Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr.I. G. Lichtes geschlossener Handelsstaat nicht zögern, sich auf die Seite des Vaterlandes, der Ordnung und der Ge¬ G. Achtes geschlossener Handelsstaat (Schluß) in einen "schlechthinigen" Wert zum Maßstab für alles andre I. G. Lichtes geschlossener Handelsstaat nicht zögern, sich auf die Seite des Vaterlandes, der Ordnung und der Ge¬ G. Achtes geschlossener Handelsstaat (Schluß) in einen „schlechthinigen" Wert zum Maßstab für alles andre <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0542" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/213018"/> <fw type="header" place="top"> I. G. Lichtes geschlossener Handelsstaat</fw><lb/> <p xml:id="ID_1803" prev="#ID_1802"> nicht zögern, sich auf die Seite des Vaterlandes, der Ordnung und der Ge¬<lb/> setzlichkeit zu stellen. Daran vermögen weder die gelegentlich in der Erbitte¬<lb/> rung des Kampfes ausgestoßner vaterlandsfeindlichen Drohungen einzelner<lb/> Führer, noch die thörichten Redereien derer etwas zu ändern, die sich noch<lb/> immer nicht an den Gedanken gewöhnen können, daß die Sozialdemokratie eine<lb/> Macht im deutschen Leben geworden ist, und daß wir mit ihr verhandeln, mit<lb/> ihr arbeiten, ja uns mit ihr zu verstündigen versuchen müssen, weil wir mit<lb/> ihr leben müssen. Wenn wir dies nur einmal erst ernstlich wollen möchten,<lb/> so würde es schon gehn; das beweist der Hamburger Fall für jeden, der sehen<lb/> will, mit besondrer Deutlichkeit. Daher hinweg mit dem wüsten Geschimpfe<lb/> von Vaterlandsverrat, Umsturzpartei, Meineidigkeit und wie die Schlagwörter<lb/> alle heißen mögen, mit denen man keinen Hund vom Ofen locken kann! Möge<lb/> man sich an dem vorurteilsfreien Verhalten der Hamburger Behörden und der<lb/> Hamburger bürgerlichen Kreise ein Beispiel dort wie anderswo auch für Zeiten<lb/> nehmen, in denen nicht die Not zur Abschüttelung des ganzen leeren Phrasen-<lb/> schwulstes und zur nüchternen Anerkennung der thatsächlichen Lage zwingt!<lb/> Es steht nicht nur unsre eigne Würde, sondern die Sicherheit und Zukunft<lb/> unsers ganzen Staatswesens auf dem Spiele. Noch ist es Zeit, durch An¬<lb/> erkennung der Gleichberechtigung der Sozialdemokratie sie einzufügen in unser<lb/> ganzes staatliches System. Unterlassen wir dies aber weiter und fahren wir<lb/> fort, sie im Geiste des Sozinlistengesetzes zu behandeln, so wird sie uns dazu<lb/> zwingen, nicht nur ihre Gleichberechtigung, sondern ihre Herrschaft anzuerkennen.<lb/> Immer und immer wieder müssen wir es betonen: wenn es etwas giebt, was<lb/> uns mit Beziehung auf die Sozialdemokratie Sorge macht, so ist es das Ver¬<lb/> halten derer, die zwischen der Sozialdemokratie und den übrigen politischen<lb/> Parteien eine chinesische Mauer errichten und uns davon abhalten wollen, uus<lb/> mit anderthalb Millionen deutscher Mitbürger über die sozialen, politischen<lb/> und religiösen Lebensfragen der deutschen Nation zu verstündigen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> G. Achtes geschlossener Handelsstaat<lb/> (Schluß)</head><lb/> <p xml:id="ID_1804" next="#ID_1805"> in einen „schlechthinigen" Wert zum Maßstab für alles andre<lb/> zu bekommen, muß man etwas nehmen, was nach allgemeiner<lb/> Annahme jeder zum Leben haben muß. Dies ist das Brot<lb/> oder das Produkt, woraus es gefertigt wird, Roggen, Weizen<lb/> u. s. w. Nach dem Brote wird aller andre Wert geschätzt.<lb/> Eine Menge Fleisch z. V., womit sich einer einen Tag ernährt (nach dem</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0542]
I. G. Lichtes geschlossener Handelsstaat
nicht zögern, sich auf die Seite des Vaterlandes, der Ordnung und der Ge¬
setzlichkeit zu stellen. Daran vermögen weder die gelegentlich in der Erbitte¬
rung des Kampfes ausgestoßner vaterlandsfeindlichen Drohungen einzelner
Führer, noch die thörichten Redereien derer etwas zu ändern, die sich noch
immer nicht an den Gedanken gewöhnen können, daß die Sozialdemokratie eine
Macht im deutschen Leben geworden ist, und daß wir mit ihr verhandeln, mit
ihr arbeiten, ja uns mit ihr zu verstündigen versuchen müssen, weil wir mit
ihr leben müssen. Wenn wir dies nur einmal erst ernstlich wollen möchten,
so würde es schon gehn; das beweist der Hamburger Fall für jeden, der sehen
will, mit besondrer Deutlichkeit. Daher hinweg mit dem wüsten Geschimpfe
von Vaterlandsverrat, Umsturzpartei, Meineidigkeit und wie die Schlagwörter
alle heißen mögen, mit denen man keinen Hund vom Ofen locken kann! Möge
man sich an dem vorurteilsfreien Verhalten der Hamburger Behörden und der
Hamburger bürgerlichen Kreise ein Beispiel dort wie anderswo auch für Zeiten
nehmen, in denen nicht die Not zur Abschüttelung des ganzen leeren Phrasen-
schwulstes und zur nüchternen Anerkennung der thatsächlichen Lage zwingt!
Es steht nicht nur unsre eigne Würde, sondern die Sicherheit und Zukunft
unsers ganzen Staatswesens auf dem Spiele. Noch ist es Zeit, durch An¬
erkennung der Gleichberechtigung der Sozialdemokratie sie einzufügen in unser
ganzes staatliches System. Unterlassen wir dies aber weiter und fahren wir
fort, sie im Geiste des Sozinlistengesetzes zu behandeln, so wird sie uns dazu
zwingen, nicht nur ihre Gleichberechtigung, sondern ihre Herrschaft anzuerkennen.
Immer und immer wieder müssen wir es betonen: wenn es etwas giebt, was
uns mit Beziehung auf die Sozialdemokratie Sorge macht, so ist es das Ver¬
halten derer, die zwischen der Sozialdemokratie und den übrigen politischen
Parteien eine chinesische Mauer errichten und uns davon abhalten wollen, uus
mit anderthalb Millionen deutscher Mitbürger über die sozialen, politischen
und religiösen Lebensfragen der deutschen Nation zu verstündigen.
G. Achtes geschlossener Handelsstaat
(Schluß)
in einen „schlechthinigen" Wert zum Maßstab für alles andre
zu bekommen, muß man etwas nehmen, was nach allgemeiner
Annahme jeder zum Leben haben muß. Dies ist das Brot
oder das Produkt, woraus es gefertigt wird, Roggen, Weizen
u. s. w. Nach dem Brote wird aller andre Wert geschätzt.
Eine Menge Fleisch z. V., womit sich einer einen Tag ernährt (nach dem
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