Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr.Die Antwort auf die "Laprivischen Lrlcisso wars denn in deinem Zimmer? -- Oh, wir haben uns sehr gut unter¬ umschlang er mich, und wir tanzten ausgelassen um die lange Tafel. Die Antwort auf die (Laprivischen Erlasse s ist schwer, sich den Eindruck zu vergegenwärtige", den die Die Antwort auf die «Laprivischen Lrlcisso wars denn in deinem Zimmer? — Oh, wir haben uns sehr gut unter¬ umschlang er mich, und wir tanzten ausgelassen um die lange Tafel. Die Antwort auf die (Laprivischen Erlasse s ist schwer, sich den Eindruck zu vergegenwärtige», den die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0335" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/212811"/> <fw type="header" place="top"> Die Antwort auf die «Laprivischen Lrlcisso</fw><lb/> <p xml:id="ID_1127" prev="#ID_1126"> wars denn in deinem Zimmer? — Oh, wir haben uns sehr gut unter¬<lb/> halten. — Und der Pudding? fragte ich kleinlaut; ach, Werner, das war<lb/> fürchterlich! — Da steht er ja noch! Fest und treu! Das reine Helgoland!<lb/> sagte mein Mann und schenkte zwei volle Gläser ein. Während wir an¬<lb/> stießen und unten vorm Hause die letzten Gutcnachtwünsche verklangen, wurde<lb/> mir endlich wieder leichter uns Herz. Werner sah mich fröhlich an, und mit<lb/> den Worten:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_7" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_1128"> umschlang er mich, und wir tanzten ausgelassen um die lange Tafel.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Antwort auf die (Laprivischen Erlasse</head><lb/> <p xml:id="ID_1129" next="#ID_1130"> s ist schwer, sich den Eindruck zu vergegenwärtige», den die<lb/> beispiellos großartigen Huldigungen in München, Augsburg.<lb/> Kissingen und Jena auf die Männer des „neuen Kurses" ge¬<lb/> macht haben müssen. Jedenfalls hüllen sie sich in das Schweigen<lb/> der Würde oder der Verlegenheit. Wenn sie gedacht haben, mit<lb/> der unglücklichen Veröffentlichung der Caprivischen Erlasse den Fürsten Bismarck<lb/> als einen politisch toten Mann darzustellen, dessen Worte gleichgiltig und wertlos<lb/> seien für die Regierung wie für das Volk und das Ausland, so haben Hundert¬<lb/> tausende deutscher Männer darauf die Antwort gegeben, daß diese Absicht in<lb/> ihr Gegenteil verkehrt worden ist und auf einer unglaublichen Verkennung der<lb/> thatsächlichen Verhältnisse und Stimmungen beruht, auf einer Verkennung,<lb/> die gelinde gesagt von einer sehr geringen staatsmännischen Befähigung zeugt.<lb/> Oder wenn die Erlasse, wie man annimmt, um das Unbegreifliche begreiflicher<lb/> M machen, dem Zentrum die bündige Erklärung abgeben sollten, daß Fürst<lb/> Bismarck niemals wieder an die Spitze der Geschäfte zurückkehren werde, so<lb/> haben die Kreise Süd- und Mitteldeutschlands, die ihm jetzt gehuldigt haben,<lb/> d- h. der Kern des gebildeten Mittelstandes, damit bündig erklärt, daß sie<lb/> eine Politik, die davon ausgeht, durch Zugeständnisse diese Partei zur eigent¬<lb/> lichen Regierungspartei zu machen, rund heraus verurteilen, weil sie allen<lb/> geschichtlichen Erfahrungen schnurstracks zuwiderläuft. Das ist die Antwort<lb/> aus die Caprivischen Erlasse, eine Antwort, die an Deutlichkeit und Entschieden¬<lb/> heit minds zu wünschen übrig läßt. Sie enthält zugleich das Urteil über den<lb/> »neuen Kurs," dessen Wortführer so selbstbewußt, so herausfordernd aufzu¬<lb/> treten lieben. Wenn solches Selbstgefühl uur durch Erfolge gerechtfertigt</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0335]
Die Antwort auf die «Laprivischen Lrlcisso
wars denn in deinem Zimmer? — Oh, wir haben uns sehr gut unter¬
halten. — Und der Pudding? fragte ich kleinlaut; ach, Werner, das war
fürchterlich! — Da steht er ja noch! Fest und treu! Das reine Helgoland!
sagte mein Mann und schenkte zwei volle Gläser ein. Während wir an¬
stießen und unten vorm Hause die letzten Gutcnachtwünsche verklangen, wurde
mir endlich wieder leichter uns Herz. Werner sah mich fröhlich an, und mit
den Worten:
umschlang er mich, und wir tanzten ausgelassen um die lange Tafel.
Die Antwort auf die (Laprivischen Erlasse
s ist schwer, sich den Eindruck zu vergegenwärtige», den die
beispiellos großartigen Huldigungen in München, Augsburg.
Kissingen und Jena auf die Männer des „neuen Kurses" ge¬
macht haben müssen. Jedenfalls hüllen sie sich in das Schweigen
der Würde oder der Verlegenheit. Wenn sie gedacht haben, mit
der unglücklichen Veröffentlichung der Caprivischen Erlasse den Fürsten Bismarck
als einen politisch toten Mann darzustellen, dessen Worte gleichgiltig und wertlos
seien für die Regierung wie für das Volk und das Ausland, so haben Hundert¬
tausende deutscher Männer darauf die Antwort gegeben, daß diese Absicht in
ihr Gegenteil verkehrt worden ist und auf einer unglaublichen Verkennung der
thatsächlichen Verhältnisse und Stimmungen beruht, auf einer Verkennung,
die gelinde gesagt von einer sehr geringen staatsmännischen Befähigung zeugt.
Oder wenn die Erlasse, wie man annimmt, um das Unbegreifliche begreiflicher
M machen, dem Zentrum die bündige Erklärung abgeben sollten, daß Fürst
Bismarck niemals wieder an die Spitze der Geschäfte zurückkehren werde, so
haben die Kreise Süd- und Mitteldeutschlands, die ihm jetzt gehuldigt haben,
d- h. der Kern des gebildeten Mittelstandes, damit bündig erklärt, daß sie
eine Politik, die davon ausgeht, durch Zugeständnisse diese Partei zur eigent¬
lichen Regierungspartei zu machen, rund heraus verurteilen, weil sie allen
geschichtlichen Erfahrungen schnurstracks zuwiderläuft. Das ist die Antwort
aus die Caprivischen Erlasse, eine Antwort, die an Deutlichkeit und Entschieden¬
heit minds zu wünschen übrig läßt. Sie enthält zugleich das Urteil über den
»neuen Kurs," dessen Wortführer so selbstbewußt, so herausfordernd aufzu¬
treten lieben. Wenn solches Selbstgefühl uur durch Erfolge gerechtfertigt
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