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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.

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Englische Zustände
i

nglcmd bleibt vorläufig der Typus der modernen Kulturstaaten;
nicht zwar in dem Sinne, daß sie sich alle nach seinem Muster
entwickeln müßten, aber doch so, daß die drei Hauptcharakter¬
züge des modernen Lebens: Maschinentechnik, Geldwirtschaft und
kapitalistische Produktionsweise in ihm zuerst und am voll¬
kommensten ausgebildet worden sind, und daß diese drei Mächte alle Kultur¬
staaten, bei allen Verschiedenheiten, die sie sich sonst noch bewahrt haben, mehr
und mehr ergreifen. Wenn man nun der Ansicht ist, daß sich die Menschen
im Entwicklungsprozesse nicht als völlig willenloses Material verhalten, daß
ihn ihr vernünftiger Wille in einem gewissen Grade zu lenken vermag, so wird
man England beständig im Auge behalten und sich entscheiden müssen, in
welchen Beziehungen und bis wohin man dem dortigen Vorbilde folgen, und
in wie weit man die bisherige Entwicklung hemmen oder in andre Bahnen zu
drängen versuchen will. Neue Schriften in Menge*) laden uns zu solchen



Wir benutzen außer der Gewerkvereinsgeschichte, die in Ur. 43 besonders besprochen
worden ist, folgende: Aus England. Bilder und Skizzen aus dein kirchlichen, kulturellen^
und sozialen Leben von Immanuel Voelter, Generalsekretär des Evangelisch-Sozialen
Kongresses. Heilbronn, Eugen Salzcr, 189ö. -- Aus dem Lande der Gegensätze. Eng¬
lische Neisebriefe von Julius Werner. Dessau, Paul Baumann, 189ö. -- Streifzüge
durch Großbritannien. Schilderungen und Beobachtungen aus Stadt und Land von
Gustav F. Steffen. Aus dem Schwedischen von I)r. Oskar Reuber. Stuttgart, Hobbing
und Büchle, 1896. -- Der deutsche und der englische Arbeiter. Von Sidney
Whitman. Hamburg, Haendcke und Lehmkuhl, I8W. -- Soziale Briefe an Schulze
und Genossen. Aus dem Englischen des Robert Blatchford übersetzt und für deutsche
Verhältnisse bearbeitet von Henry Wright. Leipzig, Reinhold Werther, I89V. -- Beiträge
zur Geschichte der gewerblichen Arbeit in England während der letzten fünfzig Jahre.
Nach den Erhebungen der Ro^at Lommission on I^pour. Von Dr. Carl Alfred Schmid
aus Thalweil. Jena, Gustav Fischer, 1896. -- Die Lage der englischen Landwirtschaft
unter dein Drucke der internationalen Konkurrenz und Mittel und Wege zur Besserung derselben.
Avr or, F. PH. Koenig. (9. Band der von Professor Conrnd herausgegebnen Sammlung
nationalökonomischer und statistischer Abhandlungen des staatswissenschaftlicher Seminars zu
Halle.) Jena, Gustav Fischer, 1890. -- Englische Auswanderung und Auswanderungs-


Englische Zustände
i

nglcmd bleibt vorläufig der Typus der modernen Kulturstaaten;
nicht zwar in dem Sinne, daß sie sich alle nach seinem Muster
entwickeln müßten, aber doch so, daß die drei Hauptcharakter¬
züge des modernen Lebens: Maschinentechnik, Geldwirtschaft und
kapitalistische Produktionsweise in ihm zuerst und am voll¬
kommensten ausgebildet worden sind, und daß diese drei Mächte alle Kultur¬
staaten, bei allen Verschiedenheiten, die sie sich sonst noch bewahrt haben, mehr
und mehr ergreifen. Wenn man nun der Ansicht ist, daß sich die Menschen
im Entwicklungsprozesse nicht als völlig willenloses Material verhalten, daß
ihn ihr vernünftiger Wille in einem gewissen Grade zu lenken vermag, so wird
man England beständig im Auge behalten und sich entscheiden müssen, in
welchen Beziehungen und bis wohin man dem dortigen Vorbilde folgen, und
in wie weit man die bisherige Entwicklung hemmen oder in andre Bahnen zu
drängen versuchen will. Neue Schriften in Menge*) laden uns zu solchen



