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Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr.

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Zolas Rriegsroman I^a petrole

Vorsicht bei Beantwortung der Frage, in welchem Maße das bedenkliche Heil¬
mittel dem volkswirtschaftlichen Körper zugeführt werden solle. Die Kammer¬
mehrheit kümmerte sich nicht um diese Abmahnungen und Warnungen und
machte bis zum 14. Juli 1887 einen schutzzöllnerischen Tarif fertig, der am
1. Januar 1888 in Kraft trat und den Handelsverträgen, die Italien in dieser
Zeit mit Österreich und der Schweiz abschloß, zu Grunde gelegt wurde. Mit
Frankreich wurde kein neuer Vertrag geschlossen; vielmehr schlug das innige
Freundschaftsbündnis, das beinahe zwei Jahrzehnte hindurch beide Staaten
fast zu einem einheitlichen Wirtschaftsgebiete verschmolzen hatte, in erbitterte
Feindschaft um, da ja gleichzeitig auch in Frankreich der schutzzöllnerische
Paroxhsmus seinen Höhepunkt erreichte und zu unfreundlichen Maßregeln gegen
Italien verleitete. Welche Rolle dabei außerdem der politische Stellungs¬
wechsel Italiens gespielt hat, ist hinlänglich bekannt. Italien, bemerkt Som-
bart, "ist in dem ungleichen Kampfe wenn nicht unterlegen, so ^doch^ auf das
äußerste geschwächt ^worden^. Es hat wohl ausdrücken wollen, daß seine
Kräfte erschöpft seien, als es einseitig, ohne ein gleiches von Frankreich zu er¬
langen, durch Gesetz vom 25. Dezember 1889, also nach mehr denn andert¬
halbjährigem Kampfe, die Retorsionszölle gegen Frankreich aufhob, hoffend,
damit den grausamen Nachbar zur Nachgiebigkeit gleichfalls zu bewegen. Zur
Zeit ist der Geueralzolltarif gegen Frankreich in Geltung; dadurch sind die¬
jenigen Nationen, welche mit Italien nur Meistbegüustigungsverträge ab¬
geschlossen haben, also namentlich England und Deutschland, wesentlich auf
die Vergünstigungen angewiesen, die seitens (!) Italien Österreich und der Schweiz
gewährt worden sind." Diesem Zustande haben, was Deutschland anbetrifft,
die Handelsverträge dieses Jahres ein Ende gemacht.

(Schluß folgt)




Zolas Kriegsroman I^Ä De^Knie

as Wörterbuch der französischen Akademie giebt zu dem Worte
ävizaels folgende Erklärung: rupwro, oräinairöniönt sndiw,
alö 1a cM vouvrait uns rivivro, se "mi Sö x^rlao^ küors
on A'IiU)vus aoud 1a clssvöntö sse plus on woins rapicls. Il Sö
alle, ÜZ'urvMMt küniiliin'virent, as tour oliiiuMMönt tru8W6

et ing-ttonäu cM nnwiw du äösorclrs, av l-i Kontusion. Der Titel heißt also
auf deutsch: Der Eisgang, und man muß gestehen, daß dieses Bild für einen
französischen Roman, der den Krieg von 1870 und 1871 behandelt, außer-


Grenzboten III 1892 45
Zolas Rriegsroman I^a petrole

Vorsicht bei Beantwortung der Frage, in welchem Maße das bedenkliche Heil¬
mittel dem volkswirtschaftlichen Körper zugeführt werden solle. Die Kammer¬
mehrheit kümmerte sich nicht um diese Abmahnungen und Warnungen und
machte bis zum 14. Juli 1887 einen schutzzöllnerischen Tarif fertig, der am
1. Januar 1888 in Kraft trat und den Handelsverträgen, die Italien in dieser
Zeit mit Österreich und der Schweiz abschloß, zu Grunde gelegt wurde. Mit
Frankreich wurde kein neuer Vertrag geschlossen; vielmehr schlug das innige
Freundschaftsbündnis, das beinahe zwei Jahrzehnte hindurch beide Staaten
fast zu einem einheitlichen Wirtschaftsgebiete verschmolzen hatte, in erbitterte
Feindschaft um, da ja gleichzeitig auch in Frankreich der schutzzöllnerische
Paroxhsmus seinen Höhepunkt erreichte und zu unfreundlichen Maßregeln gegen
Italien verleitete. Welche Rolle dabei außerdem der politische Stellungs¬
wechsel Italiens gespielt hat, ist hinlänglich bekannt. Italien, bemerkt Som-
bart, „ist in dem ungleichen Kampfe wenn nicht unterlegen, so ^doch^ auf das
äußerste geschwächt ^worden^. Es hat wohl ausdrücken wollen, daß seine
Kräfte erschöpft seien, als es einseitig, ohne ein gleiches von Frankreich zu er¬
langen, durch Gesetz vom 25. Dezember 1889, also nach mehr denn andert¬
halbjährigem Kampfe, die Retorsionszölle gegen Frankreich aufhob, hoffend,
damit den grausamen Nachbar zur Nachgiebigkeit gleichfalls zu bewegen. Zur
Zeit ist der Geueralzolltarif gegen Frankreich in Geltung; dadurch sind die¬
jenigen Nationen, welche mit Italien nur Meistbegüustigungsverträge ab¬
geschlossen haben, also namentlich England und Deutschland, wesentlich auf
die Vergünstigungen angewiesen, die seitens (!) Italien Österreich und der Schweiz
gewährt worden sind." Diesem Zustande haben, was Deutschland anbetrifft,
die Handelsverträge dieses Jahres ein Ende gemacht.

