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Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Drittes Vierteljahr.

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Humor und Humoristen

Allgemeinbildung mit einem festen sittlichen Charakter in einer starken und
urwüchsig ausgeprägten Individualität."

Der Schlußsatz spiegelt deutlich den Geist wieder, in dem das Ganze ge¬
halten ist. Er ist durch und durch gesund. Ist es gleich nur eine Theorie,
die hier vorgetragen wird, so giebt sie doch der Praxis einen vortrefflichen
Maßstab. Wollte sich diese nur immer eines solchen Maßstabes bedienen und
nicht in bequemem Schlendrian in dem gewohnten Geleise weitertrottcn. Das
Schultzische Buch ist vortrefflich geeignet, in seiner klaren, warmen, hie und
da sogar hinreißenden Sprache die Geister zu wecken, die Familien hinzuweisen
ans die heiligste aller Pflichten, die ihnen geworden, und die Schulleiter auf¬
merksam zu machen auf das, was der Schulerziehung in Verbindung mit dem
Hause in erster Linie notthut.

Wir fürchten nicht, daß das Buch das Schicksal des Werkes teilen wird,
auf dessen Schultern es steht. Das Ende des Jahrhunderts ist mit seinen
sozialen Aufgaben so in die Erziehungsfragen verflochten, daß die Schrift
gewiß nicht unbeachtet bleiben wird. Auch sind die Zeitgenossen auf die Lektüre
dieses im besten Sinne populär geschriebnen Werkes weit besser vorbereitet,
als die Zeitgenossen der Herbartschen allgemeinen Pädagogik, die vielfach nichts
mit dem Buche anzufangen wußten. Überflutet werden wir freilich jetzt auch
mit Erziehuugsschriften, noch mehr als die Zeitgenossen Herbarts am Anfang
des Jahrhunderts, aber aus der Flut dieser Schriften hebt sich das vorliegende
Buch doch so vorteilhaft ab, daß es sicher seinen Weg gehen wird.




Humor und Humoristen
von Hans Nord

s ist ein eigen Ding um den Humor, diesen leichtfüßigen Gesellen.
Man hört bald hier bald dort seine muntern Weisen klingen, im
schlichten Volkslied, im behäbigen Epos, im stolzen Roman, in
der derben Satire; aber will man den Burschen hervorlocken,
ihn betrachten und betasten, so schlägt er uns ein Schnippchen
und ist nirgends zu fassen. Gleich dem harmlosen Hirtenbuben hat er es
gern, wenn wir seinem süßen Liede lauschen, aber er leidet es nicht, daß
wir nach seiner Flöte greifen, um sie zu untersuche", zu zerlegen und am Ende
gar zu zertrümmern. Ohne Bild geredet: man kann den Humor zwar em¬
pfinden, aber nicht streng logisch definiren; man kann darum wohl sagen, wie


Humor und Humoristen

Allgemeinbildung mit einem festen sittlichen Charakter in einer starken und
urwüchsig ausgeprägten Individualität."

Der Schlußsatz spiegelt deutlich den Geist wieder, in dem das Ganze ge¬
halten ist. Er ist durch und durch gesund. Ist es gleich nur eine Theorie,
die hier vorgetragen wird, so giebt sie doch der Praxis einen vortrefflichen
Maßstab. Wollte sich diese nur immer eines solchen Maßstabes bedienen und
nicht in bequemem Schlendrian in dem gewohnten Geleise weitertrottcn. Das
Schultzische Buch ist vortrefflich geeignet, in seiner klaren, warmen, hie und
da sogar hinreißenden Sprache die Geister zu wecken, die Familien hinzuweisen
ans die heiligste aller Pflichten, die ihnen geworden, und die Schulleiter auf¬
merksam zu machen auf das, was der Schulerziehung in Verbindung mit dem
Hause in erster Linie notthut.

