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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Drittes Vierteljahr.

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Zu Franz Bopps hundertsten Geburtstage

die das gleiche Verfahren und die gleiche Bedeutung der Kommandoworte
längst vor uns angenommen haben, der Skandinavier und Franzosen.

Gegen das in der kaiserlichen Marine beliebte Verfahren ist ein Einwand
erhoben worden, er hat aber nur eine scheinbare Bedeutung. Man meint,
die alten deutschen Kauffahrteischiffer würden sich nun und nimmermehr den
alten liebgewordnen Gebrauch verkümmern lassen. Da sich aber die alten
Seefahrer der Bretagne und der Normandie, die der Normcinner, Dänen und
Schweden hineingefunden haben, so werden die Friesen, Schleswig-Holsteiner
und Pommern auf die Dauer an Gelehrigkeit hinter jenen wohl auch nicht
zurückbleiben wollen.

Daß die seemännischen Betriebe des deutschen Reiches drei sich wider¬
sprechende Arten von Nuderkommandos haben, und daß die Möglichkeit einer
noch hinzutretender vierten Art nicht ausgeschlossen ist, muß als ein auf die
Dauer unhaltbarer Übelstand bezeichnet werden. Wenn man sich nicht einigen
kann, so wird nichts übrig bleiben, als dem Mißstände auf dem Wege des
Gesetzes ein Ende zu machen.


Vizeadmiral Batsch


ZU Franz Vopps hundertsten Geburtstage

le Sprachwissenschaft, die heute in dem Kreise ihrer Schwestern
eine ehrenvolle Stellung einnimmt, hat, wie uns dieses Jahr
klar vor Augen führt, noch kein recht ehrwürdiges Alter er¬
reicht, denn am 14. September ist erst ein Jahrhundert verflossen,
seit Franz Bopp, ihr Begründer und Ausbnuer, geboren wurde,
und erst 75 Jahre sind vergangen, seit sein erstes Werk "Über das Konju¬
gationssystem der Sanskritsprache in Vergleichung mit jenem der lateini¬
schen, persischen und germanischen Sprache" veröffentlicht wurde. Schon bei
seinem Erscheinen erregte dieses kleine Buch, mit dem Bopp mit einer
empfehlenden Vorrede seines Lehrers Windischmann in die wissenschaftliche
Welt eintrat, und das er wenige Jahre darauf auch in englischer Sprache
herausgab, bei den beiden stammverwandten Völkern berechtigtes Aufsehen, aber
daß der hier gepflanzte Same zu einem so mächtigen, herrlichen Baume ge¬
deihen würde, konnte damals keiner ahnen. Bopp hat die von ihm begründete
Wissenschaft selbst weiter ausgebaut, vor allem durch seine "Vergleichende
Grammatik des Sanskrit, Zend, Griechischen, Lateinischen, Lithauischen, Go-


Zu Franz Bopps hundertsten Geburtstage

die das gleiche Verfahren und die gleiche Bedeutung der Kommandoworte
längst vor uns angenommen haben, der Skandinavier und Franzosen.

Gegen das in der kaiserlichen Marine beliebte Verfahren ist ein Einwand
erhoben worden, er hat aber nur eine scheinbare Bedeutung. Man meint,
die alten deutschen Kauffahrteischiffer würden sich nun und nimmermehr den
alten liebgewordnen Gebrauch verkümmern lassen. Da sich aber die alten
Seefahrer der Bretagne und der Normandie, die der Normcinner, Dänen und
Schweden hineingefunden haben, so werden die Friesen, Schleswig-Holsteiner
und Pommern auf die Dauer an Gelehrigkeit hinter jenen wohl auch nicht
zurückbleiben wollen.

Daß die seemännischen Betriebe des deutschen Reiches drei sich wider¬
sprechende Arten von Nuderkommandos haben, und daß die Möglichkeit einer
noch hinzutretender vierten Art nicht ausgeschlossen ist, muß als ein auf die
Dauer unhaltbarer Übelstand bezeichnet werden. Wenn man sich nicht einigen
kann, so wird nichts übrig bleiben, als dem Mißstände auf dem Wege des
Gesetzes ein Ende zu machen.


