Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Zweites Vierteljahr.Schleswig und Holstein für sich," erhalte er umgehend die Antwort: L'ö8t In höchster Verlegenheit ging der König im Zimmer auf und ab. Am Darauf gab es natürlich keine Antwort. Diese Forderung konnte gar Der Herzog giebt zu verstehe", daß die Welt alle diese Dinge dereinst sSchluß folgt) Dichtende Frauen ein Gott! Wie ernst doch die Frauen die Liebe nehmen! Dieses Mir siel diese politische Bemerkung wieder ein, als ich jüngst den Stoß Ich weiß nicht! Aber mir ist vor diesen Druckseiten ohne Zahlen, ohne fett¬ Schleswig und Holstein für sich," erhalte er umgehend die Antwort: L'ö8t In höchster Verlegenheit ging der König im Zimmer auf und ab. Am Darauf gab es natürlich keine Antwort. Diese Forderung konnte gar Der Herzog giebt zu verstehe«, daß die Welt alle diese Dinge dereinst sSchluß folgt) Dichtende Frauen ein Gott! Wie ernst doch die Frauen die Liebe nehmen! Dieses Mir siel diese politische Bemerkung wieder ein, als ich jüngst den Stoß Ich weiß nicht! Aber mir ist vor diesen Druckseiten ohne Zahlen, ohne fett¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0516" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/214971"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1999" prev="#ID_1998"> Schleswig und Holstein für sich," erhalte er umgehend die Antwort: L'ö8t<lb/> bisn! Das wisse er, und könne dafür bürgen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2000"> In höchster Verlegenheit ging der König im Zimmer auf und ab. Am<lb/> Ende blieb er vor dem Herzog stehen und verlangte als Preis für Preußens<lb/> Beitritt zu dem Bunde Hannover! (Sein Verstand sagte ihm, daß ein König<lb/> von Preußen solche Anerbietungen nicht ablehnen darf; aber er hat nicht die<lb/> Entschlossenheit, etwas zu Wollen und zu wagen, und möchte gern aus dein<lb/> Handel kommen, ohne daß er zu Thaten gezwungen werde, und ohne daß<lb/> man ihm nachsagen könne, er habe abgelehnt; da verlangt er mit Berechnung<lb/> etwas unmögliches, damit sich die Sache zerschlägt!)</p><lb/> <p xml:id="ID_2001"> Darauf gab es natürlich keine Antwort. Diese Forderung konnte gar<lb/> uicht nach Paris und London gemeldet werden. Später fragte dann der<lb/> König durch den Telegraphen in Petersburg an, was er antworten solle!</p><lb/> <p xml:id="ID_2002"> Der Herzog giebt zu verstehe«, daß die Welt alle diese Dinge dereinst<lb/> sehr genau erfahren werde, d. h. daß er Memoiren schreibt.</p><lb/> <p xml:id="ID_2003"> sSchluß folgt)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Dichtende Frauen</head><lb/> <p xml:id="ID_2004"> ein Gott! Wie ernst doch die Frauen die Liebe nehmen! Dieses<lb/> Wort schnappte ich jüngst an einem Tische Wohlweiser Politiker<lb/> auf, der in meinem Junggesellenspeiseziinmer allabendlich zwischen<lb/> der sechsten und zehnten „Halben" die soziale Frage zu lösen<lb/> pflegt. Weiß Gott! meinte mein Freund und Leidens-, wollte<lb/> sagen Speisegenoß, weiß Gott, das ist einmal eine politische Bemerkung! Die<lb/> erste, die man von da drüben gehört hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_2005"> Mir siel diese politische Bemerkung wieder ein, als ich jüngst den Stoß<lb/> Bücher durchsah, die der Zufall, wenn es einen solchen giebt, auf meinem<lb/> Schreibtisch zusanunengeweht hatte. Fein broschirte, aber doch recht statt¬<lb/> liche Bändchen! Lauter Verse! Höchst unpolitisch. Lauter Frauenzimmer¬<lb/> verse! O weh! Und natürlich lauter Liebe? Natürlich lauter Liebe! Wo steckt<lb/> da die Politik?</p><lb/> <p xml:id="ID_2006" next="#ID_2007"> Ich weiß nicht! Aber mir ist vor diesen Druckseiten ohne Zahlen, ohne fett¬<lb/> gedruckte Parteischlagwörter und parlamentarische Zwischenrufe politischer zu<lb/> Mute geworden, als vor zehn Bänden Reichstagsverhandlungen und hundert<lb/> Jahrgängen „begründet von Eugen Richter." Was heißt das, wenn Frauen<lb/> dichten? Zunächst nichts weiter, als daß sie Verse machen, wie ein Manns-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0516]
Schleswig und Holstein für sich," erhalte er umgehend die Antwort: L'ö8t
bisn! Das wisse er, und könne dafür bürgen.
In höchster Verlegenheit ging der König im Zimmer auf und ab. Am
Ende blieb er vor dem Herzog stehen und verlangte als Preis für Preußens
Beitritt zu dem Bunde Hannover! (Sein Verstand sagte ihm, daß ein König
von Preußen solche Anerbietungen nicht ablehnen darf; aber er hat nicht die
Entschlossenheit, etwas zu Wollen und zu wagen, und möchte gern aus dein
Handel kommen, ohne daß er zu Thaten gezwungen werde, und ohne daß
man ihm nachsagen könne, er habe abgelehnt; da verlangt er mit Berechnung
etwas unmögliches, damit sich die Sache zerschlägt!)
Darauf gab es natürlich keine Antwort. Diese Forderung konnte gar
uicht nach Paris und London gemeldet werden. Später fragte dann der
König durch den Telegraphen in Petersburg an, was er antworten solle!
Der Herzog giebt zu verstehe«, daß die Welt alle diese Dinge dereinst
sehr genau erfahren werde, d. h. daß er Memoiren schreibt.
sSchluß folgt)
Dichtende Frauen
ein Gott! Wie ernst doch die Frauen die Liebe nehmen! Dieses
Wort schnappte ich jüngst an einem Tische Wohlweiser Politiker
auf, der in meinem Junggesellenspeiseziinmer allabendlich zwischen
der sechsten und zehnten „Halben" die soziale Frage zu lösen
pflegt. Weiß Gott! meinte mein Freund und Leidens-, wollte
sagen Speisegenoß, weiß Gott, das ist einmal eine politische Bemerkung! Die
erste, die man von da drüben gehört hat.
Mir siel diese politische Bemerkung wieder ein, als ich jüngst den Stoß
Bücher durchsah, die der Zufall, wenn es einen solchen giebt, auf meinem
Schreibtisch zusanunengeweht hatte. Fein broschirte, aber doch recht statt¬
liche Bändchen! Lauter Verse! Höchst unpolitisch. Lauter Frauenzimmer¬
verse! O weh! Und natürlich lauter Liebe? Natürlich lauter Liebe! Wo steckt
da die Politik?
Ich weiß nicht! Aber mir ist vor diesen Druckseiten ohne Zahlen, ohne fett¬
gedruckte Parteischlagwörter und parlamentarische Zwischenrufe politischer zu
Mute geworden, als vor zehn Bänden Reichstagsverhandlungen und hundert
Jahrgängen „begründet von Eugen Richter." Was heißt das, wenn Frauen
dichten? Zunächst nichts weiter, als daß sie Verse machen, wie ein Manns-
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