Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Drittes Vierteljahr.Konrad Fiedler Hans Marbach Lin Lebensbild von (Schluß) n der innigsten Verbindung mit Fiedlers Wirken als Förderer Die Freude am Umgange mit Menschen, die Fiedler von Haus ans eigen Konrad Fiedler Hans Marbach Lin Lebensbild von (Schluß) n der innigsten Verbindung mit Fiedlers Wirken als Förderer Die Freude am Umgange mit Menschen, die Fiedler von Haus ans eigen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0326" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/220652"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341861_220325/figures/grenzboten_341861_220325_220652_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Konrad Fiedler<lb/><note type="byline"> Hans Marbach</note> Lin Lebensbild von<lb/> (Schluß)</head><lb/> <p xml:id="ID_1379"> n der innigsten Verbindung mit Fiedlers Wirken als Förderer<lb/> der Kunst und der Künstler, das selbst ja nur als ein Ausfluß,<lb/> ein Teil eines Umfassendem zu betrachten ist, steht sein Wirken<lb/> als Freund überhaupt, etwas, das allerdings die sogenannte<lb/> Öffentlichkeit weniger angeht, das aber doch in seiner Art so<lb/> selten und merkwürdig war, daß es ein allgemeines Interesse in Anspruch<lb/> nehmen kann.</p><lb/> <p xml:id="ID_1380" next="#ID_1381"> Die Freude am Umgange mit Menschen, die Fiedler von Haus ans eigen<lb/> war, steigerte sich bei ihm zu einem wahren Freundschastskultus. Er hatte<lb/> ja auch die Auswahl. Und gewiß ist, daß ihm dabei seine glückliche äußere<lb/> Lage zu statten kam. Das Wort, das Goethe dem armen Gretchen in den<lb/> Mund gelegt hat: „Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles — ach,<lb/> wir Armen!" gilt nicht bloß von den Armen und von denen, die von diesem<lb/> Golde unmittelbar etwas profitiren mochten. Auch edlere Naturen, besonders<lb/> die ästhetisch begabten, fühlen sich angezogen von der heitern, glänzenden Außen¬<lb/> seite des Daseins, wie sie der Reichtum so verlockend auszustatten vermag.<lb/> Und wer möchte sich scheuen, eine so freudig dargebotne Gastlichkeit anzu¬<lb/> nehmen, bei der der Gastgeber seine Gäste in die Illusion zu setzen versteht,<lb/> daß sie ihm durch ihre Gegenwart das, was er ihnen bietet, überreichlich ver¬<lb/> gelten? Und das war bei Fiedler der Fall. Nicht das, was er bot, so voll¬<lb/> endet es alles auch war, machte den Zauber seiner Gastlichkeit aus, sondern<lb/> die Art, wie er es bot. Man hatte ihm gegenüber immer das Gefühl, daß<lb/> er selbst auf alle diese äußerlichen Dinge keinen höhern Wert lege, als ihnen<lb/> zukam, daß sie nur ein Mittel sein sollten, einen bequemen und angenehmen<lb/> geistigen Austausch zu ermöglichen, in dem der eigentliche Zweck des Zusammen¬<lb/> seins zu suchen sei, und bei dem er vor allen sich bereicherte. Wenn auch<lb/> dieses Mittel gerade durch den höhern Zweck, dem es diente, noch an Wert<lb/> gewann, und wenn auch, im Gegensatze zu so vielen, die nur durch ihr Gold<lb/> glänzen, das Wesen und die Persönlichkeit des Besitzers hier erst dem Golde</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0326]
[Abbildung]
Konrad Fiedler
Hans Marbach Lin Lebensbild von
(Schluß)
n der innigsten Verbindung mit Fiedlers Wirken als Förderer
der Kunst und der Künstler, das selbst ja nur als ein Ausfluß,
ein Teil eines Umfassendem zu betrachten ist, steht sein Wirken
als Freund überhaupt, etwas, das allerdings die sogenannte
Öffentlichkeit weniger angeht, das aber doch in seiner Art so
selten und merkwürdig war, daß es ein allgemeines Interesse in Anspruch
nehmen kann.
Die Freude am Umgange mit Menschen, die Fiedler von Haus ans eigen
war, steigerte sich bei ihm zu einem wahren Freundschastskultus. Er hatte
ja auch die Auswahl. Und gewiß ist, daß ihm dabei seine glückliche äußere
Lage zu statten kam. Das Wort, das Goethe dem armen Gretchen in den
Mund gelegt hat: „Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles — ach,
wir Armen!" gilt nicht bloß von den Armen und von denen, die von diesem
Golde unmittelbar etwas profitiren mochten. Auch edlere Naturen, besonders
die ästhetisch begabten, fühlen sich angezogen von der heitern, glänzenden Außen¬
seite des Daseins, wie sie der Reichtum so verlockend auszustatten vermag.
Und wer möchte sich scheuen, eine so freudig dargebotne Gastlichkeit anzu¬
nehmen, bei der der Gastgeber seine Gäste in die Illusion zu setzen versteht,
daß sie ihm durch ihre Gegenwart das, was er ihnen bietet, überreichlich ver¬
gelten? Und das war bei Fiedler der Fall. Nicht das, was er bot, so voll¬
endet es alles auch war, machte den Zauber seiner Gastlichkeit aus, sondern
die Art, wie er es bot. Man hatte ihm gegenüber immer das Gefühl, daß
er selbst auf alle diese äußerlichen Dinge keinen höhern Wert lege, als ihnen
zukam, daß sie nur ein Mittel sein sollten, einen bequemen und angenehmen
geistigen Austausch zu ermöglichen, in dem der eigentliche Zweck des Zusammen¬
seins zu suchen sei, und bei dem er vor allen sich bereicherte. Wenn auch
dieses Mittel gerade durch den höhern Zweck, dem es diente, noch an Wert
gewann, und wenn auch, im Gegensatze zu so vielen, die nur durch ihr Gold
glänzen, das Wesen und die Persönlichkeit des Besitzers hier erst dem Golde
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