Vizeadmiral Batsch


ZU Franz Vopps hundertsten Geburtstage

le Sprachwissenschaft, die heute in dem Kreise ihrer Schwestern
eine ehrenvolle Stellung einnimmt, hat, wie uns dieses Jahr
klar vor Augen führt, noch kein recht ehrwürdiges Alter er¬
reicht, denn am 14. September ist erst ein Jahrhundert verflossen,
seit Franz Bopp, ihr Begründer und Ausbnuer, geboren wurde,
und erst 75 Jahre sind vergangen, seit sein erstes Werk „Über das Konju¬
gationssystem der Sanskritsprache in Vergleichung mit jenem der lateini¬
schen, persischen und germanischen Sprache" veröffentlicht wurde. Schon bei
seinem Erscheinen erregte dieses kleine Buch, mit dem Bopp mit einer
empfehlenden Vorrede seines Lehrers Windischmann in die wissenschaftliche
Welt eintrat, und das er wenige Jahre darauf auch in englischer Sprache
herausgab, bei den beiden stammverwandten Völkern berechtigtes Aufsehen, aber
daß der hier gepflanzte Same zu einem so mächtigen, herrlichen Baume ge¬
deihen würde, konnte damals keiner ahnen. Bopp hat die von ihm begründete
Wissenschaft selbst weiter ausgebaut, vor allem durch seine „Vergleichende
Grammatik des Sanskrit, Zend, Griechischen, Lateinischen, Lithauischen, Go-


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[0519] Zu Franz Bopps hundertsten Geburtstage die das gleiche Verfahren und die gleiche Bedeutung der Kommandoworte längst vor uns angenommen haben, der Skandinavier und Franzosen. Gegen das in der kaiserlichen Marine beliebte Verfahren ist ein Einwand erhoben worden, er hat aber nur eine scheinbare Bedeutung. Man meint, die alten deutschen Kauffahrteischiffer würden sich nun und nimmermehr den alten liebgewordnen Gebrauch verkümmern lassen. Da sich aber die alten Seefahrer der Bretagne und der Normandie, die der Normcinner, Dänen und Schweden hineingefunden haben, so werden die Friesen, Schleswig-Holsteiner und Pommern auf die Dauer an Gelehrigkeit hinter jenen wohl auch nicht zurückbleiben wollen. Daß die seemännischen Betriebe des deutschen Reiches drei sich wider¬ sprechende Arten von Nuderkommandos haben, und daß die Möglichkeit einer noch hinzutretender vierten Art nicht ausgeschlossen ist, muß als ein auf die Dauer unhaltbarer Übelstand bezeichnet werden. Wenn man sich nicht einigen kann, so wird nichts übrig bleiben, als dem Mißstände auf dem Wege des Gesetzes ein Ende zu machen. Vizeadmiral Batsch ZU Franz Vopps hundertsten Geburtstage le Sprachwissenschaft, die heute in dem Kreise ihrer Schwestern eine ehrenvolle Stellung einnimmt, hat, wie uns dieses Jahr klar vor Augen führt, noch kein recht ehrwürdiges Alter er¬ reicht, denn am 14. September ist erst ein Jahrhundert verflossen, seit Franz Bopp, ihr Begründer und Ausbnuer, geboren wurde, und erst 75 Jahre sind vergangen, seit sein erstes Werk „Über das Konju¬ gationssystem der Sanskritsprache in Vergleichung mit jenem der lateini¬ schen, persischen und germanischen Sprache" veröffentlicht wurde. Schon bei seinem Erscheinen erregte dieses kleine Buch, mit dem Bopp mit einer empfehlenden Vorrede seines Lehrers Windischmann in die wissenschaftliche Welt eintrat, und das er wenige Jahre darauf auch in englischer Sprache herausgab, bei den beiden stammverwandten Völkern berechtigtes Aufsehen, aber daß der hier gepflanzte Same zu einem so mächtigen, herrlichen Baume ge¬ deihen würde, konnte damals keiner ahnen. Bopp hat die von ihm begründete Wissenschaft selbst weiter ausgebaut, vor allem durch seine „Vergleichende Grammatik des Sanskrit, Zend, Griechischen, Lateinischen, Lithauischen, Go-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_289767/519>, abgerufen am 13.11.2024.