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Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr.

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Robert Schumanns gesammelte Schriften

is Robert Schumann kurz vor seiner letzten Krankheit seine in
den Jahren 1833 bis 1844 für die Neue Zeitschrift für Musik ver¬
faßten Aufsätze ordnete und zum Druck vorbereitete, bemerkte er
mit Freuden, daß er in der langen Zeit, seit über zwanzig Jahren,
von den damals ausgesprochnen Ansichten fast gar nicht ab¬
gewichen war. Seit dem Erscheinen seiner gesammelten Schriften sind nun
zweimal zwanzig Jahre verflossen, aber noch heute gilt, was Schumann darin
niedergelegt hat. Seine Urteile haben sich bewährt, seine Hoffnungen sind
erfüllt, kühne Weissagungen sind bestätigt worden. Und dem klassischen Gehalt
entspricht die Schönheit der Sprache, durch die sich Schumann den besten
deutschen Schriftstellern angereiht hat.

Vor kurzem sind seine Schriften von F.Gustav Jansen*) neu heraus¬
gegeben worden, und damit ist das schon vor Jahren von Spitta ausgesprochne
Verlangen nach einer "alles umfassenden und originalgetreuen Ausgabe" be¬
friedigt worden. Es siud zwei stattliche Bände, gegen die beiden ersten Aus¬
gaben (die dritte war nur eine Titelauflage) reich vermehrt. Hinzugekommen
sind zunächst Arbeiten, die Schumann schon vor 1833 in Zeitschriften ver¬
öffentlicht hatte, die heute verschollen und kaum noch nuffiudbar sind.**)
Schumann hat auch für politische Zeitungen geschrieben, namentlich für die
Leipziger Allgemeine: Kvnzertberichte und kurze, oft begeisterte Hinweise auf
einzelne Künstler. Einige dieser kurzen Notizen finden wir schon in dem
Anhange zu Schumanns Leben von Hermann Erker (1887), der eines schon
die meisten Aufsätze gesammelt hat, die Schumann nicht in seine Auswahl
(so nennt er seine Schriften) eingereiht hatte. Sie betragen ungefähr den
achten Teil der Schriften und sind mit Auslassung des Unwesentlichen und
der von Wicck und Bauet verfaßten beiden Aufsätze (Erker II 235, 265) auch
von Jansen wieder aufgenommen morden. Doch sind Erker immer noch ver-




Gesammelte Schriften über Musik und Musiker von Robert Schumann.
Vierte Auflage, mit Nachträgen und Erläuterungen von F. Gustav Jansen. Zwei Bände.
Leipzig, Breitkopf und Härtel, 1392.
**) Beiträge von Schumann sind noch zu vermuten in der Prager Zeitschrift Ost und
West, 1837 bis 1842, in der Eisenbahn 1840 und der Wiener Musikzeitung 1841. Vielleicht
stöbert einer unsrer Leser diese vielgesuchten Bände irgendwo auf.


Robert Schumanns gesammelte Schriften

is Robert Schumann kurz vor seiner letzten Krankheit seine in
den Jahren 1833 bis 1844 für die Neue Zeitschrift für Musik ver¬
faßten Aufsätze ordnete und zum Druck vorbereitete, bemerkte er
mit Freuden, daß er in der langen Zeit, seit über zwanzig Jahren,
von den damals ausgesprochnen Ansichten fast gar nicht ab¬
gewichen war. Seit dem Erscheinen seiner gesammelten Schriften sind nun
zweimal zwanzig Jahre verflossen, aber noch heute gilt, was Schumann darin
niedergelegt hat. Seine Urteile haben sich bewährt, seine Hoffnungen sind
erfüllt, kühne Weissagungen sind bestätigt worden. Und dem klassischen Gehalt
entspricht die Schönheit der Sprache, durch die sich Schumann den besten
deutschen Schriftstellern angereiht hat.