Wir fürchten nicht, daß das Buch das Schicksal des Werkes teilen wird,
auf dessen Schultern es steht. Das Ende des Jahrhunderts ist mit seinen
sozialen Aufgaben so in die Erziehungsfragen verflochten, daß die Schrift
gewiß nicht unbeachtet bleiben wird. Auch sind die Zeitgenossen auf die Lektüre
dieses im besten Sinne populär geschriebnen Werkes weit besser vorbereitet,
als die Zeitgenossen der Herbartschen allgemeinen Pädagogik, die vielfach nichts
mit dem Buche anzufangen wußten. Überflutet werden wir freilich jetzt auch
mit Erziehuugsschriften, noch mehr als die Zeitgenossen Herbarts am Anfang
des Jahrhunderts, aber aus der Flut dieser Schriften hebt sich das vorliegende
Buch doch so vorteilhaft ab, daß es sicher seinen Weg gehen wird.




Humor und Humoristen
von Hans Nord

s ist ein eigen Ding um den Humor, diesen leichtfüßigen Gesellen.
Man hört bald hier bald dort seine muntern Weisen klingen, im
schlichten Volkslied, im behäbigen Epos, im stolzen Roman, in
der derben Satire; aber will man den Burschen hervorlocken,
ihn betrachten und betasten, so schlägt er uns ein Schnippchen
und ist nirgends zu fassen. Gleich dem harmlosen Hirtenbuben hat er es
gern, wenn wir seinem süßen Liede lauschen, aber er leidet es nicht, daß
wir nach seiner Flöte greifen, um sie zu untersuche», zu zerlegen und am Ende
gar zu zertrümmern. Ohne Bild geredet: man kann den Humor zwar em¬
pfinden, aber nicht streng logisch definiren; man kann darum wohl sagen, wie


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[0038] Humor und Humoristen Allgemeinbildung mit einem festen sittlichen Charakter in einer starken und urwüchsig ausgeprägten Individualität." Der Schlußsatz spiegelt deutlich den Geist wieder, in dem das Ganze ge¬ halten ist. Er ist durch und durch gesund. Ist es gleich nur eine Theorie, die hier vorgetragen wird, so giebt sie doch der Praxis einen vortrefflichen Maßstab. Wollte sich diese nur immer eines solchen Maßstabes bedienen und nicht in bequemem Schlendrian in dem gewohnten Geleise weitertrottcn. Das Schultzische Buch ist vortrefflich geeignet, in seiner klaren, warmen, hie und da sogar hinreißenden Sprache die Geister zu wecken, die Familien hinzuweisen ans die heiligste aller Pflichten, die ihnen geworden, und die Schulleiter auf¬ merksam zu machen auf das, was der Schulerziehung in Verbindung mit dem Hause in erster Linie notthut. Wir fürchten nicht, daß das Buch das Schicksal des Werkes teilen wird, auf dessen Schultern es steht. Das Ende des Jahrhunderts ist mit seinen sozialen Aufgaben so in die Erziehungsfragen verflochten, daß die Schrift gewiß nicht unbeachtet bleiben wird. Auch sind die Zeitgenossen auf die Lektüre dieses im besten Sinne populär geschriebnen Werkes weit besser vorbereitet, als die Zeitgenossen der Herbartschen allgemeinen Pädagogik, die vielfach nichts mit dem Buche anzufangen wußten. Überflutet werden wir freilich jetzt auch mit Erziehuugsschriften, noch mehr als die Zeitgenossen Herbarts am Anfang des Jahrhunderts, aber aus der Flut dieser Schriften hebt sich das vorliegende Buch doch so vorteilhaft ab, daß es sicher seinen Weg gehen wird. Humor und Humoristen von Hans Nord s ist ein eigen Ding um den Humor, diesen leichtfüßigen Gesellen. Man hört bald hier bald dort seine muntern Weisen klingen, im schlichten Volkslied, im behäbigen Epos, im stolzen Roman, in der derben Satire; aber will man den Burschen hervorlocken, ihn betrachten und betasten, so schlägt er uns ein Schnippchen und ist nirgends zu fassen. Gleich dem harmlosen Hirtenbuben hat er es gern, wenn wir seinem süßen Liede lauschen, aber er leidet es nicht, daß wir nach seiner Flöte greifen, um sie zu untersuche», zu zerlegen und am Ende gar zu zertrümmern. Ohne Bild geredet: man kann den Humor zwar em¬ pfinden, aber nicht streng logisch definiren; man kann darum wohl sagen, wie

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341857_215089/38>, abgerufen am 27.07.2024.