Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Drittes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches Die Lügen unsrer Sozialdemokratin.^) Der Verfasser des unter Wisnun', Hinstorsfsche Hvflu>asha"dlung, 1.391.
Maßgebliches und Unmaßgebliches Die Lügen unsrer Sozialdemokratin.^) Der Verfasser des unter Wisnun', Hinstorsfsche Hvflu>asha»dlung, 1.391.
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0628" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/290397"/> </div> <div n="1"> <head> Maßgebliches und Unmaßgebliches</head><lb/> <div n="2"> <head> Die Lügen unsrer Sozialdemokratin.^)</head> <p xml:id="ID_1930" next="#ID_1931"> Der Verfasser des unter<lb/> diesem Titel erschienenen Buches, Hans Blum, geht von der Thatsache ans, daß<lb/> die deutschen Sozialdemokratin seit Aufhebung des Sozialistengesetzes ihre Taktik<lb/> einigermaßen geändert haben, indem sie, namentlich um Anhänger ans dem Lande<lb/> zu gewinnen, ihre revolutionären Ziele, ihre unpatriotische Gesinnung und ihren<lb/> Atheismus in Agitations- und Wahlreden nach Möglichkeit verheimlichen. Er be¬<lb/> zeichnet diese Taktik als Lüge und führt den Beweis dafür auf den 422 klein<lb/> gedruckten Seiten seines Buches ans der urkundlichen Geschichte der deutschen<lb/> Sozialdemokratie und aus ihren Preßerzeugnissen. Die Einteilung des Stoffes<lb/> ersieht mau aus den Überschriften der Abschnitte: „Die Entwicklung der Partei<lb/> und ihrer Lehre von 1863 bis 1871 ^Druckfehler für 189>I. Die kommunistische<lb/> Zulüuftsgesellschaft. Die Vaterlandsliebe unsrer Sozialdemokratie. Die Religion<lb/> unsrer Sozialdemokratie. Die Arbeiterfrcundlichkeit unsrer Sozialdemokratie." Als<lb/> Beitrag zur Geschichte der Sozialdemokratie ist das Buch von hohem Wert. Durch<lb/> seine thätige Teilnahme am Politischen Leben, durch seiue persönliche Bekanntschaft<lb/> mit den hauptsächlichsten Führern der deutschen Sozialdemokrntie sah sich der Ver¬<lb/> fasser in den Stand gesetzt, eine Menge charakteristischer Züge und Thatsachen mit¬<lb/> zuteilen, die bisher nicht allgemein bekannt waren, und die sehr vollständige chrono¬<lb/> logische Aufzählung der Schicksale, Thaten und Unthaten der Partei, der wört¬<lb/> liche Abdruck ihrer wichtigen Urkunden machen die erste Hälfte des Werkes zu<lb/> einem bequemen Hand- und Nachschlagebuche. Aber sein Zweck ist kein wissen¬<lb/> schaftlicher oder litterarischer. Es soll „ein Rüstzeug zur Enthüllung und Wider¬<lb/> legung der Lügen der Sozialdemokratie" sein. Das Buch soll, heißt es in der<lb/> Ankündigung, „allen denen ein Hilfsmittel und eine Waffe sein, die Interesse<lb/> nehmen an den in vielen Teilen Deutschlands aus allen Parteien heraus sich bil¬<lb/> denden Vereinigungen, die die nachdrückliche Bekämpfung der Sozialdemokratie zum<lb/> Zwecke haben. Man hat endlich erkannt, daß man den sozialistischen Wühlereien<lb/> bis dahin zu gleichgiltig und zu lässig gegenübergestanden und uur dadurch ^wirtlich<lb/> nur dadurch?1 denselben im Mahlgange von 1890 zu zahlreichen Erfolgen ver-<lb/> holfen hat. Die sozialdemokrntische Agitation ist zu einer drohenden Gefahr für<lb/> das Vaterland geworden, der von nun an entschlossen und energisch entgegengetreten<lb/> werden muß. Ju diesem Kampfe, gegen die Partei, die alles vernichten will, was<lb/> uns derer und heilig ist: Vaterland, Familie und Ehe, Religion und Treue und<lb/> Vertrauen in Wandel und Verkehr, soll das Buch ein Rüstzeug sein." Die pa¬<lb/> triotische Begeisterung des Verfassers, sein heiliger Zorn gegen die Bedroher unsrer<lb/> idealen Güter und der Fleiß, mit dem er den reichen Stoff seines Werkes ge¬<lb/> sammelt und verarbeitet hat, verdienen alle Anerkennung. Der Erfolg jedoch hängt<lb/> davon ab, ob seine Voraussetzungen richtig sind oder nicht. Wenn, wie der Ver¬<lb/> fasser annimmt, bei uns weder Vvlksnot noch ein Interessengegensatz zwischen der<lb/> Kapitalisten- und der Arbeiterklasse vorhanden ist, wenn die soziale Reform, soweit<lb/> eine solche nötig war, durch die Reichsgesetzgebung vollzogen worden und von</p><lb/> <note xml:id="FID_32" place="foot"> Wisnun', Hinstorsfsche Hvflu>asha»dlung, 1.391.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0628]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Die Lügen unsrer Sozialdemokratin.^) Der Verfasser des unter