Vor kurzem sind seine Schriften von F.Gustav Jansen*) neu heraus¬
gegeben worden, und damit ist das schon vor Jahren von Spitta ausgesprochne
Verlangen nach einer „alles umfassenden und originalgetreuen Ausgabe" be¬
friedigt worden. Es siud zwei stattliche Bände, gegen die beiden ersten Aus¬
gaben (die dritte war nur eine Titelauflage) reich vermehrt. Hinzugekommen
sind zunächst Arbeiten, die Schumann schon vor 1833 in Zeitschriften ver¬
öffentlicht hatte, die heute verschollen und kaum noch nuffiudbar sind.**)
Schumann hat auch für politische Zeitungen geschrieben, namentlich für die
Leipziger Allgemeine: Kvnzertberichte und kurze, oft begeisterte Hinweise auf
einzelne Künstler. Einige dieser kurzen Notizen finden wir schon in dem
Anhange zu Schumanns Leben von Hermann Erker (1887), der eines schon
die meisten Aufsätze gesammelt hat, die Schumann nicht in seine Auswahl
(so nennt er seine Schriften) eingereiht hatte. Sie betragen ungefähr den
achten Teil der Schriften und sind mit Auslassung des Unwesentlichen und
der von Wicck und Bauet verfaßten beiden Aufsätze (Erker II 235, 265) auch
von Jansen wieder aufgenommen morden. Doch sind Erker immer noch ver-




Gesammelte Schriften über Musik und Musiker von Robert Schumann.
Vierte Auflage, mit Nachträgen und Erläuterungen von F. Gustav Jansen. Zwei Bände.
Leipzig, Breitkopf und Härtel, 1392.
**) Beiträge von Schumann sind noch zu vermuten in der Prager Zeitschrift Ost und
West, 1837 bis 1842, in der Eisenbahn 1840 und der Wiener Musikzeitung 1841. Vielleicht
stöbert einer unsrer Leser diese vielgesuchten Bände irgendwo auf.
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[0231] [Abbildung] Robert Schumanns gesammelte Schriften is Robert Schumann kurz vor seiner letzten Krankheit seine in den Jahren 1833 bis 1844 für die Neue Zeitschrift für Musik ver¬ faßten Aufsätze ordnete und zum Druck vorbereitete, bemerkte er mit Freuden, daß er in der langen Zeit, seit über zwanzig Jahren, von den damals ausgesprochnen Ansichten fast gar nicht ab¬ gewichen war. Seit dem Erscheinen seiner gesammelten Schriften sind nun zweimal zwanzig Jahre verflossen, aber noch heute gilt, was Schumann darin niedergelegt hat. Seine Urteile haben sich bewährt, seine Hoffnungen sind erfüllt, kühne Weissagungen sind bestätigt worden. Und dem klassischen Gehalt entspricht die Schönheit der Sprache, durch die sich Schumann den besten deutschen Schriftstellern angereiht hat. Vor kurzem sind seine Schriften von F.Gustav Jansen*) neu heraus¬ gegeben worden, und damit ist das schon vor Jahren von Spitta ausgesprochne Verlangen nach einer „alles umfassenden und originalgetreuen Ausgabe" be¬ friedigt worden. Es siud zwei stattliche Bände, gegen die beiden ersten Aus¬ gaben (die dritte war nur eine Titelauflage) reich vermehrt. Hinzugekommen sind zunächst Arbeiten, die Schumann schon vor 1833 in Zeitschriften ver¬ öffentlicht hatte, die heute verschollen und kaum noch nuffiudbar sind.**) Schumann hat auch für politische Zeitungen geschrieben, namentlich für die Leipziger Allgemeine: Kvnzertberichte und kurze, oft begeisterte Hinweise auf einzelne Künstler. Einige dieser kurzen Notizen finden wir schon in dem Anhange zu Schumanns Leben von Hermann Erker (1887), der eines schon die meisten Aufsätze gesammelt hat, die Schumann nicht in seine Auswahl (so nennt er seine Schriften) eingereiht hatte. Sie betragen ungefähr den achten Teil der Schriften und sind mit Auslassung des Unwesentlichen und der von Wicck und Bauet verfaßten beiden Aufsätze (Erker II 235, 265) auch von Jansen wieder aufgenommen morden. Doch sind Erker immer noch ver- Gesammelte Schriften über Musik und Musiker von Robert Schumann. Vierte Auflage, mit Nachträgen und Erläuterungen von F. Gustav Jansen. Zwei Bände. Leipzig, Breitkopf und Härtel, 1392. **) Beiträge von Schumann sind noch zu vermuten in der Prager Zeitschrift Ost und West, 1837 bis 1842, in der Eisenbahn 1840 und der Wiener Musikzeitung 1841. Vielleicht stöbert einer unsrer Leser diese vielgesuchten Bände irgendwo auf.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341855_212475/231>, abgerufen am 05.01.2025.