Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.(Line Geschichte der Juden ugen Nübling, der einer alten Ulmer Familie angehört, hat ') Eine davon wäre sogleich die lange Einleitung gewesen, die die Ergebnisse des Buches
zusammenfassen soll, sich aber vielfach in Einzelheiten verliert, die dann im eigentlichen Buche, teilweise beinahe wörtlich, wiederholt werden. (Line Geschichte der Juden ugen Nübling, der einer alten Ulmer Familie angehört, hat ') Eine davon wäre sogleich die lange Einleitung gewesen, die die Ergebnisse des Buches
zusammenfassen soll, sich aber vielfach in Einzelheiten verliert, die dann im eigentlichen Buche, teilweise beinahe wörtlich, wiederholt werden. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0218" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/223802"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341863_223583/figures/grenzboten_341863_223583_223802_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> (Line Geschichte der Juden</head><lb/> <p xml:id="ID_640" next="#ID_641"> ugen Nübling, der einer alten Ulmer Familie angehört, hat<lb/> bei den Gebrüdern Nübling in Ulm ein XL!VI und 566 eng-<lb/> gedruckte Seiten starkes Buch herausgegeben unter dem Titel:<lb/> Die Judengemeinden des Mittelalters, insbesondre die<lb/> Judengemeinde der Reichsstadt Ulm. Ein Veitrag zur<lb/> deutschen Städte- und Wirtschaftsgeschichte. Im Vorwort sagt er, er habe<lb/> ursprünglich nur el» kleines Heft veröffentlichen wollen, das die noch nicht<lb/> gedruckten Ulmer Judenurkunden und eine kurze Darstellung der alten, im<lb/> Jahre 1499 ausgehöhlten Ulmer Judengemeinde enthalten sollte. Bei der Be¬<lb/> schäftigung mit dem Gegenstande sei ihm jedoch klar geworden, daß eine les¬<lb/> bare Wirtschaftsgeschichte des Judentums im Mittelalter ein Bedürfnis sei, da<lb/> die ältern derartigen Werke von Depping und Stvbbe dem heutigen Stande der<lb/> Forschung uicht mehr entsprächen. Damit hat er ja freilich Recht, aber leider<lb/> ist sein Buch nicht lesbar ausgefallen, und darum hätte er es lieber un¬<lb/> geschrieben lassen und sich auf die Herausgabe kleiner Monographien*) be¬<lb/> schränken sollen, die er bei einiger Sorgfalt genießbar hätte machen können,<lb/> und die sehr dankenswert gewesen sein würden. Die Schwierigkeit liegt näm¬<lb/> lich in der Fülle eines noch lange nicht kritisch gesichteten Stoffs. Sagt der<lb/> Verfasser doch selbst im Schlußwort, die Aufgabe, die er sich gestellt habe,<lb/> könne nicht von einem einzelne» gelöst werden; warum hat er sich nicht mit<lb/> der Losung von Teilanfgaben begnügt? Seine Darstellung, verwirrt wie sie<lb/> ist und nachlässig im Satzbau, entscheidet keine einzige der streitigen Fragen.<lb/> So z. B. heißt es Seite 409 von einer Seisachthie: „Während Hegel die<lb/> Sache einerseits richtig dahin auffaßt, daß die Ablösung vom Jahre 1385 für<lb/> die Schuldner kein Schuldenerlaß, sondern eine Herabsetzung der Schulden<lb/> auf 75 vom Hundert gewesen sei, sieht er die Sache andrerseits fälschlich so<lb/> an, als ob den Juden diese 75 vom Hundert nicht ausbezahlt worden seien,<lb/> und die Städte und Landesherrn diese Summen selbst behalten hätten, und<lb/> heißt dies eine schmähliche Finanzoperation und Beraubung der Juden."</p><lb/> <note xml:id="FID_34" place="foot"> ') Eine davon wäre sogleich die lange Einleitung gewesen, die die Ergebnisse des Buches<lb/> zusammenfassen soll, sich aber vielfach in Einzelheiten verliert, die dann im eigentlichen Buche,<lb/> teilweise beinahe wörtlich, wiederholt werden.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0218]
[Abbildung]
(Line Geschichte der Juden
ugen Nübling, der einer alten Ulmer Familie angehört, hat
bei den Gebrüdern Nübling in Ulm ein XL!VI und 566 eng-
gedruckte Seiten starkes Buch herausgegeben unter dem Titel:
Die Judengemeinden des Mittelalters, insbesondre die
Judengemeinde der Reichsstadt Ulm. Ein Veitrag zur
deutschen Städte- und Wirtschaftsgeschichte. Im Vorwort sagt er, er habe
ursprünglich nur el» kleines Heft veröffentlichen wollen, das die noch nicht
gedruckten Ulmer Judenurkunden und eine kurze Darstellung der alten, im
Jahre 1499 ausgehöhlten Ulmer Judengemeinde enthalten sollte. Bei der Be¬
schäftigung mit dem Gegenstande sei ihm jedoch klar geworden, daß eine les¬
bare Wirtschaftsgeschichte des Judentums im Mittelalter ein Bedürfnis sei, da
die ältern derartigen Werke von Depping und Stvbbe dem heutigen Stande der
Forschung uicht mehr entsprächen. Damit hat er ja freilich Recht, aber leider
ist sein Buch nicht lesbar ausgefallen, und darum hätte er es lieber un¬
geschrieben lassen und sich auf die Herausgabe kleiner Monographien*) be¬
schränken sollen, die er bei einiger Sorgfalt genießbar hätte machen können,
und die sehr dankenswert gewesen sein würden. Die Schwierigkeit liegt näm¬
lich in der Fülle eines noch lange nicht kritisch gesichteten Stoffs. Sagt der
Verfasser doch selbst im Schlußwort, die Aufgabe, die er sich gestellt habe,
könne nicht von einem einzelne» gelöst werden; warum hat er sich nicht mit
der Losung von Teilanfgaben begnügt? Seine Darstellung, verwirrt wie sie
ist und nachlässig im Satzbau, entscheidet keine einzige der streitigen Fragen.
So z. B. heißt es Seite 409 von einer Seisachthie: „Während Hegel die
Sache einerseits richtig dahin auffaßt, daß die Ablösung vom Jahre 1385 für
die Schuldner kein Schuldenerlaß, sondern eine Herabsetzung der Schulden
auf 75 vom Hundert gewesen sei, sieht er die Sache andrerseits fälschlich so
an, als ob den Juden diese 75 vom Hundert nicht ausbezahlt worden seien,
und die Städte und Landesherrn diese Summen selbst behalten hätten, und
heißt dies eine schmähliche Finanzoperation und Beraubung der Juden."
') Eine davon wäre sogleich die lange Einleitung gewesen, die die Ergebnisse des Buches
zusammenfassen soll, sich aber vielfach in Einzelheiten verliert, die dann im eigentlichen Buche,
teilweise beinahe wörtlich, wiederholt werden.
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