Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.Bibliophile ausgaben, die hoch im Preise standen, neben wohlfeilen Volksausgaben, die Als mit dem Sturze des römischen Reichs auch der hoch entwickelte Buch¬ Einen Umschwung rief die Erfindung der Buchdruckerkunst hervor. Ebenso, Näheres über den Buchhandel im Altertum findet man bei Göll, Über den Buchhandel
im Altertum, ,1863,' Bird, Das antike Buchwesen in seinem Verhältnis zur Litteratur, t882; ^utiiors ima tlieir xndlio in tds mitiPiit^, 1890, Bibliophile ausgaben, die hoch im Preise standen, neben wohlfeilen Volksausgaben, die Als mit dem Sturze des römischen Reichs auch der hoch entwickelte Buch¬ Einen Umschwung rief die Erfindung der Buchdruckerkunst hervor. Ebenso, Näheres über den Buchhandel im Altertum findet man bei Göll, Über den Buchhandel
im Altertum, ,1863,' Bird, Das antike Buchwesen in seinem Verhältnis zur Litteratur, t882; ^utiiors ima tlieir xndlio in tds mitiPiit^, 1890, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0091" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/223675"/> <fw type="header" place="top"> Bibliophile</fw><lb/> <p xml:id="ID_261" prev="#ID_260"> ausgaben, die hoch im Preise standen, neben wohlfeilen Volksausgaben, die<lb/> nur wenige Sesterzen kosteten. Ein gewisser Dorns aus der spätern Kniserzeit<lb/> stellte diese Volksausgaben so billig her und vertrieb sie in solchen Mengen,<lb/> daß er den Namen eines „Philipp Reclam jun. des Altertums" verdient.<lb/> Aus den überlieferten Angaben über Bücherpreise läßt sich ersehen, daß ein<lb/> geschriebnes Exemplar von Ciceros sämtlichen Werken nicht teurer war als<lb/> heutzutage eine gedruckte Ausgabe seiner Schriften, etwa aus der Teubnerschen<lb/> Druckerei. Daß auch in jenen Zeiten für ältere, seltne oder mit großer Kunst¬<lb/> fertigkeit angefertigte Handschriften ebenso hohe Preise gezahlt wurden, wie<lb/> für Gemälde oder Statuen berühmter Meister, kunstreiche Geräte, merkwürdige<lb/> Inkrustationen usw., ist natürlich.")</p><lb/> <p xml:id="ID_262"> Als mit dem Sturze des römischen Reichs auch der hoch entwickelte Buch¬<lb/> handel vernichtet wurde, als in der allmählichen Erschlaffung des geistigen<lb/> Lebens im Mittelalter auch die leichte Vervielfältigung der Bücher durch<lb/> Sklavenarbeit verschwand, und an deren Stelle das langwierige Abschreiben<lb/> in den Mönchsklausen trat, als damit die Billigkeit der Handschriften, ihre<lb/> weite, ungehinderte Verbreitung und damit auch die Bildung sank, als der<lb/> Schriftkundigen immer weniger wurden, da wurden auch der Büchersammler<lb/> und Bücherliebhaber immer weniger. Und Privntbibliotheken verschwanden<lb/> fast ganz, nur die Klöster hatten eine Cella, mit Schriftrollen gefüllt, namentlich<lb/> Kirchenvätern und erbaulichen Werken, die über die verblaßten Schriftzüge einer<lb/> Livius- oder Ovidhandschrift geschrieben waren, aber daneben auch Dichtern<lb/> und Philosophen der heidnischen Zeit, die aus dem allgemeinen Zusammen¬<lb/> bruche gerettet worden waren.</p><lb/> <p xml:id="ID_263"> Einen Umschwung rief die Erfindung der Buchdruckerkunst hervor. Ebenso,<lb/> wie es gewiß ist, daß die Reformation durch den Buchdruck wesentlich unter¬<lb/> stützt, und ihre Lehre verbreitet wurde, ebenso unbestreitbar haben andrerseits<lb/> die Buchdrucker namentlich durch den Druck der reformatorischen Schriften<lb/> weitreichende Beschäftigung gefunden. Um diese Zeit entwickeln sich auch die<lb/> Anfänge der modernen Bibliophilie. Es entstehen ausgedehnte Privatbüchereien,<lb/> besonders in den Schlössern der Großen, aber auch in den engen Kammern<lb/> des bildungseifrigen Bürgers, wie die schöne Bibliothek Hans Sachsens beweist,<lb/> von der er selbst einen genauen Katalog anfertigte, der sich noch erhalten hat.<lb/> Aber bei der geringern Achtsamkeit, die nun den so außerordentlich wohlfeilen<lb/> Büchern gewidmet wird, beginnen die ältern Drucke bald seltner zu werden,<lb/> auch sind bei den mangelhaften Verbindungen in andern Ländern erschienene<lb/> Werke ziemlich kostspielig. Die Preise steigen beständig, bis sie in unsern<lb/> Tagen eine schwindelhafte Höhe erreichen.</p><lb/> <note xml:id="FID_16" place="foot"> Näheres über den Buchhandel im Altertum findet man bei Göll, Über den Buchhandel<lb/> im Altertum, ,1863,' Bird, Das antike Buchwesen in seinem Verhältnis zur Litteratur, t882;<lb/> ^utiiors ima tlieir xndlio in tds mitiPiit^, 1890,</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0091]
Bibliophile
ausgaben, die hoch im Preise standen, neben wohlfeilen Volksausgaben, die
nur wenige Sesterzen kosteten. Ein gewisser Dorns aus der spätern Kniserzeit
stellte diese Volksausgaben so billig her und vertrieb sie in solchen Mengen,
daß er den Namen eines „Philipp Reclam jun. des Altertums" verdient.
