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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr.

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Die sieben Schulfragen des Kaisers

So hat also die Mac Kiuley-Bill eine gewaltige Aufregung leicht bloß
in handelspolitischer, sondern auch in politischer Beziehung hervorgerufen.
Nicht die geringste Sorge bereitet sie dein englischen Kolonialamte. Über¬
haupt rufen die jüngsten Erscheinungen in den Kolonien England el" ernstes
Vicksant, "Z0N8nIvtt zu. England dürfte wohl besser daran thun, seine Auf¬
gabe künftig darin zu sehen, seinen bisherigen .Kolonialbesitz zu befestigen und
zu erhalten, anstatt, wie bisher, unersättlich immer neue Ländermassen an sich
zu ziehen.




Die sieben schulfragen des Kaisers

l eben Fragen sind es, die unser Kaiser in das Berliner Schul-
parlameut hineinwarf/') Verglichen mit deu vierzehn von Kultus¬
minister vorgelegten Punkten, haben sie unstreitig den Vorzug der
Kürze und Treffsicherheit. Von der Voraussetzung allsgehend,
daß unser höheres Erziehungsschulwesen einer Umgestaltung fähig
und bedürftig sei, richten sie den Blick auf die wesentlichsten Teile der Reform
und heben die Gedanken hoch, die als Richtpunkte in erster Linie stehen
müssen, wenn der verfahreile Schubkarren wieder in die rechten Geleise gebracht
werden soll. Dabei bilden sie unter sich ein geschlossenes Ganze Pädagogischer
liberlegnug.

Die erste Frage geht von der Forderung aus, daß wir ein körperlich
kräftiges Geschlecht haben müssen, das anch dem Baterlande die rechten geistigen
Führer und Beamten stellen kann. Norn 8um in corxora Liao, das ist die
Grundbedingung. Was hilfts, die geistigen Kräfte bis zu einer Höhe zu
spanne", die die Herrschaft über die Welt sichert, wenn der physische Träger,
der doch nun einmal in der Welt der Erdgeister nicht entbehrt werden kann,
nnter dieser Spannung zusammenbricht? Deshalb fragt der Kaiser zuerst:
Was soll außer dem rationeller zu verwendenden Turnen für die Schulhygiene
geschehen?



Bei der außerordentlichen Wichtigkeit, die die Frage der Reform unsers höhern Schul¬
wesens hat, und bei dem hohen Interesse, das sie in allen Kreisen des Volkes erregt, haben
wir geglaubt, auch diesen Aufsatz, der die Verhandlungen der Dezembcrkonfcrenz von einem
wesentlich andern Standpunkt aus ansieht, als unser verehrter Mwrbeiler Herr Dr. O. Schröder
i D. Red. n Berlin, unsern Lesern nicht vorenthalten zu dürfe".
Die sieben Schulfragen des Kaisers

So hat also die Mac Kiuley-Bill eine gewaltige Aufregung leicht bloß
in handelspolitischer, sondern auch in politischer Beziehung hervorgerufen.
Nicht die geringste Sorge bereitet sie dein englischen Kolonialamte. Über¬
haupt rufen die jüngsten Erscheinungen in den Kolonien England el» ernstes
Vicksant, «Z0N8nIvtt zu. England dürfte wohl besser daran thun, seine Auf¬
gabe künftig darin zu sehen, seinen bisherigen .Kolonialbesitz zu befestigen und
zu erhalten, anstatt, wie bisher, unersättlich immer neue Ländermassen an sich
zu ziehen.




Die sieben schulfragen des Kaisers

l eben Fragen sind es, die unser Kaiser in das Berliner Schul-
parlameut hineinwarf/') Verglichen mit deu vierzehn von Kultus¬
minister vorgelegten Punkten, haben sie unstreitig den Vorzug der
Kürze und Treffsicherheit. Von der Voraussetzung allsgehend,
daß unser höheres Erziehungsschulwesen einer Umgestaltung fähig
und bedürftig sei, richten sie den Blick auf die wesentlichsten Teile der Reform
und heben die Gedanken hoch, die als Richtpunkte in erster Linie stehen
müssen, wenn der verfahreile Schubkarren wieder in die rechten Geleise gebracht
werden soll. Dabei bilden sie unter sich ein geschlossenes Ganze Pädagogischer
liberlegnug.

