Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Viertes Vierteljahr.Bunte Holzschnitte eit einem Jahr etwa konnte man gelegentlich in den Schau - Seit Jahren müht sich die Kunstindustrie ub, ein Verfahren zu finden, Bunte Holzschnitte eit einem Jahr etwa konnte man gelegentlich in den Schau - Seit Jahren müht sich die Kunstindustrie ub, ein Verfahren zu finden, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0485" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/213599"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341855_213113/figures/grenzboten_341855_213113_213599_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Bunte Holzschnitte</head><lb/> <p xml:id="ID_1453"> eit einem Jahr etwa konnte man gelegentlich in den Schau -<lb/> fenstern der Kunsthändler ein paar kleine Buntdrucke ausgestellt<lb/> sehn, die zwei von den Engeln Fra Augelieos vom Tabernakel<lb/> der Leinweber in Florenz wiedergabein Dem flüchtigen Betrachter<lb/> erschienen sie als nett ausgeführte Lithographien, „Holger," wie<lb/> man ihnen insbesondre in katholischen Gegenden öfter begegnet, und er gab<lb/> vielleicht nicht viel Acht auf sie. So ging es auch uns, und wir wurden<lb/> erst später darauf aufmerksam, daß hier kleine Kunstwerke vorliegen, die eine<lb/> ganz besonders erfreuliche Erscheinung bilden. Es sind Holzschnitte von so<lb/> vollendeter Feinheit und Schönheit, daß sie das Herz jedes Kunstfreundes ent¬<lb/> zücken müssen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1454" next="#ID_1455"> Seit Jahren müht sich die Kunstindustrie ub, ein Verfahren zu finden,<lb/> das eine möglichst treue Wiedergabe farbiger Vorbilder zuwege brächte. Farben-<lb/> phvtographien sind bis jetzt ein schöner Traum geblieben. Die Photographie<lb/> konnte immer nur als Helferin zu einer treuem Wiedergabe der Zeichnung<lb/> dienen, als sie Auge und Hand allein zu schaffen vermögen. Im übrigen<lb/> hat sie fast mehr zur Verrohung der reprvdnzirenden Künste beigetragen, als<lb/> zur Vollendung. Die gräßliche Zinkätzung ist seit ihrer Erfindung fast nicht<lb/> fortgeschritten; während sie nur auf ganz eng begrenztem Gebiet erfreuliches<lb/> leistet, ist sie insbesondre für den Buntdruck nur eine untergeordnete Magd<lb/> geblieben, die jetzt kaum mehr leistet, als im allerersten Beginn ihrer Thätig¬<lb/> keit. Sie hat aber durch ihre Billigkeit und leichte Verwendbarkeit für den<lb/> Hochdruck bewirkt, daß der Holzschnitt, der es zu einer hohen Vollendung ge¬<lb/> bracht hatte, fast zu einer brodlosen Kunst herabsank. Hunderte von Holz¬<lb/> schneidern haben sich zu andern Gewerben wenden müssen, weil ihre mühsame<lb/> und darum kostspieligere Kunst den größten Teil des bisher beherrschten<lb/> Bodens an die Zinkätzung abgeben mußte. Der Holzschnitt selbst bewegte sich<lb/> ans dem Gebiete des Buntdrucks fast nur auf dem Niveau der Zinkätzung, und<lb/> er kam nur zur Verwendung, wo es galt, durch Hochdruck Masseupublikativnen<lb/> einen billigen Farbenreiz zu geben, wo die Lithographie als die eigentliche<lb/> und noch von keinem andern Verfahren erreichte Buntdrucken» — sie ist jetzt</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0485]
[Abbildung]
Bunte Holzschnitte
eit einem Jahr etwa konnte man gelegentlich in den Schau -
fenstern der Kunsthändler ein paar kleine Buntdrucke ausgestellt
sehn, die zwei von den Engeln Fra Augelieos vom Tabernakel
der Leinweber in Florenz wiedergabein Dem flüchtigen Betrachter
erschienen sie als nett ausgeführte Lithographien, „Holger," wie
man ihnen insbesondre in katholischen Gegenden öfter begegnet, und er gab
vielleicht nicht viel Acht auf sie. So ging es auch uns, und wir wurden
erst später darauf aufmerksam, daß hier kleine Kunstwerke vorliegen, die eine
ganz besonders erfreuliche Erscheinung bilden. Es sind Holzschnitte von so
vollendeter Feinheit und Schönheit, daß sie das Herz jedes Kunstfreundes ent¬
zücken müssen.
Seit Jahren müht sich die Kunstindustrie ub, ein Verfahren zu finden,
das eine möglichst treue Wiedergabe farbiger Vorbilder zuwege brächte. Farben-
phvtographien sind bis jetzt ein schöner Traum geblieben. Die Photographie
konnte immer nur als Helferin zu einer treuem Wiedergabe der Zeichnung
dienen, als sie Auge und Hand allein zu schaffen vermögen. Im übrigen
hat sie fast mehr zur Verrohung der reprvdnzirenden Künste beigetragen, als
zur Vollendung. Die gräßliche Zinkätzung ist seit ihrer Erfindung fast nicht
fortgeschritten; während sie nur auf ganz eng begrenztem Gebiet erfreuliches
leistet, ist sie insbesondre für den Buntdruck nur eine untergeordnete Magd
geblieben, die jetzt kaum mehr leistet, als im allerersten Beginn ihrer Thätig¬
keit. Sie hat aber durch ihre Billigkeit und leichte Verwendbarkeit für den
Hochdruck bewirkt, daß der Holzschnitt, der es zu einer hohen Vollendung ge¬
bracht hatte, fast zu einer brodlosen Kunst herabsank. Hunderte von Holz¬
schneidern haben sich zu andern Gewerben wenden müssen, weil ihre mühsame
und darum kostspieligere Kunst den größten Teil des bisher beherrschten
Bodens an die Zinkätzung abgeben mußte. Der Holzschnitt selbst bewegte sich
ans dem Gebiete des Buntdrucks fast nur auf dem Niveau der Zinkätzung, und
er kam nur zur Verwendung, wo es galt, durch Hochdruck Masseupublikativnen
einen billigen Farbenreiz zu geben, wo die Lithographie als die eigentliche
und noch von keinem andern Verfahren erreichte Buntdrucken» — sie ist jetzt
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