Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr.Lrust von Bärbel Wird die Burschenschaft jemals ganz und gar Korps werden? Jedenfalls (Lrnst von Bärbel Von Konrad Lange le Kunstgeschichte ist in der Anerkennung vergangner Leistungen Und doch, wenn Kunstgeschichte mehr sein will als bloße Aufzählung Das waren die Fragen, die sich mir wiederholt aufdrängten, als ich die *) Ernst von Bärbel, ein deutscher Mann und Künstler, von Dr. Hermann
Schmidt. Hannover, Carl Meyer ^Gustav Prior), 189S. Mit 6 Abbildungen. Lrust von Bärbel Wird die Burschenschaft jemals ganz und gar Korps werden? Jedenfalls (Lrnst von Bärbel Von Konrad Lange le Kunstgeschichte ist in der Anerkennung vergangner Leistungen Und doch, wenn Kunstgeschichte mehr sein will als bloße Aufzählung Das waren die Fragen, die sich mir wiederholt aufdrängten, als ich die *) Ernst von Bärbel, ein deutscher Mann und Künstler, von Dr. Hermann
Schmidt. Hannover, Carl Meyer ^Gustav Prior), 189S. Mit 6 Abbildungen. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0038" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/212514"/> <fw type="header" place="top"> Lrust von Bärbel</fw><lb/> <p xml:id="ID_74"> Wird die Burschenschaft jemals ganz und gar Korps werden? Jedenfalls<lb/> uicht so bald und hoffentlich auch nicht unter diesem undeutschen Name». Eine<lb/> Annäherung der in vielem die gleichen Ziele verfolgenden und durch nichts<lb/> mehr ganz schroff geschieduen Brüder, dieser Walt und Vult, um mit Jean<lb/> Pauls Flegeljahren zu reden, halten wir für eine unausbleibliche Folge der<lb/> ganzen unabänderlichen Bewegung und auch für wünschenswert, weil dadurch<lb/> dein Wetteifern in manchen Thorheiten die Spitze abgebrochen werde» würde,<lb/> ferner aus dringenden gesellschaftlichen Veranlassungen für die Studenten wie<lb/> für die alten Herren. Diese Fragen und Zustände alle, auch was der 8. (>.<lb/> bei solcher Annäherung gewinnen würde, worin er nachgeben müßte, soll ein<lb/> zweiter Aufsatz behandeln, der dabei zugleich die andern Verbindnngsgrnppen<lb/> von den Korps bis zu den „Reformlmrscheuschaften" in bequemer Kürze be¬<lb/> leuchte» soll.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> (Lrnst von Bärbel<lb/><note type="byline"> Von Konrad Lange</note></head><lb/> <p xml:id="ID_75"> le Kunstgeschichte ist in der Anerkennung vergangner Leistungen<lb/> zuweilen hartherzig. Nur wer wirklich etwas gekonnt hat,<lb/> findet Gnade vor ihren Augen. Für das bloße Wollen hat sie<lb/> kein Verständnis. Künstler, die auf halbem Wege stehen geblieben<lb/> sind, werden von ihr nicht beachtet.</p><lb/> <p xml:id="ID_76"> Und doch, wenn Kunstgeschichte mehr sein will als bloße Aufzählung<lb/> großer Künstler und bedeutender Kunstwerke, wenn sie eine Geschichte des<lb/> künstlerischen Geschmacks, der künstlerischen Ideale sein will, kann sie dann<lb/> die vergessen, die nur gewollt, die nur das Höchste erstrebt haben, ohne es<lb/> zu erreichen? Kann sich nicht schon in dem Wollen eines Künstlers — und sei<lb/> er selbst unbedeutend — der Geist einer bestimmten Kunstepoche aussprechen,<lb/> kann nicht schon sein Streben, sein ideales Ringen die geistigen Mächte ver¬<lb/> anschaulichen, die ein Zeitalter bewegen, eine Epoche in die andre überführen?