Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.Line Geschichte der Juden Schule des Sparens selbst sür die ärmsten seiner Mitglieder, und es können Aber man gewöhnt sich im Konsumverein nicht bloß an das Sparen, (Line Geschichte der Juden (Schluß) as mittelalterliche Zinsrecht hat Nübling folgendermaßen dar¬ Line Geschichte der Juden Schule des Sparens selbst sür die ärmsten seiner Mitglieder, und es können Aber man gewöhnt sich im Konsumverein nicht bloß an das Sparen, (Line Geschichte der Juden (Schluß) as mittelalterliche Zinsrecht hat Nübling folgendermaßen dar¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0279" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/223863"/> <fw type="header" place="top"> Line Geschichte der Juden</fw><lb/> <p xml:id="ID_887" prev="#ID_886"> Schule des Sparens selbst sür die ärmsten seiner Mitglieder, und es können<lb/> ja bei den niedrigen Eintrittsgeldern wirklich die Ärmsten Mitglieder werden.<lb/> Ist der Geschäftsanteil vollständig gespart, was ohne jegliche Entsagung von<lb/> Gewinn geschieht, den wir dem Kaufmann oder Händler oder Handwerker ge¬<lb/> zahlt Hütten, so ist in der Regel noch weitere Spargelegenhcit mit den Konsum¬<lb/> vereinen verbunden. Und wenn uicht, dann findet der nun ans Sparen Ge¬<lb/> wohnte mit der ausgezahlten Dividende den Weg zur nächsten Sparkasse, oder<lb/> er kann mit dem größern Betrag seinem Haushalt eine Verbesserung angedeihen<lb/> lassen, die einem andern schwer fällt.</p><lb/> <p xml:id="ID_888"> Aber man gewöhnt sich im Konsumverein nicht bloß an das Sparen,<lb/> man gewöhnt sich auch das Borgen ab. Der Konsumverein hat den Grund¬<lb/> satz, nur gegen Barzahlung zu verkaufen, man gewöhnt sich also bald daran,<lb/> nichts mehr auf Borg zu nehmen, sondern nur mit dem Gelde in der Hand<lb/> zu kaufen. Auch die Feinde der Konsumvereine gestehen diesen erzieherischen<lb/> Einfluß zu. Sie sollten es daher ruhiger verschmerzen, wenn sich auch Leute<lb/> in die Konsumvereine aufnehmen lassen, die die wirtschaftlichen Vorteile, die<lb/> sie bieten, nicht brauchen. Die meisten Kvnsumvereinsmitglieder gehören den<lb/> untern Ständen an, und diesen aufzuhelfen hat der Staat und die Gesellschaft<lb/> weit mehr die Pflicht, als einige Kaufleute vor kleinem Nachteil zu schützen.<lb/> Wer sich die Leute ansieht und Vorteile und Nachteile gerecht gegen einander<lb/> abwägt, der wird sagen: die Konsumvereine verdienen keine Schmähung, sondern<lb/> sind der Hilfe und der rechten Führung wert.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> (Line Geschichte der Juden<lb/> (Schluß) </head><lb/> <p xml:id="ID_889" next="#ID_890"> as mittelalterliche Zinsrecht hat Nübling folgendermaßen dar¬<lb/> gestellt. Nach Ansicht der Kirchenväter ist der Kommunismus die<lb/> allein berechtigte Gesellschaftsverfassung; Notleidende und Reiche<lb/> soll es nicht geben. Niemand hat von den irdischen Gütern mehr<lb/> zu beanspruchen, als er zur Befriedigung seiner Bedürfnisse braucht.<lb/> Der Privatbesitz und die Unterschiede des Vermögens entspringen der Ungerechtig¬<lb/> keit; sie dürfen zwar geduldet werden, aber im Notfalle hat die öffentliche Gewalt<lb/> das Recht, die ursprüngliche Gütergemeinschaft wieder herzustellen. Die Armut<lb/> lst der Gott wohlgefälligere Zustand; Reichtum ist an sich noch nicht Sünde, aber</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0279]
Line Geschichte der Juden
Schule des Sparens selbst sür die ärmsten seiner Mitglieder, und es können
ja bei den niedrigen Eintrittsgeldern wirklich die Ärmsten Mitglieder werden.
Ist der Geschäftsanteil vollständig gespart, was ohne jegliche Entsagung von
Gewinn geschieht, den wir dem Kaufmann oder Händler oder Handwerker ge¬
zahlt Hütten, so ist in der Regel noch weitere Spargelegenhcit mit den Konsum¬
vereinen verbunden. Und wenn uicht, dann findet der nun ans Sparen Ge¬
wohnte mit der ausgezahlten Dividende den Weg zur nächsten Sparkasse, oder
er kann mit dem größern Betrag seinem Haushalt eine Verbesserung angedeihen
lassen, die einem andern schwer fällt.
Aber man gewöhnt sich im Konsumverein nicht bloß an das Sparen,
man gewöhnt sich auch das Borgen ab. Der Konsumverein hat den Grund¬
satz, nur gegen Barzahlung zu verkaufen, man gewöhnt sich also bald daran,
nichts mehr auf Borg zu nehmen, sondern nur mit dem Gelde in der Hand
zu kaufen. Auch die Feinde der Konsumvereine gestehen diesen erzieherischen
Einfluß zu. Sie sollten es daher ruhiger verschmerzen, wenn sich auch Leute
in die Konsumvereine aufnehmen lassen, die die wirtschaftlichen Vorteile, die
sie bieten, nicht brauchen. Die meisten Kvnsumvereinsmitglieder gehören den
untern Ständen an, und diesen aufzuhelfen hat der Staat und die Gesellschaft
weit mehr die Pflicht, als einige Kaufleute vor kleinem Nachteil zu schützen.
Wer sich die Leute ansieht und Vorteile und Nachteile gerecht gegen einander
abwägt, der wird sagen: die Konsumvereine verdienen keine Schmähung, sondern
sind der Hilfe und der rechten Führung wert.
(Line Geschichte der Juden
(Schluß)
as mittelalterliche Zinsrecht hat Nübling folgendermaßen dar¬
gestellt. Nach Ansicht der Kirchenväter ist der Kommunismus die
allein berechtigte Gesellschaftsverfassung; Notleidende und Reiche
soll es nicht geben. Niemand hat von den irdischen Gütern mehr
zu beanspruchen, als er zur Befriedigung seiner Bedürfnisse braucht.
Der Privatbesitz und die Unterschiede des Vermögens entspringen der Ungerechtig¬
keit; sie dürfen zwar geduldet werden, aber im Notfalle hat die öffentliche Gewalt
das Recht, die ursprüngliche Gütergemeinschaft wieder herzustellen. Die Armut
lst der Gott wohlgefälligere Zustand; Reichtum ist an sich noch nicht Sünde, aber
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