Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Drittes Vierteljahr.Volk und Jugend anerkennen und von Lehrlingen wie von Gehilfen eine bestimmte Thütigkeits- Die Gründung dieser Laboratorien zu veranlassen und sie nnr in den Volk und Jugend w. Münch von (in ur Wesen und Art des Volkes ein gewisses Interesse zu zeigen, Eigentlich hat sich ja Interesse für das, was man das Volk nennt, in Volk und Jugend anerkennen und von Lehrlingen wie von Gehilfen eine bestimmte Thütigkeits- Die Gründung dieser Laboratorien zu veranlassen und sie nnr in den Volk und Jugend w. Münch von (in ur Wesen und Art des Volkes ein gewisses Interesse zu zeigen, Eigentlich hat sich ja Interesse für das, was man das Volk nennt, in <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0315" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/225901"/> <fw type="header" place="top"> Volk und Jugend</fw><lb/> <p xml:id="ID_774" prev="#ID_773"> anerkennen und von Lehrlingen wie von Gehilfen eine bestimmte Thütigkeits-<lb/> daner in ihnen verlangen; dann bekämen wir wieder Arbeitslust und Liebe<lb/> zum Beruf, eine Reihe von Männern könnte sich im Fache selbst nützlich machen<lb/> und fände eine Existenz zu Nutz und Frommen aller, nur durch eignes Wissen<lb/> und Können, nicht durch Kapital. Dann, deutscher Apothekerstand, wirst du<lb/> auf dem Wege der Gesundung sein und kannst noch immer der Maturitäts-<lb/> frage nähertreten; wird sich ja doch dann erst zeigen, ob uns wirtlich eine höhere<lb/> Vorbildung fehlt.</p><lb/> <p xml:id="ID_775"> Die Gründung dieser Laboratorien zu veranlassen und sie nnr in den<lb/> Händen des verantwortlichen Apothekerstandes zu lassen ist nicht bloß in<lb/> medizinalpolizeilicher Hinsicht geboten. Rettet das Laboratorium! das ist die<lb/><note type="byline"> ^</note> Lösung der Apothekenfrage. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Volk und Jugend<lb/><note type="byline"> w. Münch </note> von (in</head><lb/> <p xml:id="ID_776"> ur Wesen und Art des Volkes ein gewisses Interesse zu zeigen,<lb/> ist bei unsern Gebildeten jetzt sehr gewöhnlich. Vielfach ist es<lb/> mit diesem Interesse ungefähr so, wie mit dem laut bezeugten<lb/> Wohlgefallen an Feldblumen oder gar an bescheidnen Heidekraut:<lb/> zur Abwechslung gegenüber den prächtigen und anspruchsvollen<lb/> und immer prächtiger und mannichfaltiger gezüchteten Zierpflanzen, inmitten<lb/> deren man sich befindet und bewegt, gewährt das Einfache und Wildwüchsige<lb/> neuen Reiz. Daß es übrigens, um diesen Reiz zu fühlen, etwas mehr Seele<lb/> braucht, etwas mehr Liebe, das macht es umso wertvoller für die Besten, aber<lb/> willkommen auch für die, die gern zu den Bessern gezählt sein möchten. Doch<lb/> es kommen noch andre, allgemeine und tiefer liegende Gründe in Betracht.</p><lb/> <p xml:id="ID_777" next="#ID_778"> Eigentlich hat sich ja Interesse für das, was man das Volk nennt, in<lb/> mannichfach verschiedner Form während unsers ganzen, nun zu Ende gehenden<lb/> Jahrhunderts fühlbar gemacht. Einen großen Anteil daran haben die Ger¬<lb/> manisten, die bei ihren Forschungen natürlich finden mußten, daß das Volks¬<lb/> tümliche zugleich das Alte, ehedem Allgemeine und echt Deutsche oder Ger¬<lb/> manische sei, nicht aber etwa das Verächtliche, Beschränkte, Rohe, wie das so<lb/> anzusehen einer sehr verfeinerten Gesellschaft nahe lag. Wie viel haben allein<lb/> die Brüder Grimm zur Schätzung des innern Lebens des Volkes gewirkt!<lb/> Aber schon die Romantiker haben die Bereitwilligkeit zu dieser Schützung mit</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0315]
Volk und Jugend
anerkennen und von Lehrlingen wie von Gehilfen eine bestimmte Thütigkeits-
daner in ihnen verlangen; dann bekämen wir wieder Arbeitslust und Liebe
zum Beruf, eine Reihe von Männern könnte sich im Fache selbst nützlich machen
und fände eine Existenz zu Nutz und Frommen aller, nur durch eignes Wissen
und Können, nicht durch Kapital. Dann, deutscher Apothekerstand, wirst du
auf dem Wege der Gesundung sein und kannst noch immer der Maturitäts-
frage nähertreten; wird sich ja doch dann erst zeigen, ob uns wirtlich eine höhere
Vorbildung fehlt.
Die Gründung dieser Laboratorien zu veranlassen und sie nnr in den
Händen des verantwortlichen Apothekerstandes zu lassen ist nicht bloß in
medizinalpolizeilicher Hinsicht geboten. Rettet das Laboratorium! das ist die
^ Lösung der Apothekenfrage.
Volk und Jugend
w. Münch von (in
ur Wesen und Art des Volkes ein gewisses Interesse zu zeigen,
ist bei unsern Gebildeten jetzt sehr gewöhnlich. Vielfach ist es
mit diesem Interesse ungefähr so, wie mit dem laut bezeugten
Wohlgefallen an Feldblumen oder gar an bescheidnen Heidekraut:
zur Abwechslung gegenüber den prächtigen und anspruchsvollen
und immer prächtiger und mannichfaltiger gezüchteten Zierpflanzen, inmitten
deren man sich befindet und bewegt, gewährt das Einfache und Wildwüchsige
neuen Reiz. Daß es übrigens, um diesen Reiz zu fühlen, etwas mehr Seele
braucht, etwas mehr Liebe, das macht es umso wertvoller für die Besten, aber
willkommen auch für die, die gern zu den Bessern gezählt sein möchten. Doch
es kommen noch andre, allgemeine und tiefer liegende Gründe in Betracht.
Eigentlich hat sich ja Interesse für das, was man das Volk nennt, in
mannichfach verschiedner Form während unsers ganzen, nun zu Ende gehenden
Jahrhunderts fühlbar gemacht. Einen großen Anteil daran haben die Ger¬
manisten, die bei ihren Forschungen natürlich finden mußten, daß das Volks¬
tümliche zugleich das Alte, ehedem Allgemeine und echt Deutsche oder Ger¬
manische sei, nicht aber etwa das Verächtliche, Beschränkte, Rohe, wie das so
anzusehen einer sehr verfeinerten Gesellschaft nahe lag. Wie viel haben allein
die Brüder Grimm zur Schätzung des innern Lebens des Volkes gewirkt!
Aber schon die Romantiker haben die Bereitwilligkeit zu dieser Schützung mit
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