Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
<Zur Reform der Gisenbahufahrpreise

Diese seine Hoffnung stützt der Bauernstand mit voller Zuversicht auf die von
Seiner Majestät im Laufe des Landtages ausgesprochenen gnädigen und wohl¬
wollenden Absichten, und der Bauernstand wagt zu hoffen, daß Seine Majestät
den von den Repräsentanten des Volkes nach reiflicher Überlegung vorgebrachten,
die Lebensbedingungen des finnischen Volkes betreffenden uuterthünigeu Dar¬
legungen in Gnaden ein williges Ohr leihen werde."

So stehen gegenwärtig die Sachen in Finnland. Für uns Deutsche
bietet der Verlauf der Dinge im Hinblick ans die deutscheu Ostseeprovinzen
ein besondres Interesse. Wie diese mit Zähigkeit sür die Erhaltung des
Deutschtums haben kämpfen müssen, so sind auch die Finnländer, im Palast wie
in der Hütte, sich der ihnen drohende" Gefahren vollkommen bewußt. Aber
darin, daß alle diese Gefahr einsehen, liegt ihre Stärke. Der russische Koloß
hat die Deutschen der Ostseeprovinzen nicht zu Russe" macheu können,
ebensowenig wird ihm das gelingen mit den Bewohnern im "Lande der
tausend Seen."




Zur Reform der Eisenbahnfahrpreise

or wenigen Monaten hat die preußische Eisenbahnverwaltnng
de" Entwurf eines neuen Personentarifs veröffentlicht und
damit der allgemeinem Begutachtung unterbreitet. Die Fest¬
stellung der Eisenbahufahrpreise ist eine Frage, die fast für alle
wichtig ist, denn heutzutage reist fast jedermann, und nur für
sehr wenige ist es gleichgiltig, ob eine Reise einige Mark mehr oder weniger
kostet; bei den meisten entscheidet der Fahrpreis darüber, ob ein Geschäft die
Reise überhaupt wert ist, wohin er seine Erholungsreise im Sommer unter¬
nehmen, ob er fernwohnende Freunde und Verwandte besuche" kaun. Trotzdem
ist der genannte Entwurf verhältnismüßig wenig beachtet und erörtert worden.
Anfangs haben die Zeitungen einige Bemerkungen darüber gemacht, einige
Handelskammern und ähnliche Körperschaften haben ihr Gutachten abgegeben,
aber weitere Kreise haben sich nur wenig darum gekümmert oder haben
die Frage mit einigen raschen Bemerkungen abgethan. Wer sich aber nicht
meldet, dessen Wünsche finden heutzutage keine Berücksichtigung, und darum
soll in diesen Zeilen die Meinung eines Eisenbahnreisenden zum Ausdruck
gebracht werden, der sich seit langem für Eisenbahnaugelegenheiten wteressirt
und auch auf größer" Reisen die Eisenbahneinrichtuugen sehr verschiedener
Länder kennen gelernt hat.


Grenzlwtm III 1891 2
<Zur Reform der Gisenbahufahrpreise

Diese seine Hoffnung stützt der Bauernstand mit voller Zuversicht auf die von
Seiner Majestät im Laufe des Landtages ausgesprochenen gnädigen und wohl¬
wollenden Absichten, und der Bauernstand wagt zu hoffen, daß Seine Majestät
den von den Repräsentanten des Volkes nach reiflicher Überlegung vorgebrachten,
die Lebensbedingungen des finnischen Volkes betreffenden uuterthünigeu Dar¬
legungen in Gnaden ein williges Ohr leihen werde."

So stehen gegenwärtig die Sachen in Finnland. Für uns Deutsche
bietet der Verlauf der Dinge im Hinblick ans die deutscheu Ostseeprovinzen
ein besondres Interesse. Wie diese mit Zähigkeit sür die Erhaltung des
Deutschtums haben kämpfen müssen, so sind auch die Finnländer, im Palast wie
in der Hütte, sich der ihnen drohende» Gefahren vollkommen bewußt. Aber
darin, daß alle diese Gefahr einsehen, liegt ihre Stärke. Der russische Koloß
hat die Deutschen der Ostseeprovinzen nicht zu Russe» macheu können,
ebensowenig wird ihm das gelingen mit den Bewohnern im „Lande der
tausend Seen."