Wir benutzen außer der Gewerkvereinsgeschichte, die in Ur. 43 besonders besprochen
worden ist, folgende: Aus England. Bilder und Skizzen aus dein kirchlichen, kulturellen^
und sozialen Leben von Immanuel Voelter, Generalsekretär des Evangelisch-Sozialen
Kongresses. Heilbronn, Eugen Salzcr, 189ö. — Aus dem Lande der Gegensätze. Eng¬
lische Neisebriefe von Julius Werner. Dessau, Paul Baumann, 189ö. — Streifzüge
durch Großbritannien. Schilderungen und Beobachtungen aus Stadt und Land von
Gustav F. Steffen. Aus dem Schwedischen von I)r. Oskar Reuber. Stuttgart, Hobbing
und Büchle, 1896. — Der deutsche und der englische Arbeiter. Von Sidney
Whitman. Hamburg, Haendcke und Lehmkuhl, I8W. — Soziale Briefe an Schulze
und Genossen. Aus dem Englischen des Robert Blatchford übersetzt und für deutsche
Verhältnisse bearbeitet von Henry Wright. Leipzig, Reinhold Werther, I89V. — Beiträge
zur Geschichte der gewerblichen Arbeit in England während der letzten fünfzig Jahre.
Nach den Erhebungen der Ro^at Lommission on I^pour. Von Dr. Carl Alfred Schmid
aus Thalweil. Jena, Gustav Fischer, 1896. — Die Lage der englischen Landwirtschaft
unter dein Drucke der internationalen Konkurrenz und Mittel und Wege zur Besserung derselben.
Avr or, F. PH. Koenig. (9. Band der von Professor Conrnd herausgegebnen Sammlung
nationalökonomischer und statistischer Abhandlungen des staatswissenschaftlicher Seminars zu
Halle.) Jena, Gustav Fischer, 1890. — Englische Auswanderung und Auswanderungs-
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[0466] [Abbildung] Englische Zustände i nglcmd bleibt vorläufig der Typus der modernen Kulturstaaten; nicht zwar in dem Sinne, daß sie sich alle nach seinem Muster entwickeln müßten, aber doch so, daß die drei Hauptcharakter¬ züge des modernen Lebens: Maschinentechnik, Geldwirtschaft und kapitalistische Produktionsweise in ihm zuerst und am voll¬ kommensten ausgebildet worden sind, und daß diese drei Mächte alle Kultur¬ staaten, bei allen Verschiedenheiten, die sie sich sonst noch bewahrt haben, mehr und mehr ergreifen. Wenn man nun der Ansicht ist, daß sich die Menschen im Entwicklungsprozesse nicht als völlig willenloses Material verhalten, daß ihn ihr vernünftiger Wille in einem gewissen Grade zu lenken vermag, so wird man England beständig im Auge behalten und sich entscheiden müssen, in welchen Beziehungen und bis wohin man dem dortigen Vorbilde folgen, und in wie weit man die bisherige Entwicklung hemmen oder in andre Bahnen zu drängen versuchen will. Neue Schriften in Menge*) laden uns zu solchen Wir benutzen außer der Gewerkvereinsgeschichte, die in Ur. 43 besonders besprochen worden ist, folgende: Aus England. Bilder und Skizzen aus dein kirchlichen, kulturellen^ und sozialen Leben von Immanuel Voelter, Generalsekretär des Evangelisch-Sozialen Kongresses. Heilbronn, Eugen Salzcr, 189ö. — Aus dem Lande der Gegensätze. Eng¬ lische Neisebriefe von Julius Werner. Dessau, Paul Baumann, 189ö. — Streifzüge durch Großbritannien. Schilderungen und Beobachtungen aus Stadt und Land von Gustav F. Steffen. Aus dem Schwedischen von I)r. Oskar Reuber. Stuttgart, Hobbing und Büchle, 1896. — Der deutsche und der englische Arbeiter. Von Sidney Whitman. Hamburg, Haendcke und Lehmkuhl, I8W. — Soziale Briefe an Schulze und Genossen. Aus dem Englischen des Robert Blatchford übersetzt und für deutsche Verhältnisse bearbeitet von Henry Wright. Leipzig, Reinhold Werther, I89V. — Beiträge zur Geschichte der gewerblichen Arbeit in England während der letzten fünfzig Jahre. Nach den Erhebungen der Ro^at Lommission on I^pour. Von Dr. Carl Alfred Schmid aus Thalweil. Jena, Gustav Fischer, 1896. — Die Lage der englischen Landwirtschaft unter dein Drucke der internationalen Konkurrenz und Mittel und Wege zur Besserung derselben. Avr or, F. PH. Koenig. (9. Band der von Professor Conrnd herausgegebnen Sammlung nationalökonomischer und statistischer Abhandlungen des staatswissenschaftlicher Seminars zu Halle.) Jena, Gustav Fischer, 1890. — Englische Auswanderung und Auswanderungs-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_223583/466>, abgerufen am 05.01.2025.