Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Viertes Vierteljahr.eine weibliche nackte Gestalt mit Fledermausflügeln, ein Mvdellirholz in der In Rom ist eine Bildhauerschule aus aller Herren Ländern. Eine Selbst¬ Aus den andern Ländern ist die plastische Abteilung der Ausstellung nur Maßgebliches und Unmaßgebliches Geldkrisen und Volkswirtschaft. "Sobald jun Verkehr zwischen Eng¬ Grcnzboten IV 1893 11
eine weibliche nackte Gestalt mit Fledermausflügeln, ein Mvdellirholz in der In Rom ist eine Bildhauerschule aus aller Herren Ländern. Eine Selbst¬ Aus den andern Ländern ist die plastische Abteilung der Ausstellung nur Maßgebliches und Unmaßgebliches Geldkrisen und Volkswirtschaft. „Sobald jun Verkehr zwischen Eng¬ Grcnzboten IV 1893 11
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0089" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/215813"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_232" prev="#ID_231"> eine weibliche nackte Gestalt mit Fledermausflügeln, ein Mvdellirholz in der<lb/> Hand, einen Pinsel als Haarpfeil, auf einer Kugel sitzend. Die Figur mit<lb/> nachdenklich zusammengezognen Gliedmaßen ist sehr fein komponirt.</p><lb/> <p xml:id="ID_233"> In Rom ist eine Bildhauerschule aus aller Herren Ländern. Eine Selbst¬<lb/> bildnisbüste hat Kopf dorther gesandt, sie ist mit französirendcr Feinheit in<lb/> der plastischen Form gearbeitet. Ein kräftiger Athlet von polhtletischer Ge¬<lb/> drungenheit ist von Katsch. Der limonenvcrtaufende nackte Knabe von Emil<lb/> Fuchs ist nicht viel mehr als ein tüchtiger Akt. Die Bildnisbnsten von<lb/> Cisfariellv, höchst energisch charakterisirt, haben malerische Wirkung und sind<lb/> doch plastisch gesehen. Mariano Benlliures Mädchenkvpfe und die Köpfe zweier<lb/> Kiuder zeigen ebenfalls, wie gut die Südländer das Farbige und die kräftigen<lb/> Licht- und Schattenwirkungen in ihren Köpfen mit rein plastischen Mitteln<lb/> herauszubringen wissen. Die reiche Bronzevnse desselben Künstlers ist sehr<lb/> zierlich und fein in den Einzelheiten, aber im ganzen etwas zu unruhig. Sehr<lb/> schön ist die Terrakotte von Carlo, ein arabischer Schüler, der mit unter¬<lb/> geschlagnen Beinen sitzend eifrig schreibt. Guten Humor zeigt der Mailänder<lb/> Emilio Rist. Er hat einen römischen Spießbürger dargestellt, der sich selbst<lb/> eine Gans eingekauft hat und sie unter seiner Toga versteckt nach Hanse trägt,<lb/> was aber seinen Stolz als vivis rornamus nicht im mindesten beeinträchtigt.</p><lb/> <p xml:id="ID_234"> Aus den andern Ländern ist die plastische Abteilung der Ausstellung nur<lb/> sehr spärlich beschickt. Ein elegantes kleines Reiterbildnis ist von de Vreese<lb/> in Brüssel gesandt. Fort hat sein Shellehdenkmal ausgestellt: auf einer Grab¬<lb/> platte, die von Bronzelöwen getragen wird, ruht die Marmorfigur eiues nackten<lb/> toten Jünglings. Vor der Platte sitzt die Brvnzegestalt der trauernden Poesie.<lb/> Das Werk ist ansprechend, ohne sehr bedeutend zu sein. Interessant ist eine<lb/> nackte, Harfe spielende männliche Gestalt, die Melodie vorstellend, von Kelloch<lb/> Vrown in Glasgow. Der pastvse Bvrtrag in der schottischen Malerei hat,<lb/> wie dieses Werk zeigt, auch auf die Behandlungsart der schottischen Plastik<lb/> eingewirkt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Maßgebliches und Unmaßgebliches</head><lb/> <div n="2"> <head> Geldkrisen und Volkswirtschaft.</head> <p xml:id="ID_235" next="#ID_236"> „Sobald jun Verkehr zwischen Eng¬<lb/> land und Indiens eine Krisis ausbricht, zeigt sich, daß unverkaufte Baumwollen¬<lb/> waren in Indien lagern, und daß andrerseits in England nicht nur unverkaufte<lb/> Vorräte indischer Produkte liegen, sondern daß ein großer Teil der verkauften und<lb/> verzehrten Vorräte noch gar nicht bezahlt ist. Was daher als Krise auf dem Geld-</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grcnzboten IV 1893 11</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0089]
eine weibliche nackte Gestalt mit Fledermausflügeln, ein Mvdellirholz in der
Hand, einen Pinsel als Haarpfeil, auf einer Kugel sitzend. Die Figur mit
nachdenklich zusammengezognen Gliedmaßen ist sehr fein komponirt.