Zur Reform der Eisenbahnfahrpreise

or wenigen Monaten hat die preußische Eisenbahnverwaltnng
de» Entwurf eines neuen Personentarifs veröffentlicht und
damit der allgemeinem Begutachtung unterbreitet. Die Fest¬
stellung der Eisenbahufahrpreise ist eine Frage, die fast für alle
wichtig ist, denn heutzutage reist fast jedermann, und nur für
sehr wenige ist es gleichgiltig, ob eine Reise einige Mark mehr oder weniger
kostet; bei den meisten entscheidet der Fahrpreis darüber, ob ein Geschäft die
Reise überhaupt wert ist, wohin er seine Erholungsreise im Sommer unter¬
nehmen, ob er fernwohnende Freunde und Verwandte besuche» kaun. Trotzdem
ist der genannte Entwurf verhältnismüßig wenig beachtet und erörtert worden.
Anfangs haben die Zeitungen einige Bemerkungen darüber gemacht, einige
Handelskammern und ähnliche Körperschaften haben ihr Gutachten abgegeben,
aber weitere Kreise haben sich nur wenig darum gekümmert oder haben
die Frage mit einigen raschen Bemerkungen abgethan. Wer sich aber nicht
meldet, dessen Wünsche finden heutzutage keine Berücksichtigung, und darum
soll in diesen Zeilen die Meinung eines Eisenbahnreisenden zum Ausdruck
gebracht werden, der sich seit langem für Eisenbahnaugelegenheiten wteressirt
und auch auf größer» Reisen die Eisenbahneinrichtuugen sehr verschiedener
Länder kennen gelernt hat.


