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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr.

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Gin neues Metall

inzwischen angekommene Famulus ein. Schließlich entfliegen die Hexen doch
durch den Kamin, zu dem sie hereingekommen sind, und Albertus kehrt zur
wahren Liebe zurück, denn Marie ist wieder eingetreten, um ihm für die Arznei
zu danken. In aller Hausmütterlichkeit macht sie sich, ohne erst viel zu fragen,
gleich daran, die Stube aufzuräumen und die Unordnung, die die Hexen hinter¬
lassen haben, zu beseitigen. Unter dem Geläute der Kirchenglocken und bei
deu Tönen der Orgel fällt der Vorhang: Albertus und Marie werden ein
Paar.

Z?g>du1g, äooel: Die Hexen halten das Licht des Tages nicht aus. Eine
erregte Männerphantasie wünscht sich wohl Weiber, die den Teufel im Leibe
haben; doch sie sind nur für Stunden gut genug, aber nicht wünschenswert
als ständiger Besitz. Besonders moralisch kann man dieses phantastische Lust¬
spiel eben nicht finden; es ist auch nur ein Stttcklein für Männer. Man
möchte es eine dmmatisirte Junggesellenphantasie neunen. Aber man unterhält
sich gut dabei, und die Künstlerinnen des Vurgtheaters sorgen schon dafür, daß
die Grenzen der Schönheit uicht überschritten werden. Es dürfte übrigens auch
beim Lesen gefallen, denn es ist in muntern Knittelversen geschrieben, von
denen manches witzige Wort in der Eile des Vühnenvorgangs verloren geht.




Gin neues Metall

i
r meinen das Nlnmininm, und wir dürfen es nen nennen, ob¬
wohl es bereits im Jahre 1827 entdeckt wurde. Denn wir ver¬
binden mit dem Namen Metall nicht bloß die Bedeutung der
chemischen Natur, sondern auch die der praktischen Verwertung.
Das Aluminium, sonst von unerschwinglichein Preise, ist seit
einem Jahre so billig geworden, daß es als ein Konkurrent der alten Metalle
auftritt, und daß seiue längst geschätzten Eigenschaften nun der Industrie in
mannichfacher Weise zu gute kommen können. Wir verdanken diese Wendung
der Beherrscherin des Tages (und der Nacht): der Elektrizität.

Das Aluminium kommt in der Natur nirgends rein, jedoch als Oxyd
in geringer Menge, als Silikat uuter dem Namen Thonerde in großen Mengen
vor. Außerdem ist es der Hauptbestandteil der Silikate, die die Geinengteile
der verbreitetsten Massengesteine, des Granits, des Syenits, des Porphyrs und
des Basalts bilden. Im Korund, dessen blane Krystallisationsform Saphir,
dessen rote Rubin heißt, ist ein Alumiuiumoxyd enthalte". Die Porzellänerde


Greuzbole" II 1891 4!>
Gin neues Metall

inzwischen angekommene Famulus ein. Schließlich entfliegen die Hexen doch
durch den Kamin, zu dem sie hereingekommen sind, und Albertus kehrt zur
wahren Liebe zurück, denn Marie ist wieder eingetreten, um ihm für die Arznei
zu danken. In aller Hausmütterlichkeit macht sie sich, ohne erst viel zu fragen,
gleich daran, die Stube aufzuräumen und die Unordnung, die die Hexen hinter¬
lassen haben, zu beseitigen. Unter dem Geläute der Kirchenglocken und bei
deu Tönen der Orgel fällt der Vorhang: Albertus und Marie werden ein
Paar.

Z?g>du1g, äooel: Die Hexen halten das Licht des Tages nicht aus. Eine
erregte Männerphantasie wünscht sich wohl Weiber, die den Teufel im Leibe
haben; doch sie sind nur für Stunden gut genug, aber nicht wünschenswert
als ständiger Besitz. Besonders moralisch kann man dieses phantastische Lust¬
spiel eben nicht finden; es ist auch nur ein Stttcklein für Männer. Man
möchte es eine dmmatisirte Junggesellenphantasie neunen. Aber man unterhält
sich gut dabei, und die Künstlerinnen des Vurgtheaters sorgen schon dafür, daß
die Grenzen der Schönheit uicht überschritten werden. Es dürfte übrigens auch
beim Lesen gefallen, denn es ist in muntern Knittelversen geschrieben, von
denen manches witzige Wort in der Eile des Vühnenvorgangs verloren geht.




