Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Viertes Vierteljahr.Die Flüchtlinge zeitnng," dessen Hahnenfüße Annette für "Steigmieder" liest D. 211), hieß Um so mehr bedeuten die Briefe. Sie gehören zu den anziehendsten und Die Flüchtlinge Line Geschichte von der Landstraße lFvrtschnng) 10 eltsmnerweise benahm sich der Vagabund am andern Tage so, als wäre Vor dem Dorfe trennten sie sich, nachdem der Bagabnnd uoch kurz Bescheid Endlich hatte sie den sauern Weg hinter sich und ging nnn aus dem Dorfe Die Flüchtlinge zeitnng," dessen Hahnenfüße Annette für „Steigmieder" liest D. 211), hieß Um so mehr bedeuten die Briefe. Sie gehören zu den anziehendsten und Die Flüchtlinge Line Geschichte von der Landstraße lFvrtschnng) 10 eltsmnerweise benahm sich der Vagabund am andern Tage so, als wäre Vor dem Dorfe trennten sie sich, nachdem der Bagabnnd uoch kurz Bescheid Endlich hatte sie den sauern Weg hinter sich und ging nnn aus dem Dorfe <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0535" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/216259"/> <fw type="header" place="top"> Die Flüchtlinge</fw><lb/> <p xml:id="ID_1974" prev="#ID_1973"> zeitnng," dessen Hahnenfüße Annette für „Steigmieder" liest D. 211), hieß<lb/> Schmieder. Natürlich sind tels Kleinigkeiten, die nichts bedeuten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1975"> Um so mehr bedeuten die Briefe. Sie gehören zu den anziehendsten und<lb/> originellsten unsrer reichen deutschen Brieftitteratur und gereichen dem Ge¬<lb/> dächtnis Annelees wie Levin Schückings in gleicher Weise zur Ehre.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Flüchtlinge<lb/> Line Geschichte von der Landstraße<lb/> lFvrtschnng)</head><lb/> <div n="2"> <head> 10</head><lb/> <p xml:id="ID_1976"> eltsmnerweise benahm sich der Vagabund am andern Tage so, als wäre<lb/> nichts vorgefallen, und forderte Lucie wieder auf, mit ihm auf die<lb/> Fahrt zu ziehen. Sie schwankte einen Augenblick, dann blitzte der<lb/> Gedanke in ihr ans, daß ihn der gestrige Auftritt geneigt gemacht<lb/> haben könnte, sich von ihnen zu trennen, und sie ging mit ihm. Es<lb/> war ja nicht möglich, das; nach dem Vorgefallnen alles so zwischen<lb/> ihnen bleiben konnte wie bisher, und während sie schweigend dnrch das kahle Feld einem<lb/> entfernten Dorfe zuwanderten, wurde es ihr immer gewisser, daß es nun zu einer<lb/> Entscheidung kommen müsse, die ihnen die Freiheit zurückgeben würde, und das<lb/> Herz wurde ihr froh und leicht bei diesem Gedanke». Aber sie ahnte nicht, daß<lb/> der little mit haßerfüllter Seele nur über das eine grübelte, wie er sich am här¬<lb/> testen und nachhaltigsten an Franz rächen könnte, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1977"> Vor dem Dorfe trennten sie sich, nachdem der Bagabnnd uoch kurz Bescheid<lb/> gegeben hatte, wo ihn Lucie finden würde. Es war ein freundlicher Tag. In<lb/> den Gärten vor den Häusern blühten die Astern. Die Kinder plätscherten lustig<lb/> >»it ihren nackten Füßen in dein Bache, der dnrch das Dorf floß, und ihr Lachen,<lb/> ihre frohen Stimmen klangen wohlthuend i» Lneies Seele hinein. Zum letzten-<lb/> "tale! sagte sie zu sich, und bei jedem Schritte, den sie that, sagte sie es von<lb/> neuem. Sie nahm sich vor, dnrch Ruhe und Versöhnlichkeit einen guten Ausgang<lb/> herbeizuführen. Ich werde ihn gewinnen, er kann mir nicht widerstehen und wird<lb/> "»s ziehen lassen, sagte sie zu sich; und auch während sie die Scheltworte der<lb/> Leute, vor deren Thüren sie mit gesenktem Kopfe und geröteten Gesicht stand,<lb/> über sich ergehen lassen mußte, verlor sie diese frohe Gewißheit uicht auf einen<lb/> Angenblick.</p><lb/> <p xml:id="ID_1978"> Endlich hatte sie den sauern Weg hinter sich und ging nnn aus dem Dorfe<lb/> den Fußpfad zu der Halde hinauf, wo sie der Vagabund erwarten wollte. Man<lb/> hatte von da aus einen freien Überblick über die Gegend, wie ihn der Alte liebte,<lb/> wenn er Rast hielt. Lucie sah ihn erst, als sie dicht vor ihm stand. Er hatte<lb/> sich über einem Steinbruch, der gegen den Friedhof des Dorfes zu uuter ihnen lag,<lb/> i»s (^raS gelegt nud ließ sich von der warmen Nachmittagssonne bescheinen.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0535]
Die Flüchtlinge
zeitnng," dessen Hahnenfüße Annette für „Steigmieder" liest D. 211), hieß
Schmieder. Natürlich sind tels Kleinigkeiten, die nichts bedeuten.