Grenzlwtm III 1891 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0017" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/289785"/>
          <fw type="header" place="top"> &lt;Zur Reform der Gisenbahufahrpreise</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_41" prev="#ID_40"> Diese seine Hoffnung stützt der Bauernstand mit voller Zuversicht auf die von<lb/>
Seiner Majestät im Laufe des Landtages ausgesprochenen gnädigen und wohl¬<lb/>
wollenden Absichten, und der Bauernstand wagt zu hoffen, daß Seine Majestät<lb/>
den von den Repräsentanten des Volkes nach reiflicher Überlegung vorgebrachten,<lb/>
die Lebensbedingungen des finnischen Volkes betreffenden uuterthünigeu Dar¬<lb/>
legungen in Gnaden ein williges Ohr leihen werde."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_42"> So stehen gegenwärtig die Sachen in Finnland. Für uns Deutsche<lb/>
bietet der Verlauf der Dinge im Hinblick ans die deutscheu Ostseeprovinzen<lb/>
ein besondres Interesse. Wie diese mit Zähigkeit sür die Erhaltung des<lb/>
Deutschtums haben kämpfen müssen, so sind auch die Finnländer, im Palast wie<lb/>
in der Hütte, sich der ihnen drohende» Gefahren vollkommen bewußt. Aber<lb/>
darin, daß alle diese Gefahr einsehen, liegt ihre Stärke. Der russische Koloß<lb/>
hat die Deutschen der Ostseeprovinzen nicht zu Russe» macheu können,<lb/>
ebensowenig wird ihm das gelingen mit den Bewohnern im &#x201E;Lande der<lb/>
tausend Seen."</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Zur Reform der Eisenbahnfahrpreise</head><lb/>
          <p xml:id="ID_43"> or wenigen Monaten hat die preußische Eisenbahnverwaltnng<lb/>
de» Entwurf eines neuen Personentarifs veröffentlicht und<lb/>
damit der allgemeinem Begutachtung unterbreitet. Die Fest¬<lb/>
stellung der Eisenbahufahrpreise ist eine Frage, die fast für alle<lb/>
wichtig ist, denn heutzutage reist fast jedermann, und nur für<lb/>
sehr wenige ist es gleichgiltig, ob eine Reise einige Mark mehr oder weniger<lb/>
kostet; bei den meisten entscheidet der Fahrpreis darüber, ob ein Geschäft die<lb/>
Reise überhaupt wert ist, wohin er seine Erholungsreise im Sommer unter¬<lb/>
nehmen, ob er fernwohnende Freunde und Verwandte besuche» kaun. Trotzdem<lb/>
ist der genannte Entwurf verhältnismüßig wenig beachtet und erörtert worden.<lb/>
Anfangs haben die Zeitungen einige Bemerkungen darüber gemacht, einige<lb/>
Handelskammern und ähnliche Körperschaften haben ihr Gutachten abgegeben,<lb/>
aber weitere Kreise haben sich nur wenig darum gekümmert oder haben<lb/>
die Frage mit einigen raschen Bemerkungen abgethan. Wer sich aber nicht<lb/>
meldet, dessen Wünsche finden heutzutage keine Berücksichtigung, und darum<lb/>
soll in diesen Zeilen die Meinung eines Eisenbahnreisenden zum Ausdruck<lb/>
gebracht werden, der sich seit langem für Eisenbahnaugelegenheiten wteressirt<lb/>
und auch auf größer» Reisen die Eisenbahneinrichtuugen sehr verschiedener<lb/>
Länder kennen gelernt hat.</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzlwtm III 1891 2</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0017] <Zur Reform der Gisenbahufahrpreise Diese seine Hoffnung stützt der Bauernstand mit voller Zuversicht auf die von Seiner Majestät im Laufe des Landtages ausgesprochenen gnädigen und wohl¬ wollenden Absichten, und der Bauernstand wagt zu hoffen, daß Seine Majestät den von den Repräsentanten des Volkes nach reiflicher Überlegung vorgebrachten, die Lebensbedingungen des finnischen Volkes betreffenden uuterthünigeu Dar¬ legungen in Gnaden ein williges Ohr leihen werde." So stehen gegenwärtig die Sachen in Finnland. Für uns Deutsche bietet der Verlauf der Dinge im Hinblick ans die deutscheu Ostseeprovinzen ein besondres Interesse. Wie diese mit Zähigkeit sür die Erhaltung des Deutschtums haben kämpfen müssen, so sind auch die Finnländer, im Palast wie in der Hütte, sich der ihnen drohende» Gefahren vollkommen bewußt. Aber darin, daß alle diese Gefahr einsehen, liegt ihre Stärke. Der russische Koloß hat die Deutschen der Ostseeprovinzen nicht zu Russe» macheu können, ebensowenig wird ihm das gelingen mit den Bewohnern im „Lande der tausend Seen." Zur Reform der Eisenbahnfahrpreise or wenigen Monaten hat die preußische Eisenbahnverwaltnng de» Entwurf eines neuen Personentarifs veröffentlicht und damit der allgemeinem Begutachtung unterbreitet. Die Fest¬ stellung der Eisenbahufahrpreise ist eine Frage, die fast für alle wichtig ist, denn heutzutage reist fast jedermann, und nur für sehr wenige ist es gleichgiltig, ob eine Reise einige Mark mehr oder weniger kostet; bei den meisten entscheidet der Fahrpreis darüber, ob ein Geschäft die Reise überhaupt wert ist, wohin er seine Erholungsreise im Sommer unter¬ nehmen, ob er fernwohnende Freunde und Verwandte besuche» kaun. Trotzdem ist der genannte Entwurf verhältnismüßig wenig beachtet und erörtert worden. Anfangs haben die Zeitungen einige Bemerkungen darüber gemacht, einige Handelskammern und ähnliche Körperschaften haben ihr Gutachten abgegeben, aber weitere Kreise haben sich nur wenig darum gekümmert oder haben die Frage mit einigen raschen Bemerkungen abgethan. Wer sich aber nicht meldet, dessen Wünsche finden heutzutage keine Berücksichtigung, und darum soll in diesen Zeilen die Meinung eines Eisenbahnreisenden zum Ausdruck gebracht werden, der sich seit langem für Eisenbahnaugelegenheiten wteressirt und auch auf größer» Reisen die Eisenbahneinrichtuugen sehr verschiedener Länder kennen gelernt hat. Grenzlwtm III 1891 2

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_289767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_289767/17
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_289767/17>, abgerufen am 13.11.2024.