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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.

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Gin neues Buch über Beethoven und seine Sinfonien

le Litteratur über Beethoven ist nicht so reich, wie man nach
der Bedeutung seiner Kunst erwarten sollte, und bietet nament¬
lich für gute und etwas tiefer gehende Beiträge noch sehr viel
Raum. Man wird deshalb auch in Deutschland gern von einem
Werke Kenntnis nehmen, das sich über die Beethovenschen Sin-
fonien mit einer bisher noch nirgends erreichten Ausführlichkeit -- auf vier¬
hundert Seiten,-- verbreitet.*) /

Der Verfasser, der seit 1882 in den Adelsstand erhobne Sir George Grove,
ist eine der bekanntesten Persönlichkeiten des heutigen Englands, ein Mann,
der bei wiederholtem "Umsatteln" eine unversiegliche Frische und Gewandtheit be¬
wiesen und sich selbst in so entlegnen Berufssächern, wie es die eines Ingenieurs
und eines Bibelforschers sind, in gleichem Maße ausgezeichnet hat. Auch um die
englische Musik hat er sich in den letzten Jahrzehnten hervorragende Verdienste
erworben. Zunächst als Organisator. Die Krystallpalastkonzerte in London,
die für die Verbreitung guter Orchestermusik so viel geleistet haben, das neue
LiollöAs Nusio, die am glänzendsten ausgestattete aller gegenwärtig
bestehenden musikalischen Hochschulen dürfen als Schöpfungen Groves gelten.
Dann als Mnsikschriftsteller. Er ist der Vater der heute förmlich ins Kraut
schießenden Erläuterungen zu Konzertprogrammen, seine gMoxtival ^list^hos
für den Krystallpalast bilden das unmittelbare Muster einer auf diesem Gebiete
besonders eifrigen Frankfurter Fabrik. Durch Grove erhielt England auf dem
Gebiete der musikalischen Lexikographie den Vortritt. Sein Divtioniu^ ok inn8lo
Ana musieians! läßt zwar Sichtung in der Wahl der Mitarbeiter vermissen, hat aber
durch Anlage, Methode und eine stattliche Zahl ergiebiger Originalforschuugen
über größere neuere Musiker bleibenden Wert. Das auf diesen Leistungen be¬
ruhende persönliche Ansehen hat dem Versasser in der englischen Musikwelt eine
Stellung gesichert, wie sie ein Dilettant wohl noch nie gehabt hat, und diesem
Ansehen verdankt auch seine Arbeit über Beethoven und seine Sinfonien die
Aufnahme, die sie gefunden hat. Das Buch erschien im Februar 1896, im
Juni lag schon die zweite Auflage vor.



Levtdovon und dis Uius K^mMomos d/ Koorxs (5rovo, (IIZ, I^onäo", 1896.


Gin neues Buch über Beethoven und seine Sinfonien

le Litteratur über Beethoven ist nicht so reich, wie man nach
der Bedeutung seiner Kunst erwarten sollte, und bietet nament¬
lich für gute und etwas tiefer gehende Beiträge noch sehr viel
Raum. Man wird deshalb auch in Deutschland gern von einem
Werke Kenntnis nehmen, das sich über die Beethovenschen Sin-
fonien mit einer bisher noch nirgends erreichten Ausführlichkeit — auf vier¬
hundert Seiten,— verbreitet.*) /

