Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.Litteratur den fast allgemein falsche Anschauungen herrschen, nämlich auf die Satissaktions¬ Man sieht daraus: so unverständig und unzeitgemäß, wie man ihn vielfach Litteratur K. k. heraldische Gesellschaft "Adler." Wappenzeichnungen Hans Baldung Griens in Coburg. Der große oberrheinische Maler Hans Baldung, genannt Grien, ein Jugend¬ Litteratur den fast allgemein falsche Anschauungen herrschen, nämlich auf die Satissaktions¬ Man sieht daraus: so unverständig und unzeitgemäß, wie man ihn vielfach Litteratur K. k. heraldische Gesellschaft „Adler." Wappenzeichnungen Hans Baldung Griens in Coburg. Der große oberrheinische Maler Hans Baldung, genannt Grien, ein Jugend¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0398" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/223982"/> <fw type="header" place="top"> Litteratur</fw><lb/> <p xml:id="ID_1197" prev="#ID_1196"> den fast allgemein falsche Anschauungen herrschen, nämlich auf die Satissaktions¬<lb/> fähigkeit. Im Reichstag ist, ohne Widerspruch zu finden, gesagt worden, daß<lb/> höchstens ein Fünftel der Anwesenden satisfaktionsfähig sei; man scheint zu glauben,<lb/> daß man dazu Offizier oder Reserveoffizier sein müsse. Nach dem vielgeschmähten<lb/> Ehrbegriff des Offiziers ist aber jeder satisfaktionsfähig, der sich bezüglich des<lb/> Ehrenschutzes auf denselben Standpunkt stellt wie er; welche soziale Stellung er<lb/> einnimmt, ist dabei vollkommen gleichgiltig. Der Dienstmann, der von einem<lb/> Offizier beleidigt wird und diesen fordert, ist ihm ein unbedingt satisfnktionsfähiger<lb/> Gegner. Nur wer die bürgerlichen Ehrenrechte verloren hat oder durch ehren¬<lb/> gerichtlichen Spruch aus dem Osfizierstaude entfernt ist, gilt als satisfaktiousunfähig.</p><lb/> <p xml:id="ID_1198"> Man sieht daraus: so unverständig und unzeitgemäß, wie man ihn vielfach<lb/> hinzustellen beliebt, ist der Ehrbegriff des Offiziers nicht; es ist in hohem Grade<lb/> bedauerlich, daß man das vielleicht in Osfizierkreisen am schärfsten verurteilte<lb/> Karlsruher Verbrechen zum Atisfluß verkehrter Anschauungen zu stempeln ver¬<lb/> sucht hat. -</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Litteratur</head><lb/> <p xml:id="ID_1199"> K. k. heraldische Gesellschaft „Adler." Wappenzeichnungen Hans Baldung Griens in Coburg.<lb/> Ein Beitrag zur Biographie des oberrheinischen Meisters von Robert Stiaßny, Mit sechzehn<lb/> Tafeln in Autotypie aus der Hof-Kunstanstalt C. Angerer u. Göschl. Wien, Karl Gerolds Sohn,<lb/> 1895. t>4 S, Großoktav</p><lb/> <p xml:id="ID_1200" next="#ID_1201"> Der große oberrheinische Maler Hans Baldung, genannt Grien, ein Jugend¬<lb/> freund Dürers vielleicht schon aus der Zeit, wo dieser auf seiner Wanderschaft in<lb/> den Jahren 1490 bis 1494 die oberrheinischen Städte Basel, Straßburg usw. be¬<lb/> suchte, ist von der neuern Kuustforschung wiederholt zum Gegenstande wertvoller<lb/> Veröffentlichungen gemacht worden. Dem von M. Rosenberg publizirten Karlsruher<lb/> Skizzenbuch und der von G. v. Tsrey besorgten Ausgabe der Handzeichnungen schließt<lb/> sich die vorliegende vortreffliche Monographie an, in der einundfünfzig „Scheibeu-<lb/> risse" des Künstlers im herzoglichen Kupferstichkabinett auf der Feste Koburg, und<lb/> außerdem — was der Titel nicht vermuten läßt — zehn im k. k. österreichische»<lb/> Museum für Kunst und Industrie in Wien und drei auf Schloß Seebarn in<lb/> Niederösterreich aufbewahrte beschriebe», wissenschaftlich gewürdigt und teilweise in<lb/> verkleinerten Maßstab autotypisch veröffentlicht werden. Die Koburger Zeichnungen<lb/> siud in weitem Kreisen schon durch die Münchner Ausstellung des Jahres 1876<lb/> bekannt geworden, doch schrieb man sie damals dem Künstler noch nicht zu, ob¬<lb/> wohl sie fast alle das Monogramm Baldungs, allerdings meistens nicht von ihm<lb/> selbst, sondern von einem spätern Besitzer, dem Straßburger Chronisten und Heral¬<lb/> diker