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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.

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Der Krieg von ^866 und seine Folgen

er siebente Band von Theodor von Bernhardts Tagcbuch-
blättern ist betitelt Der Krieg 1866 gegen Österreich und
seine unmittelbaren Folgen und umfaßt die Zeit vom
23. Mai 1866 bis zum 10. Mai 1867.

Es war unstreitig ein großes Wagnis, einen im vierund¬
sechzigsten Lebensjahre stehenden Mann, der bis dahin Politik und Kriegs¬
wissenschaft nur theoretisch getrieben hatte, als Militärbevollmächtigten mit
einer Sendung zu betrauen, für die ursprünglich Moltke in Aussicht genommen
war, umso mehr, als Bismarck zu den Fähigkeiten des preußischen Gesandten
Grafen Usedom, dem Bernhardt an die Seite gesetzt wurde, nur ein sehr
mäßiges Zutrauen hatte. Der Erfolg dieses Wagnisses aber überbot alle Er¬
wartungen: Usedom zeigte sich seiner Aufgabe noch weniger gewachsen, als zu
erwarten war, und Bernhardi erwies sich als unermüdlicher und unübertreff¬
lich geschickter und scharfsinniger Beobachter. Das haben schon seine von
Shbel benutzten offiziellen Berichte bewiesen, und noch klarer geht es aus den
in dem vorliegenden Bande enthaltnen ursprünglichen Aufzeichnungen hervor,
die eine Quelle ersten Ranges für die Zeitgeschichte sind und für die Wahr¬
heitsliebe und durchdringende Verstandesschärfe des großen Geschichtschreibers
das glänzendste Zeugnis ablegen.

Bor allem wurde Bernhardi nach Italien geschickt, um mit der ita¬
lienischen Heeresleitung den Kriegsplan gegen Österreich zu verabreden. Am
6-Juni empfing ihn General La Marmora im Palazzo vecchio; das Ergebnis
ihrer Unterredung faßt Bernhardi in die Worte zusammen: "Nach unsrer
Meinung müßte mau sich bemühen, den Österreichern den Weg durch die
venetianische Ebene nach Friaul zu verlegen, sie zunächst auf das Festungs¬
viereck zu beschränken und nach Tirol hineinzuwerfen. La Marmora will sie


Grenzboten I 18"" LZ


Der Krieg von ^866 und seine Folgen

er siebente Band von Theodor von Bernhardts Tagcbuch-
blättern ist betitelt Der Krieg 1866 gegen Österreich und
seine unmittelbaren Folgen und umfaßt die Zeit vom
23. Mai 1866 bis zum 10. Mai 1867.

Es war unstreitig ein großes Wagnis, einen im vierund¬
sechzigsten Lebensjahre stehenden Mann, der bis dahin Politik und Kriegs¬
wissenschaft nur theoretisch getrieben hatte, als Militärbevollmächtigten mit
einer Sendung zu betrauen, für die ursprünglich Moltke in Aussicht genommen
war, umso mehr, als Bismarck zu den Fähigkeiten des preußischen Gesandten
Grafen Usedom, dem Bernhardt an die Seite gesetzt wurde, nur ein sehr
mäßiges Zutrauen hatte. Der Erfolg dieses Wagnisses aber überbot alle Er¬
wartungen: Usedom zeigte sich seiner Aufgabe noch weniger gewachsen, als zu
erwarten war, und Bernhardi erwies sich als unermüdlicher und unübertreff¬
lich geschickter und scharfsinniger Beobachter. Das haben schon seine von
Shbel benutzten offiziellen Berichte bewiesen, und noch klarer geht es aus den
in dem vorliegenden Bande enthaltnen ursprünglichen Aufzeichnungen hervor,
die eine Quelle ersten Ranges für die Zeitgeschichte sind und für die Wahr¬
heitsliebe und durchdringende Verstandesschärfe des großen Geschichtschreibers
das glänzendste Zeugnis ablegen.

Bor allem wurde Bernhardi nach Italien geschickt, um mit der ita¬
lienischen Heeresleitung den Kriegsplan gegen Österreich zu verabreden. Am
6-Juni empfing ihn General La Marmora im Palazzo vecchio; das Ergebnis
ihrer Unterredung faßt Bernhardi in die Worte zusammen: »Nach unsrer
Meinung müßte mau sich bemühen, den Österreichern den Weg durch die
venetianische Ebene nach Friaul zu verlegen, sie zunächst auf das Festungs¬
viereck zu beschränken und nach Tirol hineinzuwerfen. La Marmora will sie


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[0181] [Abbildung] Der Krieg von ^866 und seine Folgen er siebente Band von Theodor von Bernhardts Tagcbuch- blättern ist betitelt Der Krieg 1866 gegen Österreich und seine unmittelbaren Folgen und umfaßt die Zeit vom 23. Mai 1866 bis zum 10. Mai 1867. Es war unstreitig ein großes Wagnis, einen im vierund¬ sechzigsten Lebensjahre stehenden Mann, der bis dahin Politik und Kriegs¬ wissenschaft nur theoretisch getrieben hatte, als Militärbevollmächtigten mit einer Sendung zu betrauen, für die ursprünglich Moltke in Aussicht genommen war, umso mehr, als Bismarck zu den Fähigkeiten des preußischen Gesandten Grafen Usedom, dem Bernhardt an die Seite gesetzt wurde, nur ein sehr mäßiges Zutrauen hatte. Der Erfolg dieses Wagnisses aber überbot alle Er¬ wartungen: Usedom zeigte sich seiner Aufgabe noch weniger gewachsen, als zu erwarten war, und Bernhardi erwies sich als unermüdlicher und unübertreff¬ lich geschickter und scharfsinniger Beobachter. Das haben schon seine von Shbel benutzten offiziellen Berichte bewiesen, und noch klarer geht es aus den in dem vorliegenden Bande enthaltnen ursprünglichen Aufzeichnungen hervor, die eine Quelle ersten Ranges für die Zeitgeschichte sind und für die Wahr¬ heitsliebe und durchdringende Verstandesschärfe des großen Geschichtschreibers das glänzendste Zeugnis ablegen. Bor allem wurde Bernhardi nach Italien geschickt, um mit der ita¬ lienischen Heeresleitung den Kriegsplan gegen Österreich zu verabreden. Am 6-Juni empfing ihn General La Marmora im Palazzo vecchio; das Ergebnis ihrer Unterredung faßt Bernhardi in die Worte zusammen: »Nach unsrer Meinung müßte mau sich bemühen, den Österreichern den Weg durch die venetianische Ebene nach Friaul zu verlegen, sie zunächst auf das Festungs¬ viereck zu beschränken und nach Tirol hineinzuwerfen. La Marmora will sie Grenzboten I 18»« LZ

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_226901/181>, abgerufen am 05.01.2025.