Der Verfasser, der seit 1882 in den Adelsstand erhobne Sir George Grove,
ist eine der bekanntesten Persönlichkeiten des heutigen Englands, ein Mann,
der bei wiederholtem „Umsatteln" eine unversiegliche Frische und Gewandtheit be¬
wiesen und sich selbst in so entlegnen Berufssächern, wie es die eines Ingenieurs
und eines Bibelforschers sind, in gleichem Maße ausgezeichnet hat. Auch um die
englische Musik hat er sich in den letzten Jahrzehnten hervorragende Verdienste
erworben. Zunächst als Organisator. Die Krystallpalastkonzerte in London,
die für die Verbreitung guter Orchestermusik so viel geleistet haben, das neue
LiollöAs Nusio, die am glänzendsten ausgestattete aller gegenwärtig
bestehenden musikalischen Hochschulen dürfen als Schöpfungen Groves gelten.
Dann als Mnsikschriftsteller. Er ist der Vater der heute förmlich ins Kraut
schießenden Erläuterungen zu Konzertprogrammen, seine gMoxtival ^list^hos
für den Krystallpalast bilden das unmittelbare Muster einer auf diesem Gebiete
besonders eifrigen Frankfurter Fabrik. Durch Grove erhielt England auf dem
Gebiete der musikalischen Lexikographie den Vortritt. Sein Divtioniu^ ok inn8lo
Ana musieians! läßt zwar Sichtung in der Wahl der Mitarbeiter vermissen, hat aber
durch Anlage, Methode und eine stattliche Zahl ergiebiger Originalforschuugen
über größere neuere Musiker bleibenden Wert. Das auf diesen Leistungen be¬
ruhende persönliche Ansehen hat dem Versasser in der englischen Musikwelt eine
Stellung gesichert, wie sie ein Dilettant wohl noch nie gehabt hat, und diesem
Ansehen verdankt auch seine Arbeit über Beethoven und seine Sinfonien die
Aufnahme, die sie gefunden hat. Das Buch erschien im Februar 1896, im
Juni lag schon die zweite Auflage vor.



Levtdovon und dis Uius K^mMomos d/ Koorxs (5rovo, (IIZ, I^onäo», 1896.
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[0046] Gin neues Buch über Beethoven und seine Sinfonien le Litteratur über Beethoven ist nicht so reich, wie man nach der Bedeutung seiner Kunst erwarten sollte, und bietet nament¬ lich für gute und etwas tiefer gehende Beiträge noch sehr viel Raum. Man wird deshalb auch in Deutschland gern von einem Werke Kenntnis nehmen, das sich über die Beethovenschen Sin- fonien mit einer bisher noch nirgends erreichten Ausführlichkeit — auf vier¬ hundert Seiten,— verbreitet.*) / Der Verfasser, der seit 1882 in den Adelsstand erhobne Sir George Grove, ist eine der bekanntesten Persönlichkeiten des heutigen Englands, ein Mann, der bei wiederholtem „Umsatteln" eine unversiegliche Frische und Gewandtheit be¬ wiesen und sich selbst in so entlegnen Berufssächern, wie es die eines Ingenieurs und eines Bibelforschers sind, in gleichem Maße ausgezeichnet hat. Auch um die englische Musik hat er sich in den letzten Jahrzehnten hervorragende Verdienste erworben. Zunächst als Organisator. Die Krystallpalastkonzerte in London, die für die Verbreitung guter Orchestermusik so viel geleistet haben, das neue LiollöAs Nusio, die am glänzendsten ausgestattete aller gegenwärtig bestehenden musikalischen Hochschulen dürfen als Schöpfungen Groves gelten. Dann als Mnsikschriftsteller. Er ist der Vater der heute förmlich ins Kraut schießenden Erläuterungen zu Konzertprogrammen, seine gMoxtival ^list^hos für den Krystallpalast bilden das unmittelbare Muster einer auf diesem Gebiete besonders eifrigen Frankfurter Fabrik. Durch Grove erhielt England auf dem Gebiete der musikalischen Lexikographie den Vortritt. Sein Divtioniu^ ok inn8lo Ana musieians! läßt zwar Sichtung in der Wahl der Mitarbeiter vermissen, hat aber durch Anlage, Methode und eine stattliche Zahl ergiebiger Originalforschuugen über größere neuere Musiker bleibenden Wert. Das auf diesen Leistungen be¬ ruhende persönliche Ansehen hat dem Versasser in der englischen Musikwelt eine Stellung gesichert, wie sie ein Dilettant wohl noch nie gehabt hat, und diesem Ansehen verdankt auch seine Arbeit über Beethoven und seine Sinfonien die Aufnahme, die sie gefunden hat. Das Buch erschien im Februar 1896, im Juni lag schon die zweite Auflage vor. Levtdovon und dis Uius K^mMomos d/ Koorxs (5rovo, (IIZ, I^onäo», 1896.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_223583/46>, abgerufen am 05.01.2025.