(Schluß folgt)




Zolas Kriegsroman I^Ä De^Knie

as Wörterbuch der französischen Akademie giebt zu dem Worte
ävizaels folgende Erklärung: rupwro, oräinairöniönt sndiw,
alö 1a cM vouvrait uns rivivro, se «mi Sö x^rlao^ küors
on A'IiU)vus aoud 1a clssvöntö sse plus on woins rapicls. Il Sö
alle, ÜZ'urvMMt küniiliin'virent, as tour oliiiuMMönt tru8W6

et ing-ttonäu cM nnwiw du äösorclrs, av l-i Kontusion. Der Titel heißt also
auf deutsch: Der Eisgang, und man muß gestehen, daß dieses Bild für einen
französischen Roman, der den Krieg von 1870 und 1871 behandelt, außer-


Grenzboten III 1892 45
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[0361] Zolas Rriegsroman I^a petrole Vorsicht bei Beantwortung der Frage, in welchem Maße das bedenkliche Heil¬ mittel dem volkswirtschaftlichen Körper zugeführt werden solle. Die Kammer¬ mehrheit kümmerte sich nicht um diese Abmahnungen und Warnungen und machte bis zum 14. Juli 1887 einen schutzzöllnerischen Tarif fertig, der am 1. Januar 1888 in Kraft trat und den Handelsverträgen, die Italien in dieser Zeit mit Österreich und der Schweiz abschloß, zu Grunde gelegt wurde. Mit Frankreich wurde kein neuer Vertrag geschlossen; vielmehr schlug das innige Freundschaftsbündnis, das beinahe zwei Jahrzehnte hindurch beide Staaten fast zu einem einheitlichen Wirtschaftsgebiete verschmolzen hatte, in erbitterte Feindschaft um, da ja gleichzeitig auch in Frankreich der schutzzöllnerische Paroxhsmus seinen Höhepunkt erreichte und zu unfreundlichen Maßregeln gegen Italien verleitete. Welche Rolle dabei außerdem der politische Stellungs¬ wechsel Italiens gespielt hat, ist hinlänglich bekannt. Italien, bemerkt Som- bart, „ist in dem ungleichen Kampfe wenn nicht unterlegen, so ^doch^ auf das äußerste geschwächt ^worden^. Es hat wohl ausdrücken wollen, daß seine Kräfte erschöpft seien, als es einseitig, ohne ein gleiches von Frankreich zu er¬ langen, durch Gesetz vom 25. Dezember 1889, also nach mehr denn andert¬ halbjährigem Kampfe, die Retorsionszölle gegen Frankreich aufhob, hoffend, damit den grausamen Nachbar zur Nachgiebigkeit gleichfalls zu bewegen. Zur Zeit ist der Geueralzolltarif gegen Frankreich in Geltung; dadurch sind die¬ jenigen Nationen, welche mit Italien nur Meistbegüustigungsverträge ab¬ geschlossen haben, also namentlich England und Deutschland, wesentlich auf die Vergünstigungen angewiesen, die seitens (!) Italien Österreich und der Schweiz gewährt worden sind." Diesem Zustande haben, was Deutschland anbetrifft, die Handelsverträge dieses Jahres ein Ende gemacht. (Schluß folgt) Zolas Kriegsroman I^Ä De^Knie as Wörterbuch der französischen Akademie giebt zu dem Worte ävizaels folgende Erklärung: rupwro, oräinairöniönt sndiw, alö 1a cM vouvrait uns rivivro, se «mi Sö x^rlao^ küors on A'IiU)vus aoud 1a clssvöntö sse plus on woins rapicls. Il Sö alle, ÜZ'urvMMt küniiliin'virent, as tour oliiiuMMönt tru8W6 et ing-ttonäu cM nnwiw du äösorclrs, av l-i Kontusion. Der Titel heißt also auf deutsch: Der Eisgang, und man muß gestehen, daß dieses Bild für einen französischen Roman, der den Krieg von 1870 und 1871 behandelt, außer- Grenzboten III 1892 45

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341855_212475/361>, abgerufen am 05.01.2025.