Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr.(Lhina und das Abendland i star Peschel beginnt in seiner Völkerkunde den vortrefflichen In Europa scheint man sich in dieser Hinsicht bis jetzt noch ziemlich (Lhina und das Abendland i star Peschel beginnt in seiner Völkerkunde den vortrefflichen In Europa scheint man sich in dieser Hinsicht bis jetzt noch ziemlich <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0071" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/212547"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341855_212475/figures/grenzboten_341855_212475_212547_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> (Lhina und das Abendland</head><lb/> <div n="2"> <head> i</head><lb/> <p xml:id="ID_162"> star Peschel beginnt in seiner Völkerkunde den vortrefflichen<lb/> Abschnitt, der von den Chinesen handelt, mit der Bemerkung,<lb/> daß sich bei einer bedauerlichen Mehrheit unsrer Landsleute das<lb/> Wissen vom chinesischen Reiche auf den Zopf und auf die große<lb/> Mauer beschränke. Seitdem diese Bemerkung zum erstenmale<lb/> gedruckt wurde, mag es etwas besser geworden sein, aber es bleibt doch noch<lb/> immer sehr viel zu wünschen übrig. Deun dem, der hier in Shanghai im<lb/> vorigen Sommer in europäischen und amerikanischen Zeitungen die auf China<lb/> bezüglichen Abschnitte las, mußte es wieder einmal klar werden, daß man sich<lb/> nicht uur in Deutschland, sondern überhaupt im Abendlande, selbst England<lb/> nicht ausgenommen, im ganzen herzlich wenig um China kümmert und daher<lb/> oft eine erstaunliche Unwissenheit in dieser Beziehung verrät, lind dabei wird<lb/> das alte Reich der Mitte von dem vierten Teile der gesamten Menschheit be¬<lb/> wohnt! Nur den ganz eigentümlichen geographischen Verhältnissen ist es<lb/> zuzuschreiben, daß der übrige Teil der Erde nicht schon längst viel stärker das<lb/> friedliche Andrängen des Überschusses dieser Hunderte von Millionen Menschen<lb/> gespürt hat. Doch sind die Anfänge davon schon seit längerer Zeit da. In<lb/> Japan und Hinterindien ist bereits ein sehr großer Teil des Handels in<lb/> chinesischen Händen. In diesen Gegenden ist aber der Europäer ein Fremder,<lb/> und deshalb können hier, wo sich Asiaten zwischen verwandte Asiaten ein¬<lb/> drängen, die Gegensätze nicht sehr stark hervortreten. Dies war aber sofort<lb/> der Fall, als die Chinesen anfingen, in größern Mengen nach Australien und<lb/> Amerika auszuwandern. Hier stießen sie ans einheimische arische, ihnen ganz<lb/> fremde Elemente, die ihnen schroff entgegentraten und eine allzu starke Aus-<lb/> breitung der gelben Rasse einfach nicht dulden wollten-</p><lb/> <p xml:id="ID_163" next="#ID_164"> In Europa scheint man sich in dieser Hinsicht bis jetzt noch ziemlich<lb/> sicher zu fühlen. Vereinzelte in deutschen Zeitungen auftauchende Angaben,<lb/> hier oder dort sollten Chinesen als ländliche Arbeiter eingeführt werden,<lb/> schienen nicht sehr ernstlich gemeint zu sein. Aber wie, wenn die Chinesen<lb/> bald kämen, ohne gefragt zu sein? Damit hats noch gute Weile, meint man<lb/> wohl allgemein, und freilich wird der Wasserweg ihnen wahrscheinlich noch auf</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0071]
[Abbildung]
(Lhina und das Abendland
i
star Peschel beginnt in seiner Völkerkunde den vortrefflichen
Abschnitt, der von den Chinesen handelt, mit der Bemerkung,
daß sich bei einer bedauerlichen Mehrheit unsrer Landsleute das
Wissen vom chinesischen Reiche auf den Zopf und auf die große
Mauer beschränke. Seitdem diese Bemerkung zum erstenmale
gedruckt wurde, mag es etwas besser geworden sein, aber es bleibt doch noch
immer sehr viel zu wünschen übrig. Deun dem, der hier in Shanghai im
vorigen Sommer in europäischen und amerikanischen Zeitungen die auf China
bezüglichen Abschnitte las, mußte es wieder einmal klar werden, daß man sich
nicht uur in Deutschland, sondern überhaupt im Abendlande, selbst England
nicht ausgenommen, im ganzen herzlich wenig um China kümmert und daher
oft eine erstaunliche Unwissenheit in dieser Beziehung verrät, lind dabei wird
das alte Reich der Mitte von dem vierten Teile der gesamten Menschheit be¬
wohnt! Nur den ganz eigentümlichen geographischen Verhältnissen ist es
zuzuschreiben, daß der übrige Teil der Erde nicht schon längst viel stärker das
friedliche Andrängen des Überschusses dieser Hunderte von Millionen Menschen
gespürt hat. Doch sind die Anfänge davon schon seit längerer Zeit da. In
Japan und Hinterindien ist bereits ein sehr großer Teil des Handels in
chinesischen Händen. In diesen Gegenden ist aber der Europäer ein Fremder,
und deshalb können hier, wo sich Asiaten zwischen verwandte Asiaten ein¬
drängen, die Gegensätze nicht sehr stark hervortreten. Dies war aber sofort
der Fall, als die Chinesen anfingen, in größern Mengen nach Australien und
Amerika auszuwandern. Hier stießen sie ans einheimische arische, ihnen ganz
fremde Elemente, die ihnen schroff entgegentraten und eine allzu starke Aus-
breitung der gelben Rasse einfach nicht dulden wollten-
In Europa scheint man sich in dieser Hinsicht bis jetzt noch ziemlich
sicher zu fühlen. Vereinzelte in deutschen Zeitungen auftauchende Angaben,
hier oder dort sollten Chinesen als ländliche Arbeiter eingeführt werden,
schienen nicht sehr ernstlich gemeint zu sein. Aber wie, wenn die Chinesen
bald kämen, ohne gefragt zu sein? Damit hats noch gute Weile, meint man
wohl allgemein, und freilich wird der Wasserweg ihnen wahrscheinlich noch auf
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