diesem Titel erschienenen Buches, Hans Blum, geht von der Thatsache ans, daß
die deutschen Sozialdemokratin seit Aufhebung des Sozialistengesetzes ihre Taktik
einigermaßen geändert haben, indem sie, namentlich um Anhänger ans dem Lande
zu gewinnen, ihre revolutionären Ziele, ihre unpatriotische Gesinnung und ihren
Atheismus in Agitations- und Wahlreden nach Möglichkeit verheimlichen. Er be¬
zeichnet diese Taktik als Lüge und führt den Beweis dafür auf den 422 klein
gedruckten Seiten seines Buches ans der urkundlichen Geschichte der deutschen
Sozialdemokratie und aus ihren Preßerzeugnissen. Die Einteilung des Stoffes
ersieht mau aus den Überschriften der Abschnitte: „Die Entwicklung der Partei
und ihrer Lehre von 1863 bis 1871 ^Druckfehler für 189>I. Die kommunistische
Zulüuftsgesellschaft. Die Vaterlandsliebe unsrer Sozialdemokratie. Die Religion
unsrer Sozialdemokratie. Die Arbeiterfrcundlichkeit unsrer Sozialdemokratie." Als
Beitrag zur Geschichte der Sozialdemokratie ist das Buch von hohem Wert. Durch
seine thätige Teilnahme am Politischen Leben, durch seiue persönliche Bekanntschaft
mit den hauptsächlichsten Führern der deutschen Sozialdemokrntie sah sich der Ver¬
fasser in den Stand gesetzt, eine Menge charakteristischer Züge und Thatsachen mit¬
zuteilen, die bisher nicht allgemein bekannt waren, und die sehr vollständige chrono¬
logische Aufzählung der Schicksale, Thaten und Unthaten der Partei, der wört¬
liche Abdruck ihrer wichtigen Urkunden machen die erste Hälfte des Werkes zu
einem bequemen Hand- und Nachschlagebuche. Aber sein Zweck ist kein wissen¬
schaftlicher oder litterarischer. Es soll „ein Rüstzeug zur Enthüllung und Wider¬
legung der Lügen der Sozialdemokratie" sein. Das Buch soll, heißt es in der
Ankündigung, „allen denen ein Hilfsmittel und eine Waffe sein, die Interesse
nehmen an den in vielen Teilen Deutschlands aus allen Parteien heraus sich bil¬
denden Vereinigungen, die die nachdrückliche Bekämpfung der Sozialdemokratie zum
Zwecke haben. Man hat endlich erkannt, daß man den sozialistischen Wühlereien
bis dahin zu gleichgiltig und zu lässig gegenübergestanden und uur dadurch ^wirtlich
nur dadurch?1 denselben im Mahlgange von 1890 zu zahlreichen Erfolgen ver-
holfen hat. Die sozialdemokrntische Agitation ist zu einer drohenden Gefahr für
das Vaterland geworden, der von nun an entschlossen und energisch entgegengetreten
werden muß. Ju diesem Kampfe, gegen die Partei, die alles vernichten will, was
uns derer und heilig ist: Vaterland, Familie und Ehe, Religion und Treue und
Vertrauen in Wandel und Verkehr, soll das Buch ein Rüstzeug sein." Die pa¬
triotische Begeisterung des Verfassers, sein heiliger Zorn gegen die Bedroher unsrer
idealen Güter und der Fleiß, mit dem er den reichen Stoff seines Werkes ge¬
sammelt und verarbeitet hat, verdienen alle Anerkennung. Der Erfolg jedoch hängt
davon ab, ob seine Voraussetzungen richtig sind oder nicht. Wenn, wie der Ver¬
fasser annimmt, bei uns weder Vvlksnot noch ein Interessengegensatz zwischen der
Kapitalisten- und der Arbeiterklasse vorhanden ist, wenn die soziale Reform, soweit
eine solche nötig war, durch die Reichsgesetzgebung vollzogen worden und von
Wisnun', Hinstorsfsche Hvflu>asha»dlung, 1.391.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |