Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Drittes Vierteljahr.Die Psychologie der Kinderstube soziales Element geschildert, der Gegensatz von Stadt und Land. Davon Die Erzählung wird uun in der Weise weiter geführt, daß nach vielen Die Psychologie der Kinderstube eulich nachmittags, als zur Vesperzeit der singende Theekessel Die Psychologie der Kinderstube soziales Element geschildert, der Gegensatz von Stadt und Land. Davon Die Erzählung wird uun in der Weise weiter geführt, daß nach vielen Die Psychologie der Kinderstube eulich nachmittags, als zur Vesperzeit der singende Theekessel <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0228" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/225814"/> <fw type="header" place="top"> Die Psychologie der Kinderstube</fw><lb/> <p xml:id="ID_563" prev="#ID_562"> soziales Element geschildert, der Gegensatz von Stadt und Land. Davon<lb/> wieder eine kleine Probe: „Pächter Kielsen sagte mitten in der entstandnen<lb/> Pause mit lauter Stimme zu den Zunächstsitzcnden: Eins steht fest, in Kopen¬<lb/> hagen und in allen den andern Städten haben sie weder Felder, noch Kühe,<lb/> und trotzdem leben sie, die Schweinehunde, da ist es doch ganz klar, daß wir<lb/> sie füttern müssen! — eine Äußerung, die allgemeinen Beifall erregte und<lb/> seitdem wie eine Art indirektes Programm für die Agrarier in der ganzen<lb/> Gegend betrachtet wird."</p><lb/> <p xml:id="ID_564"> Die Erzählung wird uun in der Weise weiter geführt, daß nach vielen<lb/> Zwischenfüllen, dem Tode des jungen Barons, der im Duell mit einem der<lb/> Litteraten fällt, dem Brand des Schlosses und der Beseitigung des Hypotheken¬<lb/> besitzers, eines boshaften Wucherers, die Wildmoorprinzeß dem Ingenieur die<lb/> Hand reicht und der Besitz infolge der Kultivirung des Wildmoors ganz er¬<lb/> halten bleibt. Das Ergebnis ist einigermaßen überraschend, aber es ist wohl¬<lb/> gefügt und befriedigend, wie ohne Zweifel jeder Leser finden wird. Wir<lb/> wüßten auch nichts anzugeben, was wir hätten anders haben mögen, so an¬<lb/> genehm gestimmt haben wir das Buch aus der Hand gelegt. Anziehend durch<lb/> seinen Heimatscharakter, beschäftigt der Roman in gleicherweise als Dichtung<lb/> unsre Phantasie, wie er als Erzählung von einem bestimmten Inhalt unsre<lb/> Teilnahme erweckt und unser Gemüt befriedigt. Endlich kann man — was<lb/> keineswegs auf alle sonst gute derartige Bücher zutrifft — oft herzlich lachen<lb/> und ebenso oft sich an einem noch tiefer liegenden Humor erfreuen, bei dem<lb/> man nicht mehr zu lachen Pflegt. Alles das zusammen in demselben Buche<lb/> ist viel wert, und da die Übersetzerin ihre Sache sehr gut gemacht hat, so<lb/> können wir uns daran freuen, wie an einem deutschen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Psychologie der Kinderstube</head><lb/> <p xml:id="ID_565" next="#ID_566"> eulich nachmittags, als zur Vesperzeit der singende Theekessel<lb/> ins Familienzimmer hereingetragen war, brannte sich daran das<lb/> Jüngste des Hauses in seinem Vorwitz. Tags darauf, als der<lb/> Kessel wiederkam, umkreiste ihn der kleine Wicht in weitem<lb/> Bogen und rief dazu: Heiß, heiß! Die Magd lachte, die Mutter<lb/> fand das „viel" vou ihrem Liebling, und der Vater, der aus seiner Zeitungs-<lb/> lektüre heraus für die Bewundrung des Vorgangs gewonnen werden sollte,<lb/> sagte zuletzt: „Sehr geistreich," was aber ironisch gemeint war. Er hatte</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0228]
Die Psychologie der Kinderstube
soziales Element geschildert, der Gegensatz von Stadt und Land. Davon
wieder eine kleine Probe: „Pächter Kielsen sagte mitten in der entstandnen
Pause mit lauter Stimme zu den Zunächstsitzcnden: Eins steht fest, in Kopen¬
hagen und in allen den andern Städten haben sie weder Felder, noch Kühe,
und trotzdem leben sie, die Schweinehunde, da ist es doch ganz klar, daß wir
sie füttern müssen! — eine Äußerung, die allgemeinen Beifall erregte und
seitdem wie eine Art indirektes Programm für die Agrarier in der ganzen
Gegend betrachtet wird."
Die Erzählung wird uun in der Weise weiter geführt, daß nach vielen
Zwischenfüllen, dem Tode des jungen Barons, der im Duell mit einem der
Litteraten fällt, dem Brand des Schlosses und der Beseitigung des Hypotheken¬
besitzers, eines boshaften Wucherers, die Wildmoorprinzeß dem Ingenieur die
Hand reicht und der Besitz infolge der Kultivirung des Wildmoors ganz er¬
halten bleibt. Das Ergebnis ist einigermaßen überraschend, aber es ist wohl¬
gefügt und befriedigend, wie ohne Zweifel jeder Leser finden wird. Wir
wüßten auch nichts anzugeben, was wir hätten anders haben mögen, so an¬
genehm gestimmt haben wir das Buch aus der Hand gelegt. Anziehend durch
seinen Heimatscharakter, beschäftigt der Roman in gleicherweise als Dichtung
unsre Phantasie, wie er als Erzählung von einem bestimmten Inhalt unsre
Teilnahme erweckt und unser Gemüt befriedigt. Endlich kann man — was
keineswegs auf alle sonst gute derartige Bücher zutrifft — oft herzlich lachen
und ebenso oft sich an einem noch tiefer liegenden Humor erfreuen, bei dem
man nicht mehr zu lachen Pflegt. Alles das zusammen in demselben Buche
ist viel wert, und da die Übersetzerin ihre Sache sehr gut gemacht hat, so
können wir uns daran freuen, wie an einem deutschen.
Die Psychologie der Kinderstube
eulich nachmittags, als zur Vesperzeit der singende Theekessel
ins Familienzimmer hereingetragen war, brannte sich daran das
Jüngste des Hauses in seinem Vorwitz. Tags darauf, als der
Kessel wiederkam, umkreiste ihn der kleine Wicht in weitem
Bogen und rief dazu: Heiß, heiß! Die Magd lachte, die Mutter
fand das „viel" vou ihrem Liebling, und der Vater, der aus seiner Zeitungs-
lektüre heraus für die Bewundrung des Vorgangs gewonnen werden sollte,
sagte zuletzt: „Sehr geistreich," was aber ironisch gemeint war. Er hatte
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