Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Drittes Vierteljahr.Wandlungen des Ich im Zeitenstrome nicht mehr zureichend; sie machen das Leiden auf die Dauer schlimmer, wie Wandlungen des Ich im Zeitenstrome 3. Das Jahr 1.870 WH Im September 1864 siedelte ich dahin über. Auch dort fühlte ich mich Vergl. Ur. 26.
Wandlungen des Ich im Zeitenstrome nicht mehr zureichend; sie machen das Leiden auf die Dauer schlimmer, wie Wandlungen des Ich im Zeitenstrome 3. Das Jahr 1.870 WH Im September 1864 siedelte ich dahin über. Auch dort fühlte ich mich Vergl. Ur. 26.
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Wandlungen des Ich im Zeitenstrome
nicht mehr zureichend; sie machen das Leiden auf die Dauer schlimmer, wie
die „Schulreform" beweist. Ehe nicht eine Reform im weitesten Umfange ins
Werk gesetzt wird, ist nichts zu erwarten. Wenn das aber nicht bald geschieht,
so wird etwas andres eintreten: die Folge versäumter Reform ist der Nieder¬
gang. Schon sehen wir ihn im ärztlichen Stande hereinbrechen infolge der
zunehmenden Verbitterung. Freilich, zusehen ist bequemer- Und so werden
wir wohl noch eine Weile warten müssen.
Wandlungen des Ich im Zeitenstrome
3. Das Jahr 1.870
WH
.'M«
KMir waren sehr bald gute Freunde geworden, der Pfarrer M. und
ich,*) aber wir sahen beide gleichmäßig ein, daß neben einem
gesunden Pfarrer, der kein Nebenamt hat. für einen arbeits¬
lustigen Kaplan wenig zu thun übrig bleibt. Immer nur stu-
diren, ohne von dem Gelernten Anwendung machen zu können,
ist ein unnatürlicher Zustand, und nur für einen oder ein paar Privatschüler
arbeiten, scheint, wie Herbart sagt, der Bestimmung des Mannes doch nicht
angemessen zu sein. Wir kamen daher überein, die Gelegenheit einer Vakanz
in Liegnitz zu benutzen; M. war mit dem dortigen Pfarrer, dem ErzPriester
scho., befreundet.
Im September 1864 siedelte ich dahin über. Auch dort fühlte ich mich
glücklich, doch war das Glück andrer Art als in sah. Es bestand erstens in
der Unabhängigkeit. Wenn man die dreißig hinter sich hat, gefällt einem die
Stelle eines Haussohnes doch nicht mehr, so angenehm das Haus auch sein
wäg. In Liegnitz giebts kein Pfarrhaus, sondern die katholischen Geistlichen
bewohnen den Hauptflügel des ehemaligen Jesuitenkollegiums. Der Pfarrer
hat den ersten Stock inne: eine lange Flucht von Sälen und prachtvollen
Zimmern, die an einem breiten Korridor liegen — die Jesuiten mögen sonst
sein, wie sie wollen, aber ihre Bauten, diese vornehme Großartigkeit, Be¬
quemlichkeit, Zweckmäßigkeit macht ihnen heute nicht leicht jemand nach —,
im obern Stock wohnen die Kapläne und zwei Lehrerfamilien. Wir beiden Ka-
Pläne hatten zusammen eine alte Wirtin — Inventar —, die mit ihrer Tochter,
Vergl. Ur. 26.
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