In Rom ist eine Bildhauerschule aus aller Herren Ländern. Eine Selbst¬
bildnisbüste hat Kopf dorther gesandt, sie ist mit französirendcr Feinheit in
der plastischen Form gearbeitet. Ein kräftiger Athlet von polhtletischer Ge¬
drungenheit ist von Katsch. Der limonenvcrtaufende nackte Knabe von Emil
Fuchs ist nicht viel mehr als ein tüchtiger Akt. Die Bildnisbnsten von
Cisfariellv, höchst energisch charakterisirt, haben malerische Wirkung und sind
doch plastisch gesehen. Mariano Benlliures Mädchenkvpfe und die Köpfe zweier
Kiuder zeigen ebenfalls, wie gut die Südländer das Farbige und die kräftigen
Licht- und Schattenwirkungen in ihren Köpfen mit rein plastischen Mitteln
herauszubringen wissen. Die reiche Bronzevnse desselben Künstlers ist sehr
zierlich und fein in den Einzelheiten, aber im ganzen etwas zu unruhig. Sehr
schön ist die Terrakotte von Carlo, ein arabischer Schüler, der mit unter¬
geschlagnen Beinen sitzend eifrig schreibt. Guten Humor zeigt der Mailänder
Emilio Rist. Er hat einen römischen Spießbürger dargestellt, der sich selbst
eine Gans eingekauft hat und sie unter seiner Toga versteckt nach Hanse trägt,
was aber seinen Stolz als vivis rornamus nicht im mindesten beeinträchtigt.
Aus den andern Ländern ist die plastische Abteilung der Ausstellung nur
sehr spärlich beschickt. Ein elegantes kleines Reiterbildnis ist von de Vreese
in Brüssel gesandt. Fort hat sein Shellehdenkmal ausgestellt: auf einer Grab¬
platte, die von Bronzelöwen getragen wird, ruht die Marmorfigur eiues nackten
toten Jünglings. Vor der Platte sitzt die Brvnzegestalt der trauernden Poesie.
Das Werk ist ansprechend, ohne sehr bedeutend zu sein. Interessant ist eine
nackte, Harfe spielende männliche Gestalt, die Melodie vorstellend, von Kelloch
Vrown in Glasgow. Der pastvse Bvrtrag in der schottischen Malerei hat,
wie dieses Werk zeigt, auch auf die Behandlungsart der schottischen Plastik
eingewirkt.
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Geldkrisen und Volkswirtschaft. „Sobald jun Verkehr zwischen Eng¬
land und Indiens eine Krisis ausbricht, zeigt sich, daß unverkaufte Baumwollen¬
waren in Indien lagern, und daß andrerseits in England nicht nur unverkaufte
Vorräte indischer Produkte liegen, sondern daß ein großer Teil der verkauften und
verzehrten Vorräte noch gar nicht bezahlt ist. Was daher als Krise auf dem Geld-
Grcnzboten IV 1893 11
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |