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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Drittes Vierteljahr.

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Aus dänischer Zeit

Endlich: nicht minder klar hat die Göttin die Zukunft der sozialdemo-
kratischen Ideen vor ihrem geistigen Auge. Sie setzt ihrerseits die Herren
Bebel und Liebknecht ins Recht: sie haben sich die Zukunft sogar verdient.
Wird die Sozinldemokratie im Kampfe noch siegen?


Ist^ "imis wol'ito ünmplsbit, enim, lÄtllill.
(Solches alles erfüllt das Geschick, weils mehr als verdient ist.)

Oder: Werden die sozialdemokratischen Träume sich noch verwirklichen?


'lallte vtonim (IviuinÄllS vovot tibi sasonia t,0inxus.
(Ja, diese Weltordnung stellt die waltende Zeit dir in Aussicht.)

Oder: Werde" sich die sozialdemokratischen Utopien erfüllen?


Ist,^ vtonim viMlto xiÄöiiicit labil^ tomxus.
(Diesen Triumph fürwahr sagt zu dem Wunsche die Gottheit.)

Was, lieber Leser, haben wir von der Sache zu halten? Verzeihe mir
das Bild: ein Dienstmädchen sagt zum andern: "Höre, das war aber eine
gescheite Frau, man merkte es ihr gar nicht an," und erhält von der andern,
die von dieser Frau weniger erbaut ist, die Antwort: "Du, ein bischen dumm
ist am Ende jedes, aber so dumm wie mancher ist doch eigentlich keiner."
Unsre Pythia ist auch eine gescheite Frau, aber man merkt es ihr nicht an!
Die Göttin rast und will ein Opfer haben: Werden wir im kommenden Welt¬
kriege Sieger sein?


I)in',o, fois,s, murito vovst, tibi xi'iwmia, tvniMs.
(Wisse den Spruch: Es verheißet die Zeit viel Glück nach Verdienst dir.)

und: Werden wir im kommenden Weltkriege die Sieger sein?

^uro, follis, -wdis xromittit, x^uäiu, tÄtnm.
(Wisse, mit Recht verheißt das Geschick ein zweifelhaft Glück dir.)


B

Cove, Evoe, es lebe und gedeihe der klassische Schwindel!




Aus dänischer Zeit
6. Diebesrache

aß unser Freund Mahlmann keine ganz tadellose Vergangenheit
hatte, erfuhren wir allmählich mit den zunehmenden Jahren.
Aber ich muß es leider gestehen, wir machten uns gar nichts
daraus. Wir fanden es sogar sehr interessant, daß er im Zucht-
hause gewesen war, und daß er zu verschiednen Zeiten die Be¬
griffe von mein und dein verwechselt hatte. Er selbst sprach, wenn er gerade
Laune hatte, mit großer Offenheit von seine" Fehlern, und er entdeckte manch-


Aus dänischer Zeit

Endlich: nicht minder klar hat die Göttin die Zukunft der sozialdemo-
kratischen Ideen vor ihrem geistigen Auge. Sie setzt ihrerseits die Herren
Bebel und Liebknecht ins Recht: sie haben sich die Zukunft sogar verdient.
Wird die Sozinldemokratie im Kampfe noch siegen?


Ist^ »imis wol'ito ünmplsbit, enim, lÄtllill.
(Solches alles erfüllt das Geschick, weils mehr als verdient ist.)

Oder: Werden die sozialdemokratischen Träume sich noch verwirklichen?


'lallte vtonim (IviuinÄllS vovot tibi sasonia t,0inxus.
(Ja, diese Weltordnung stellt die waltende Zeit dir in Aussicht.)

Oder: Werde» sich die sozialdemokratischen Utopien erfüllen?


Ist,^ vtonim viMlto xiÄöiiicit labil^ tomxus.
(Diesen Triumph fürwahr sagt zu dem Wunsche die Gottheit.)

Was, lieber Leser, haben wir von der Sache zu halten? Verzeihe mir
das Bild: ein Dienstmädchen sagt zum andern: „Höre, das war aber eine
gescheite Frau, man merkte es ihr gar nicht an," und erhält von der andern,
die von dieser Frau weniger erbaut ist, die Antwort: „Du, ein bischen dumm
ist am Ende jedes, aber so dumm wie mancher ist doch eigentlich keiner."
Unsre Pythia ist auch eine gescheite Frau, aber man merkt es ihr nicht an!
Die Göttin rast und will ein Opfer haben: Werden wir im kommenden Welt¬
kriege Sieger sein?


