Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr.Abendlandes zurückstehe. Wir Deutschen im Auslande finden es ebenso un¬ Die Laufbahn des Offiziers is schwere Sorge lastet auf vielen Vaterherzen die Frage nach Für Fälle nun, die man als normal bezeichnen kann, d. h. wo der Vater Nur zu häufig hört man die Meinung aussprechen: Offizier kann mein Hier spricht sich eine gewisse Voreingenommenheit aus gegen den Ofsiziers- Abendlandes zurückstehe. Wir Deutschen im Auslande finden es ebenso un¬ Die Laufbahn des Offiziers is schwere Sorge lastet auf vielen Vaterherzen die Frage nach Für Fälle nun, die man als normal bezeichnen kann, d. h. wo der Vater Nur zu häufig hört man die Meinung aussprechen: Offizier kann mein Hier spricht sich eine gewisse Voreingenommenheit aus gegen den Ofsiziers- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0128" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/212604"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_351" prev="#ID_350"> Abendlandes zurückstehe. Wir Deutschen im Auslande finden es ebenso un¬<lb/> begreiflich wie bedauerlich, daß man daheim noch immer nicht lernen null,<lb/> wenigstens bei solchen Fragen, wobei die nationale Ehre ins Spiel kommt,<lb/> das elende Parteigezänk beiseite zu lassen; denn bei uns heißt es stets: Das<lb/> Vaterland über alles!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Die Laufbahn des Offiziers</head><lb/> <p xml:id="ID_352"> is schwere Sorge lastet auf vielen Vaterherzen die Frage nach<lb/> dein künftigen Beruf ihrer Söhne. Die Überfüllung ist in den<lb/> meisten Berufsarten groß. Die Anwärter müssen sich auf eine<lb/> Reihe von Jahren des Wartens gefaßt machen, ehe sie in der<lb/> Lage sind, selbst für sich sorgen zu können. Und das Leben<lb/> kostet viel Geld. Kann der Bater, dein kein Vermögen und vielleicht nur<lb/> unbedeutende Ersparnisse zu Gebote stehn, solch längeres Warten ermöglichen,<lb/> ohne sich in Schulden zu stürzen? Noch schwieriger gestalten sich die Ver¬<lb/> hältnisse, wenn vielleicht der Vater wegen Krankheit auf kargen Ruhegehalt<lb/> gesetzt ist, oder wenn gar einer Witwe die Sorge obliegt, ihre Söhne zu einer<lb/> Lebensstellung zu bringen, die der des verstorbnen Vaters einigermaßen ent¬<lb/> spricht. In diesem Falle wird freilich, wenn sonstige Hilfsquellen mangeln,<lb/> die Unmöglichkeit, das gewünschte Ziel zu erreichen, ohne weiteres klar sein.<lb/> Die Verhältnisse werden eben dazu zwingen, ein früher zu erreichendes, wenn<lb/> auch bescheidneres Ziel ins Ange zu fassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_353"> Für Fälle nun, die man als normal bezeichnen kann, d. h. wo der Vater<lb/> in geachteter, auskömmlicher Stellung lebt und in der Lage ist, seine Söhne<lb/> zu erhalten, bis sie ans eignen Füßen stehn, sei im Nachfolgenden auf die<lb/> Laufbahn des Offiziers hingewiesen. Wir wollen sie einmal vergleichen mit<lb/> der Laufbahn des Philologen, des Theologen und Juristen, da gerade über<lb/> die Ofsizierslaufbahn in weiten Kreisen recht unklare Ansichten herrschen.</p><lb/> <p xml:id="ID_354"> Nur zu häufig hört man die Meinung aussprechen: Offizier kann mein<lb/> Junge uicht werden, dazu habe ich uicht die Mittel. Er soll darum zunächst<lb/> das Abiturientenexamen machen, dann kann er studiren, was er will. Ein<lb/> tüchtiger Arzt, ein Rechtsanwalt oder Richter, schließlich auch ein Philologe<lb/> oder Theologe — die finden immer ihr gutes Brot und sind geachtete Leute.</p><lb/> <p xml:id="ID_355" next="#ID_356"> Hier spricht sich eine gewisse Voreingenommenheit aus gegen den Ofsiziers-<lb/> beruf. Die weitverbreitete Meinung, der Offiziersberuf sei nur vermögenden<lb/> Leuten zugänglich, dn er seinen Mann nicht nähre, ist falsch. Wäre der</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0128]
Abendlandes zurückstehe. Wir Deutschen im Auslande finden es ebenso un¬
begreiflich wie bedauerlich, daß man daheim noch immer nicht lernen null,
wenigstens bei solchen Fragen, wobei die nationale Ehre ins Spiel kommt,
das elende Parteigezänk beiseite zu lassen; denn bei uns heißt es stets: Das
Vaterland über alles!
Die Laufbahn des Offiziers
is schwere Sorge lastet auf vielen Vaterherzen die Frage nach
dein künftigen Beruf ihrer Söhne. Die Überfüllung ist in den
meisten Berufsarten groß. Die Anwärter müssen sich auf eine
Reihe von Jahren des Wartens gefaßt machen, ehe sie in der
Lage sind, selbst für sich sorgen zu können. Und das Leben
kostet viel Geld. Kann der Bater, dein kein Vermögen und vielleicht nur
unbedeutende Ersparnisse zu Gebote stehn, solch längeres Warten ermöglichen,
ohne sich in Schulden zu stürzen? Noch schwieriger gestalten sich die Ver¬
hältnisse, wenn vielleicht der Vater wegen Krankheit auf kargen Ruhegehalt
gesetzt ist, oder wenn gar einer Witwe die Sorge obliegt, ihre Söhne zu einer
Lebensstellung zu bringen, die der des verstorbnen Vaters einigermaßen ent¬
spricht. In diesem Falle wird freilich, wenn sonstige Hilfsquellen mangeln,
die Unmöglichkeit, das gewünschte Ziel zu erreichen, ohne weiteres klar sein.
Die Verhältnisse werden eben dazu zwingen, ein früher zu erreichendes, wenn
auch bescheidneres Ziel ins Ange zu fassen.
Für Fälle nun, die man als normal bezeichnen kann, d. h. wo der Vater
in geachteter, auskömmlicher Stellung lebt und in der Lage ist, seine Söhne
zu erhalten, bis sie ans eignen Füßen stehn, sei im Nachfolgenden auf die
Laufbahn des Offiziers hingewiesen. Wir wollen sie einmal vergleichen mit
der Laufbahn des Philologen, des Theologen und Juristen, da gerade über
die Ofsizierslaufbahn in weiten Kreisen recht unklare Ansichten herrschen.
Nur zu häufig hört man die Meinung aussprechen: Offizier kann mein
Junge uicht werden, dazu habe ich uicht die Mittel. Er soll darum zunächst
das Abiturientenexamen machen, dann kann er studiren, was er will. Ein
tüchtiger Arzt, ein Rechtsanwalt oder Richter, schließlich auch ein Philologe
oder Theologe — die finden immer ihr gutes Brot und sind geachtete Leute.
Hier spricht sich eine gewisse Voreingenommenheit aus gegen den Ofsiziers-
beruf. Die weitverbreitete Meinung, der Offiziersberuf sei nur vermögenden
Leuten zugänglich, dn er seinen Mann nicht nähre, ist falsch. Wäre der
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