Aus den überlieferten Angaben über Bücherpreise läßt sich ersehen, daß ein
geschriebnes Exemplar von Ciceros sämtlichen Werken nicht teurer war als
heutzutage eine gedruckte Ausgabe seiner Schriften, etwa aus der Teubnerschen
Druckerei. Daß auch in jenen Zeiten für ältere, seltne oder mit großer Kunst¬
fertigkeit angefertigte Handschriften ebenso hohe Preise gezahlt wurden, wie
für Gemälde oder Statuen berühmter Meister, kunstreiche Geräte, merkwürdige
Inkrustationen usw., ist natürlich.")
Als mit dem Sturze des römischen Reichs auch der hoch entwickelte Buch¬
handel vernichtet wurde, als in der allmählichen Erschlaffung des geistigen
Lebens im Mittelalter auch die leichte Vervielfältigung der Bücher durch
Sklavenarbeit verschwand, und an deren Stelle das langwierige Abschreiben
in den Mönchsklausen trat, als damit die Billigkeit der Handschriften, ihre
weite, ungehinderte Verbreitung und damit auch die Bildung sank, als der
Schriftkundigen immer weniger wurden, da wurden auch der Büchersammler
und Bücherliebhaber immer weniger. Und Privntbibliotheken verschwanden
fast ganz, nur die Klöster hatten eine Cella, mit Schriftrollen gefüllt, namentlich
Kirchenvätern und erbaulichen Werken, die über die verblaßten Schriftzüge einer
Livius- oder Ovidhandschrift geschrieben waren, aber daneben auch Dichtern
und Philosophen der heidnischen Zeit, die aus dem allgemeinen Zusammen¬
bruche gerettet worden waren.
Einen Umschwung rief die Erfindung der Buchdruckerkunst hervor. Ebenso,
wie es gewiß ist, daß die Reformation durch den Buchdruck wesentlich unter¬
stützt, und ihre Lehre verbreitet wurde, ebenso unbestreitbar haben andrerseits
die Buchdrucker namentlich durch den Druck der reformatorischen Schriften
weitreichende Beschäftigung gefunden. Um diese Zeit entwickeln sich auch die
Anfänge der modernen Bibliophilie. Es entstehen ausgedehnte Privatbüchereien,
besonders in den Schlössern der Großen, aber auch in den engen Kammern
des bildungseifrigen Bürgers, wie die schöne Bibliothek Hans Sachsens beweist,
von der er selbst einen genauen Katalog anfertigte, der sich noch erhalten hat.
Aber bei der geringern Achtsamkeit, die nun den so außerordentlich wohlfeilen
Büchern gewidmet wird, beginnen die ältern Drucke bald seltner zu werden,
auch sind bei den mangelhaften Verbindungen in andern Ländern erschienene
Werke ziemlich kostspielig. Die Preise steigen beständig, bis sie in unsern
Tagen eine schwindelhafte Höhe erreichen.
Näheres über den Buchhandel im Altertum findet man bei Göll, Über den Buchhandel
im Altertum, ,1863,' Bird, Das antike Buchwesen in seinem Verhältnis zur Litteratur, t882;
^utiiors ima tlieir xndlio in tds mitiPiit^, 1890,
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