Die erste Frage geht von der Forderung aus, daß wir ein körperlich
kräftiges Geschlecht haben müssen, das anch dem Baterlande die rechten geistigen
Führer und Beamten stellen kann. Norn 8um in corxora Liao, das ist die
Grundbedingung. Was hilfts, die geistigen Kräfte bis zu einer Höhe zu
spanne», die die Herrschaft über die Welt sichert, wenn der physische Träger,
der doch nun einmal in der Welt der Erdgeister nicht entbehrt werden kann,
nnter dieser Spannung zusammenbricht? Deshalb fragt der Kaiser zuerst:
Was soll außer dem rationeller zu verwendenden Turnen für die Schulhygiene
geschehen?



Bei der außerordentlichen Wichtigkeit, die die Frage der Reform unsers höhern Schul¬
wesens hat, und bei dem hohen Interesse, das sie in allen Kreisen des Volkes erregt, haben
wir geglaubt, auch diesen Aufsatz, der die Verhandlungen der Dezembcrkonfcrenz von einem
wesentlich andern Standpunkt aus ansieht, als unser verehrter Mwrbeiler Herr Dr. O. Schröder
i D. Red. n Berlin, unsern Lesern nicht vorenthalten zu dürfe».
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[0222] Die sieben Schulfragen des Kaisers So hat also die Mac Kiuley-Bill eine gewaltige Aufregung leicht bloß in handelspolitischer, sondern auch in politischer Beziehung hervorgerufen. Nicht die geringste Sorge bereitet sie dein englischen Kolonialamte. Über¬ haupt rufen die jüngsten Erscheinungen in den Kolonien England el» ernstes Vicksant, «Z0N8nIvtt zu. England dürfte wohl besser daran thun, seine Auf¬ gabe künftig darin zu sehen, seinen bisherigen .Kolonialbesitz zu befestigen und zu erhalten, anstatt, wie bisher, unersättlich immer neue Ländermassen an sich zu ziehen. Die sieben schulfragen des Kaisers l eben Fragen sind es, die unser Kaiser in das Berliner Schul- parlameut hineinwarf/') Verglichen mit deu vierzehn von Kultus¬ minister vorgelegten Punkten, haben sie unstreitig den Vorzug der Kürze und Treffsicherheit. Von der Voraussetzung allsgehend, daß unser höheres Erziehungsschulwesen einer Umgestaltung fähig und bedürftig sei, richten sie den Blick auf die wesentlichsten Teile der Reform und heben die Gedanken hoch, die als Richtpunkte in erster Linie stehen müssen, wenn der verfahreile Schubkarren wieder in die rechten Geleise gebracht werden soll. Dabei bilden sie unter sich ein geschlossenes Ganze Pädagogischer liberlegnug. Die erste Frage geht von der Forderung aus, daß wir ein körperlich kräftiges Geschlecht haben müssen, das anch dem Baterlande die rechten geistigen Führer und Beamten stellen kann. Norn 8um in corxora Liao, das ist die Grundbedingung. Was hilfts, die geistigen Kräfte bis zu einer Höhe zu spanne», die die Herrschaft über die Welt sichert, wenn der physische Träger, der doch nun einmal in der Welt der Erdgeister nicht entbehrt werden kann, nnter dieser Spannung zusammenbricht? Deshalb fragt der Kaiser zuerst: Was soll außer dem rationeller zu verwendenden Turnen für die Schulhygiene geschehen? Bei der außerordentlichen Wichtigkeit, die die Frage der Reform unsers höhern Schul¬ wesens hat, und bei dem hohen Interesse, das sie in allen Kreisen des Volkes erregt, haben wir geglaubt, auch diesen Aufsatz, der die Verhandlungen der Dezembcrkonfcrenz von einem wesentlich andern Standpunkt aus ansieht, als unser verehrter Mwrbeiler Herr Dr. O. Schröder i D. Red. n Berlin, unsern Lesern nicht vorenthalten zu dürfe».

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_209866/222>, abgerufen am 04.07.2024.