Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Viertes Vierteljahr.Der langweilige Aannnerherr dischen Wohlleben des deutschen Journalismus, dem schmeckt und bekommt die Die Antragsteller des Vereins "Berliner Presse" Hütten bei der zwar ver¬ Der langweilige Kammerherr von Lharlotte Niese lFvrtsetzung) etlev Marlsen hielt inne mit Sprechen und starrte durch die Er schwieg wieder und seufzte etwas. Dann sah er mich mit seinen Der langweilige Aannnerherr dischen Wohlleben des deutschen Journalismus, dem schmeckt und bekommt die Die Antragsteller des Vereins „Berliner Presse" Hütten bei der zwar ver¬ Der langweilige Kammerherr von Lharlotte Niese lFvrtsetzung) etlev Marlsen hielt inne mit Sprechen und starrte durch die Er schwieg wieder und seufzte etwas. Dann sah er mich mit seinen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0546" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/213660"/> <fw type="header" place="top"> Der langweilige Aannnerherr</fw><lb/> <p xml:id="ID_1675" prev="#ID_1674"> dischen Wohlleben des deutschen Journalismus, dem schmeckt und bekommt die<lb/> Gefüngniskost ganz vorzüglich. Für die Elite und die noch empfindlichere<lb/> Jsra-Elite der deutschen Publizistik, die etwa das Malheur hat, mit einem<lb/> durch Champagner verkolksten Magen eingesperrt zu werden, weiß der An¬<lb/> staltsarzt heilsame Diätregeln, deren gewissenhafte Befolgung einen Kuraufent¬<lb/> halt in Karlsbad vollkommen ersetzt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1676"> Die Antragsteller des Vereins „Berliner Presse" Hütten bei der zwar ver¬<lb/> fehlten, aber an sich doch immerhin löblichen Tendenz ihres Antrags nicht<lb/> gleich vom Essen sprechen sollen. Es giebt schlechte Menschen, die daraus<lb/> irrige Schlüsse ziehen werden, besonders in Anbetracht der merkwürdigen Er¬<lb/> scheinung, daß bei manchen Leuten der Bart, so um die Kinnbacken herum,<lb/> früher ergraut als das Kopfhaar.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Der langweilige Kammerherr<lb/><note type="byline"> von Lharlotte Niese</note> lFvrtsetzung) </head><lb/> <p xml:id="ID_1677"> etlev Marlsen hielt inne mit Sprechen und starrte durch die<lb/> blinden Scheiben.<lb/> Was das füm Wetter is! sagte er nach einer Weile.<lb/> Und das in Sommermonat! Ich hab das all ümmer gesagt,<lb/> son schönes Wetter wie früher giebt es garuich mehr. Das<lb/> kommt, weil allens slechter wird in die Welt. Na, ich geh da ja um bald<lb/> aus, und da freu ich mir auf. Deal wenn ich auch zu leben hab, und Perle<lb/> ein gutes Tier is, so is mich das Leben doch nich so pläsirlich mehr wie<lb/> früher.</p><lb/> <p xml:id="ID_1678" next="#ID_1679"> Er schwieg wieder und seufzte etwas. Dann sah er mich mit seinen<lb/> scharfen Augen an. Sie langweilen sich woll grasig bei mich? Das thut<lb/> mich leid; denn ich mag nich, wenn die Jungens schon ernsthafte Gesichters<lb/> machen. Da is in Alter Zeit genug zu — nich, Perle? Lieg man still, klein<lb/> Hund, und laß mir uoch ein büschen snacken und an die alten Geschichteus<lb/> denken, wo ich ein jungen, frischen Kerl war und mir aus den leibhaftigen<lb/> Deuwel nix machte. So bin ich auch mit diesen Rosenstein in ein Weinstube ge¬<lb/> gangen und hab mit ihn getrunken, wo er doch ein Denwel war, bloß, daß<lb/> ich es nich merkte. Von anßen hätt das auch kein Pastor merken können,<lb/> und vielleicht auch nich der Supperndent, der doch von allens Bescheid weiß.<lb/> Denn Rosenstein war ein höllschen netten Kerl und hat mit mich nur von die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0546]
Der langweilige Aannnerherr
dischen Wohlleben des deutschen Journalismus, dem schmeckt und bekommt die
Gefüngniskost ganz vorzüglich. Für die Elite und die noch empfindlichere
Jsra-Elite der deutschen Publizistik, die etwa das Malheur hat, mit einem
durch Champagner verkolksten Magen eingesperrt zu werden, weiß der An¬
staltsarzt heilsame Diätregeln, deren gewissenhafte Befolgung einen Kuraufent¬
halt in Karlsbad vollkommen ersetzt.
Die Antragsteller des Vereins „Berliner Presse" Hütten bei der zwar ver¬
fehlten, aber an sich doch immerhin löblichen Tendenz ihres Antrags nicht
gleich vom Essen sprechen sollen. Es giebt schlechte Menschen, die daraus
irrige Schlüsse ziehen werden, besonders in Anbetracht der merkwürdigen Er¬
scheinung, daß bei manchen Leuten der Bart, so um die Kinnbacken herum,
früher ergraut als das Kopfhaar.
Der langweilige Kammerherr
von Lharlotte Niese lFvrtsetzung)
etlev Marlsen hielt inne mit Sprechen und starrte durch die
blinden Scheiben.
Was das füm Wetter is! sagte er nach einer Weile.
Und das in Sommermonat! Ich hab das all ümmer gesagt,
son schönes Wetter wie früher giebt es garuich mehr. Das
kommt, weil allens slechter wird in die Welt. Na, ich geh da ja um bald
aus, und da freu ich mir auf. Deal wenn ich auch zu leben hab, und Perle
ein gutes Tier is, so is mich das Leben doch nich so pläsirlich mehr wie
früher.
Er schwieg wieder und seufzte etwas. Dann sah er mich mit seinen
scharfen Augen an. Sie langweilen sich woll grasig bei mich? Das thut
mich leid; denn ich mag nich, wenn die Jungens schon ernsthafte Gesichters
machen. Da is in Alter Zeit genug zu — nich, Perle? Lieg man still, klein
Hund, und laß mir uoch ein büschen snacken und an die alten Geschichteus
denken, wo ich ein jungen, frischen Kerl war und mir aus den leibhaftigen
Deuwel nix machte. So bin ich auch mit diesen Rosenstein in ein Weinstube ge¬
gangen und hab mit ihn getrunken, wo er doch ein Denwel war, bloß, daß
ich es nich merkte. Von anßen hätt das auch kein Pastor merken können,
und vielleicht auch nich der Supperndent, der doch von allens Bescheid weiß.
Denn Rosenstein war ein höllschen netten Kerl und hat mit mich nur von die
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