Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.Bibliophilie Gleichgültigkeit, mit der in der Regel der Protestant -- leider! -- geneigt ist. , (Fortsetzung folgt) Bibliophile Arthur L. Jellinek von MWFreude am Sammeln ist so alt, wie die Freude am Besitz, Zu den frühesten Gegenstünden des Sammelns gehören die Bücher, als Bibliophilie Gleichgültigkeit, mit der in der Regel der Protestant — leider! — geneigt ist. , (Fortsetzung folgt) Bibliophile Arthur L. Jellinek von MWFreude am Sammeln ist so alt, wie die Freude am Besitz, Zu den frühesten Gegenstünden des Sammelns gehören die Bücher, als <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0090" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/223674"/> <fw type="header" place="top"> Bibliophilie</fw><lb/> <p xml:id="ID_257" prev="#ID_256"> Gleichgültigkeit, mit der in der Regel der Protestant — leider! — geneigt ist.<lb/> eine übermäßige Milde in Glciubenssachen walten zu lassen. Diese thatsächlich<lb/> in den meisten Fällen vorhandne beiderseitige Gleichgiltigkeit macht es begreiflich,<lb/> daß gemischte Ehen möglich und jetzt ganz gewöhnlich sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_258"> , (Fortsetzung folgt)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Bibliophile<lb/><note type="byline"> Arthur L. Jellinek</note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_259"> MWFreude am Sammeln ist so alt, wie die Freude am Besitz,<lb/> sie reicht bis zu den Anfängen der menschlichen Kultur zurück.<lb/> Das Bestreben, zu erwerben, das Erworbne zu bewahren, zu<lb/> sichten, zu ordnen und zu vermehren, ist ein Grundzug in der<lb/> Natur des Menschen. Verschiedne Zeiten haben verschiednes<lb/> zum Gegenstande der Sammelleidenschaft gemacht. Der eine sammelt Natur-<lb/> erzeugnisse, Pflanzen, Steine, Überreste aus frühern Erdperioden, der andre<lb/> Erzeugnisse des Gewerbfleißes aus alter und neuer Zeit, ein dritter fahndet<lb/> nach den Schöpfungen geistiger Kraft, nach Erinnerungszeichen an „führende<lb/> Geister" der Menschheit, nach Gemälden, Kupferstichen, Büchern, Handschriften<lb/> und Autographen.</p><lb/> <p xml:id="ID_260" next="#ID_261"> Zu den frühesten Gegenstünden des Sammelns gehören die Bücher, als<lb/> Vermittler der geistigen Arbeit, oft als Ergebnis der Forschung, als Inhalt<lb/> des Wissens einer ganzen Zeitperiode. Schon das Altertum hat nicht nur<lb/> öffentliche und Privatbibliotheken in unserm Sinne, sondern auch leidenschaftliche<lb/> Sammler von ganz modernem Gepräge gekannt, wie jenen König von Pergamon,<lb/> der das den Athenern entlehnte Exemplar der Handschrift, die die Dramen<lb/> der drei großen griechischen Tragiker enthielt, seiner berühmten Bibliothek ein¬<lb/> verleibte und dafür die nicht unbedeutende Summe von zehn Talenten, die er<lb/> als Pfand hinterlegt hatte, verfallen ließ. In Rom haben der Diktator Sulla<lb/> und später Asinius Pollio aus dem litterarischen Kreise, den Mäcenas um<lb/> sich sammelte, mit großen Kosten reiche Büchereien angelegt, ebenso wie die<lb/> Kaiser Augustus und Ulpian. Daß, als allgemeine Bildung und mit ihr die<lb/> Freude an Büchern sich verbreitete, sich findige Köpse fanden, die diese Bücher<lb/> möglichst wohlfeil zu erlangen trachteten, ist wahrscheinlich. Und thatsächlich<lb/> zeichnet uns Martial in seinen Epigrammen das Bild des Schmarotzers, der<lb/> den Autor, nicht anders als heute, um Freiexemplare angeht und den Schrecken<lb/> aller Schriftsteller bildet. Für Liebhaber gab es auch damals besondere Luxus-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0090]
Bibliophilie
Gleichgültigkeit, mit der in der Regel der Protestant — leider! — geneigt ist.
eine übermäßige Milde in Glciubenssachen walten zu lassen. Diese thatsächlich
in den meisten Fällen vorhandne beiderseitige Gleichgiltigkeit macht es begreiflich,
daß gemischte Ehen möglich und jetzt ganz gewöhnlich sind.
, (Fortsetzung folgt)
Bibliophile
Arthur L. Jellinek von
MWFreude am Sammeln ist so alt, wie die Freude am Besitz,
sie reicht bis zu den Anfängen der menschlichen Kultur zurück.
Das Bestreben, zu erwerben, das Erworbne zu bewahren, zu
sichten, zu ordnen und zu vermehren, ist ein Grundzug in der
Natur des Menschen. Verschiedne Zeiten haben verschiednes
zum Gegenstande der Sammelleidenschaft gemacht. Der eine sammelt Natur-
erzeugnisse, Pflanzen, Steine, Überreste aus frühern Erdperioden, der andre
Erzeugnisse des Gewerbfleißes aus alter und neuer Zeit, ein dritter fahndet
nach den Schöpfungen geistiger Kraft, nach Erinnerungszeichen an „führende
Geister" der Menschheit, nach Gemälden, Kupferstichen, Büchern, Handschriften
und Autographen.
Zu den frühesten Gegenstünden des Sammelns gehören die Bücher, als
Vermittler der geistigen Arbeit, oft als Ergebnis der Forschung, als Inhalt
des Wissens einer ganzen Zeitperiode. Schon das Altertum hat nicht nur
öffentliche und Privatbibliotheken in unserm Sinne, sondern auch leidenschaftliche
Sammler von ganz modernem Gepräge gekannt, wie jenen König von Pergamon,
der das den Athenern entlehnte Exemplar der Handschrift, die die Dramen
der drei großen griechischen Tragiker enthielt, seiner berühmten Bibliothek ein¬
verleibte und dafür die nicht unbedeutende Summe von zehn Talenten, die er
als Pfand hinterlegt hatte, verfallen ließ. In Rom haben der Diktator Sulla
und später Asinius Pollio aus dem litterarischen Kreise, den Mäcenas um
sich sammelte, mit großen Kosten reiche Büchereien angelegt, ebenso wie die
Kaiser Augustus und Ulpian. Daß, als allgemeine Bildung und mit ihr die
Freude an Büchern sich verbreitete, sich findige Köpse fanden, die diese Bücher
möglichst wohlfeil zu erlangen trachteten, ist wahrscheinlich. Und thatsächlich
zeichnet uns Martial in seinen Epigrammen das Bild des Schmarotzers, der
den Autor, nicht anders als heute, um Freiexemplare angeht und den Schrecken
aller Schriftsteller bildet. Für Liebhaber gab es auch damals besondere Luxus-
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