
Jane Welsh übertragen. Bald schickte der Lehrer seiner Schülerin Päckchen mit
deutschen Büchern Von Edinburg uach Haddington, besuchte sie öfters, um sich
Von dem Fortgang ihrer Studien zu überzeuge», und wurde immer befreundeter
mit ihr, bis er sie im Oktober 1326 als Gemahlin heimführte. Ein brieflicher
Verkehr zwischen Carlyle und Goethe wurde 1824 begonnen und wurde regelmäßig
seit 1826.
Bei diesen Verhältnissen ist es kein Wunder, daß man schon früh Carlyles
Schriften in Deutschland mit Aufmerksamkeit verfolgte, so wie er sich in seinem
Vaterlande bemühte, seine Landsleute mit den Geisteserzeuguissen unsers Vaterlands
vertraut zu machen durch Übersetzungen (wie „Wilhelm Meisters Lehrjahre," denen
sich später die „Wanderjahre" anschlössen, und seine Auswahl ans Goethe und den
Romantiker») und kritische Arbeiten (über Goethes Faust, Jean Paul, deu Stand
der deutschen Litteratur, Heine. Novalis u.a.). Sei» „Leben Schillers" wurde schon
1830 i»s Deutsche übersetzt und von Goethe mit einem Vorwort versehen; 1844 folgte
die „Französische Revolution"; 1359 bis 1869 die „Geschichte Friedrichs II. vou
Preußen." Seit 1882 haben wir auch eine Verdeutschung vom L^reor RvWrws.
Lernte man aber durch diese Übersetzungen auch die Hauptwerke Carlyles und
seine Denk- und Anschauungsweise kennen, so war doch, wenn wir von verhüllten
Andeutungen im Larwr lissartus absehen, lange Zeit in England selbst kein Wert
vorhanden, worin er autobiographische Erinnerungen oder Bekenntnisse gegeben hätte.
Erst in seinem Todesjahr, 1831, übergab er seinem Freunde Fronde ein Manuskript
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