Sebald Büheler (f 1595) geschrieben, aufweisen. Bisher sind nur einige<lb/> der Blätter von Warnecke herausgegeben worden, während eine zweite, aber nur<lb/> zwanzig Stück umfassende Sammlung solcher Wappeuskizzeu, die sich in der Alber¬<lb/> tina in Wien befindet, schon 1377 in der Zeitschrift desselben Vereins veröffentlicht<lb/> worden ist. dem wir auch dieses Werk verdanken. Übrigens will Stiaßny keine<lb/> vollständige Publikation der Serie geben, sondern nur eine Monographie mit Illustra¬<lb/> tionen. Die sechzehn seiner Abhandlung beigegebnen Tafeln, obwohl nur in Netz-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0398]
Litteratur
den fast allgemein falsche Anschauungen herrschen, nämlich auf die Satissaktions¬
fähigkeit. Im Reichstag ist, ohne Widerspruch zu finden, gesagt worden, daß
höchstens ein Fünftel der Anwesenden satisfaktionsfähig sei; man scheint zu glauben,
daß man dazu Offizier oder Reserveoffizier sein müsse. Nach dem vielgeschmähten
Ehrbegriff des Offiziers ist aber jeder satisfaktionsfähig, der sich bezüglich des
Ehrenschutzes auf denselben Standpunkt stellt wie er; welche soziale Stellung er
einnimmt, ist dabei vollkommen gleichgiltig. Der Dienstmann, der von einem
Offizier beleidigt wird und diesen fordert, ist ihm ein unbedingt satisfnktionsfähiger
Gegner. Nur wer die bürgerlichen Ehrenrechte verloren hat oder durch ehren¬
gerichtlichen Spruch aus dem Osfizierstaude entfernt ist, gilt als satisfaktiousunfähig.
Man sieht daraus: so unverständig und unzeitgemäß, wie man ihn vielfach
hinzustellen beliebt, ist der Ehrbegriff des Offiziers nicht; es ist in hohem Grade
bedauerlich, daß man das vielleicht in Osfizierkreisen am schärfsten verurteilte
Karlsruher Verbrechen zum Atisfluß verkehrter Anschauungen zu stempeln ver¬
sucht hat. -
Litteratur
K. k. heraldische Gesellschaft „Adler." Wappenzeichnungen Hans Baldung Griens in Coburg.
Ein Beitrag zur Biographie des oberrheinischen Meisters von Robert Stiaßny, Mit sechzehn
Tafeln in Autotypie aus der Hof-Kunstanstalt C. Angerer u. Göschl. Wien, Karl Gerolds Sohn,
1895. t>4 S, Großoktav
Der große oberrheinische Maler Hans Baldung, genannt Grien, ein Jugend¬
freund Dürers vielleicht schon aus der Zeit, wo dieser auf seiner Wanderschaft in
den Jahren 1490 bis 1494 die oberrheinischen Städte Basel, Straßburg usw. be¬
suchte, ist von der neuern Kuustforschung wiederholt zum Gegenstande wertvoller
Veröffentlichungen gemacht worden. Dem von M. Rosenberg publizirten Karlsruher
Skizzenbuch und der von G. v. Tsrey besorgten Ausgabe der Handzeichnungen schließt
sich die vorliegende vortreffliche Monographie an, in der einundfünfzig „Scheibeu-
risse" des Künstlers im herzoglichen Kupferstichkabinett auf der Feste Koburg, und
außerdem — was der Titel nicht vermuten läßt — zehn im k. k. österreichische»
Museum für Kunst und Industrie in Wien und drei auf Schloß Seebarn in
Niederösterreich aufbewahrte beschriebe», wissenschaftlich gewürdigt und teilweise in
verkleinerten Maßstab autotypisch veröffentlicht werden. Die Koburger Zeichnungen
siud in weitem Kreisen schon durch die Münchner Ausstellung des Jahres 1876
bekannt geworden, doch schrieb man sie damals dem Künstler noch nicht zu, ob¬
wohl sie fast alle das Monogramm Baldungs, allerdings meistens nicht von ihm
selbst, sondern von einem spätern Besitzer, dem Straßburger Chronisten und Heral¬
diker Sebald Büheler (f 1595) geschrieben, aufweisen. Bisher sind nur einige
der Blätter von Warnecke herausgegeben worden, während eine zweite, aber nur
zwanzig Stück umfassende Sammlung solcher Wappeuskizzeu, die sich in der Alber¬
tina in Wien befindet, schon 1377 in der Zeitschrift desselben Vereins veröffentlicht
worden ist. dem wir auch dieses Werk verdanken. Übrigens will Stiaßny keine
vollständige Publikation der Serie geben, sondern nur eine Monographie mit Illustra¬
tionen. Die sechzehn seiner Abhandlung beigegebnen Tafeln, obwohl nur in Netz-
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