I)in',o, fois,s, murito vovst, tibi xi'iwmia, tvniMs.
(Wisse den Spruch: Es verheißet die Zeit viel Glück nach Verdienst dir.)

und: Werden wir im kommenden Weltkriege die Sieger sein?

^uro, follis, -wdis xromittit, x^uäiu, tÄtnm.
(Wisse, mit Recht verheißt das Geschick ein zweifelhaft Glück dir.)


B

Cove, Evoe, es lebe und gedeihe der klassische Schwindel!




Aus dänischer Zeit
6. Diebesrache

aß unser Freund Mahlmann keine ganz tadellose Vergangenheit
hatte, erfuhren wir allmählich mit den zunehmenden Jahren.
Aber ich muß es leider gestehen, wir machten uns gar nichts
daraus. Wir fanden es sogar sehr interessant, daß er im Zucht-
hause gewesen war, und daß er zu verschiednen Zeiten die Be¬
griffe von mein und dein verwechselt hatte. Er selbst sprach, wenn er gerade
Laune hatte, mit großer Offenheit von seine» Fehlern, und er entdeckte manch-


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[0619] Aus dänischer Zeit Endlich: nicht minder klar hat die Göttin die Zukunft der sozialdemo- kratischen Ideen vor ihrem geistigen Auge. Sie setzt ihrerseits die Herren Bebel und Liebknecht ins Recht: sie haben sich die Zukunft sogar verdient. Wird die Sozinldemokratie im Kampfe noch siegen? Ist^ »imis wol'ito ünmplsbit, enim, lÄtllill. (Solches alles erfüllt das Geschick, weils mehr als verdient ist.) Oder: Werden die sozialdemokratischen Träume sich noch verwirklichen? 'lallte vtonim (IviuinÄllS vovot tibi sasonia t,0inxus. (Ja, diese Weltordnung stellt die waltende Zeit dir in Aussicht.) Oder: Werde» sich die sozialdemokratischen Utopien erfüllen? Ist,^ vtonim viMlto xiÄöiiicit labil^ tomxus. (Diesen Triumph fürwahr sagt zu dem Wunsche die Gottheit.) Was, lieber Leser, haben wir von der Sache zu halten? Verzeihe mir das Bild: ein Dienstmädchen sagt zum andern: „Höre, das war aber eine gescheite Frau, man merkte es ihr gar nicht an," und erhält von der andern, die von dieser Frau weniger erbaut ist, die Antwort: „Du, ein bischen dumm ist am Ende jedes, aber so dumm wie mancher ist doch eigentlich keiner." Unsre Pythia ist auch eine gescheite Frau, aber man merkt es ihr nicht an! Die Göttin rast und will ein Opfer haben: Werden wir im kommenden Welt¬ kriege Sieger sein? I)in',o, fois,s, murito vovst, tibi xi'iwmia, tvniMs. (Wisse den Spruch: Es verheißet die Zeit viel Glück nach Verdienst dir.) und: Werden wir im kommenden Weltkriege die Sieger sein? ^uro, follis, -wdis xromittit, x^uäiu, tÄtnm. (Wisse, mit Recht verheißt das Geschick ein zweifelhaft Glück dir.) B Cove, Evoe, es lebe und gedeihe der klassische Schwindel! Aus dänischer Zeit 6. Diebesrache aß unser Freund Mahlmann keine ganz tadellose Vergangenheit hatte, erfuhren wir allmählich mit den zunehmenden Jahren. Aber ich muß es leider gestehen, wir machten uns gar nichts daraus. Wir fanden es sogar sehr interessant, daß er im Zucht- hause gewesen war, und daß er zu verschiednen Zeiten die Be¬ griffe von mein und dein verwechselt hatte. Er selbst sprach, wenn er gerade Laune hatte, mit großer Offenheit von seine» Fehlern, und er entdeckte manch-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_289767/619>, abgerufen am 13.11.2024.