Gin neues Metall

i
r meinen das Nlnmininm, und wir dürfen es nen nennen, ob¬
wohl es bereits im Jahre 1827 entdeckt wurde. Denn wir ver¬
binden mit dem Namen Metall nicht bloß die Bedeutung der
chemischen Natur, sondern auch die der praktischen Verwertung.
Das Aluminium, sonst von unerschwinglichein Preise, ist seit
einem Jahre so billig geworden, daß es als ein Konkurrent der alten Metalle
auftritt, und daß seiue längst geschätzten Eigenschaften nun der Industrie in
mannichfacher Weise zu gute kommen können. Wir verdanken diese Wendung
der Beherrscherin des Tages (und der Nacht): der Elektrizität.

Das Aluminium kommt in der Natur nirgends rein, jedoch als Oxyd
in geringer Menge, als Silikat uuter dem Namen Thonerde in großen Mengen
vor. Außerdem ist es der Hauptbestandteil der Silikate, die die Geinengteile
der verbreitetsten Massengesteine, des Granits, des Syenits, des Porphyrs und
des Basalts bilden. Im Korund, dessen blane Krystallisationsform Saphir,
dessen rote Rubin heißt, ist ein Alumiuiumoxyd enthalte». Die Porzellänerde


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[0389] Gin neues Metall inzwischen angekommene Famulus ein. Schließlich entfliegen die Hexen doch durch den Kamin, zu dem sie hereingekommen sind, und Albertus kehrt zur wahren Liebe zurück, denn Marie ist wieder eingetreten, um ihm für die Arznei zu danken. In aller Hausmütterlichkeit macht sie sich, ohne erst viel zu fragen, gleich daran, die Stube aufzuräumen und die Unordnung, die die Hexen hinter¬ lassen haben, zu beseitigen. Unter dem Geläute der Kirchenglocken und bei deu Tönen der Orgel fällt der Vorhang: Albertus und Marie werden ein Paar. Z?g>du1g, äooel: Die Hexen halten das Licht des Tages nicht aus. Eine erregte Männerphantasie wünscht sich wohl Weiber, die den Teufel im Leibe haben; doch sie sind nur für Stunden gut genug, aber nicht wünschenswert als ständiger Besitz. Besonders moralisch kann man dieses phantastische Lust¬ spiel eben nicht finden; es ist auch nur ein Stttcklein für Männer. Man möchte es eine dmmatisirte Junggesellenphantasie neunen. Aber man unterhält sich gut dabei, und die Künstlerinnen des Vurgtheaters sorgen schon dafür, daß die Grenzen der Schönheit uicht überschritten werden. Es dürfte übrigens auch beim Lesen gefallen, denn es ist in muntern Knittelversen geschrieben, von denen manches witzige Wort in der Eile des Vühnenvorgangs verloren geht. Gin neues Metall i r meinen das Nlnmininm, und wir dürfen es nen nennen, ob¬ wohl es bereits im Jahre 1827 entdeckt wurde. Denn wir ver¬ binden mit dem Namen Metall nicht bloß die Bedeutung der chemischen Natur, sondern auch die der praktischen Verwertung. Das Aluminium, sonst von unerschwinglichein Preise, ist seit einem Jahre so billig geworden, daß es als ein Konkurrent der alten Metalle auftritt, und daß seiue längst geschätzten Eigenschaften nun der Industrie in mannichfacher Weise zu gute kommen können. Wir verdanken diese Wendung der Beherrscherin des Tages (und der Nacht): der Elektrizität. Das Aluminium kommt in der Natur nirgends rein, jedoch als Oxyd in geringer Menge, als Silikat uuter dem Namen Thonerde in großen Mengen vor. Außerdem ist es der Hauptbestandteil der Silikate, die die Geinengteile der verbreitetsten Massengesteine, des Granits, des Syenits, des Porphyrs und des Basalts bilden. Im Korund, dessen blane Krystallisationsform Saphir, dessen rote Rubin heißt, ist ein Alumiuiumoxyd enthalte». Die Porzellänerde Greuzbole» II 1891 4!>

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_209866/389>, abgerufen am 04.07.2024.