Um so mehr bedeuten die Briefe. Sie gehören zu den anziehendsten und
originellsten unsrer reichen deutschen Brieftitteratur und gereichen dem Ge¬
dächtnis Annelees wie Levin Schückings in gleicher Weise zur Ehre.
Die Flüchtlinge
Line Geschichte von der Landstraße
lFvrtschnng)
10
eltsmnerweise benahm sich der Vagabund am andern Tage so, als wäre
nichts vorgefallen, und forderte Lucie wieder auf, mit ihm auf die
Fahrt zu ziehen. Sie schwankte einen Augenblick, dann blitzte der
Gedanke in ihr ans, daß ihn der gestrige Auftritt geneigt gemacht
haben könnte, sich von ihnen zu trennen, und sie ging mit ihm. Es
war ja nicht möglich, das; nach dem Vorgefallnen alles so zwischen
ihnen bleiben konnte wie bisher, und während sie schweigend dnrch das kahle Feld einem
entfernten Dorfe zuwanderten, wurde es ihr immer gewisser, daß es nun zu einer
Entscheidung kommen müsse, die ihnen die Freiheit zurückgeben würde, und das
Herz wurde ihr froh und leicht bei diesem Gedanke». Aber sie ahnte nicht, daß
der little mit haßerfüllter Seele nur über das eine grübelte, wie er sich am här¬
testen und nachhaltigsten an Franz rächen könnte, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen.
Vor dem Dorfe trennten sie sich, nachdem der Bagabnnd uoch kurz Bescheid
gegeben hatte, wo ihn Lucie finden würde. Es war ein freundlicher Tag. In
den Gärten vor den Häusern blühten die Astern. Die Kinder plätscherten lustig
>»it ihren nackten Füßen in dein Bache, der dnrch das Dorf floß, und ihr Lachen,
ihre frohen Stimmen klangen wohlthuend i» Lneies Seele hinein. Zum letzten-
"tale! sagte sie zu sich, und bei jedem Schritte, den sie that, sagte sie es von
neuem. Sie nahm sich vor, dnrch Ruhe und Versöhnlichkeit einen guten Ausgang
herbeizuführen. Ich werde ihn gewinnen, er kann mir nicht widerstehen und wird
"»s ziehen lassen, sagte sie zu sich; und auch während sie die Scheltworte der
Leute, vor deren Thüren sie mit gesenktem Kopfe und geröteten Gesicht stand,
über sich ergehen lassen mußte, verlor sie diese frohe Gewißheit uicht auf einen
Angenblick.
Endlich hatte sie den sauern Weg hinter sich und ging nnn aus dem Dorfe
den Fußpfad zu der Halde hinauf, wo sie der Vagabund erwarten wollte. Man
hatte von da aus einen freien Überblick über die Gegend, wie ihn der Alte liebte,
wenn er Rast hielt. Lucie sah ihn erst, als sie dicht vor ihm stand. Er hatte
sich über einem Steinbruch, der gegen den Friedhof des Dorfes zu uuter ihnen lag,
i»s (^raS gelegt nud ließ sich von der warmen Nachmittagssonne bescheinen.
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