</p><lb/> <p xml:id="ID_77" next="#ID_78"> Das waren die Fragen, die sich mir wiederholt aufdrängten, als ich die<lb/> lebendig geschriebne Biographie Bärtels las, die ein hannoverscher Lehrer<lb/> kürzlich herausgegeben hat. Der Schöpfer des Armindenkmals im Teuto-<lb/> burger Walde war solch ein Wollender, über den die Kunstgeschichte erbar¬<lb/> mungslos hinweggeschritten ist; ein guter Kerl, aber ein schlechter Musikant,<lb/> würde der Volkswitz sagen, ein Mensch voll großartiger Ideen, aber ohne</p><lb/> <note xml:id="FID_2" place="foot"> *) Ernst von Bärbel, ein deutscher Mann und Künstler, von Dr. Hermann<lb/> Schmidt. Hannover, Carl Meyer ^Gustav Prior), 189S. Mit 6 Abbildungen.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0038]
Lrust von Bärbel
Wird die Burschenschaft jemals ganz und gar Korps werden? Jedenfalls
uicht so bald und hoffentlich auch nicht unter diesem undeutschen Name». Eine
Annäherung der in vielem die gleichen Ziele verfolgenden und durch nichts
mehr ganz schroff geschieduen Brüder, dieser Walt und Vult, um mit Jean
Pauls Flegeljahren zu reden, halten wir für eine unausbleibliche Folge der
ganzen unabänderlichen Bewegung und auch für wünschenswert, weil dadurch
dein Wetteifern in manchen Thorheiten die Spitze abgebrochen werde» würde,
ferner aus dringenden gesellschaftlichen Veranlassungen für die Studenten wie
für die alten Herren. Diese Fragen und Zustände alle, auch was der 8. (>.
bei solcher Annäherung gewinnen würde, worin er nachgeben müßte, soll ein
zweiter Aufsatz behandeln, der dabei zugleich die andern Verbindnngsgrnppen
von den Korps bis zu den „Reformlmrscheuschaften" in bequemer Kürze be¬
leuchte» soll.
(Lrnst von Bärbel
Von Konrad Lange
le Kunstgeschichte ist in der Anerkennung vergangner Leistungen
zuweilen hartherzig. Nur wer wirklich etwas gekonnt hat,
findet Gnade vor ihren Augen. Für das bloße Wollen hat sie
kein Verständnis. Künstler, die auf halbem Wege stehen geblieben
sind, werden von ihr nicht beachtet.
Und doch, wenn Kunstgeschichte mehr sein will als bloße Aufzählung
großer Künstler und bedeutender Kunstwerke, wenn sie eine Geschichte des
künstlerischen Geschmacks, der künstlerischen Ideale sein will, kann sie dann
die vergessen, die nur gewollt, die nur das Höchste erstrebt haben, ohne es
zu erreichen? Kann sich nicht schon in dem Wollen eines Künstlers — und sei
er selbst unbedeutend — der Geist einer bestimmten Kunstepoche aussprechen,
kann nicht schon sein Streben, sein ideales Ringen die geistigen Mächte ver¬
anschaulichen, die ein Zeitalter bewegen, eine Epoche in die andre überführen?
Das waren die Fragen, die sich mir wiederholt aufdrängten, als ich die
lebendig geschriebne Biographie Bärtels las, die ein hannoverscher Lehrer
kürzlich herausgegeben hat. Der Schöpfer des Armindenkmals im Teuto-
burger Walde war solch ein Wollender, über den die Kunstgeschichte erbar¬
mungslos hinweggeschritten ist; ein guter Kerl, aber ein schlechter Musikant,
würde der Volkswitz sagen, ein Mensch voll großartiger Ideen, aber ohne
*) Ernst von Bärbel, ein deutscher Mann und Künstler, von Dr. Hermann
Schmidt. Hannover, Carl Meyer ^Gustav Prior), 189S. Mit 6 Abbildungen.
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