Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr.Litteratur Unterschiedes zwischen Goethes Lyrik und der Volkspoesie gewonnen, und sein sorg¬ Geschichte der holländischen Baukunst und Bildnerei im Zeitalter der Renaissance, der nationalen Blüte und des Klassizismus. Von or. Georg Galland, Privatdozent (ent!) an der königlich technischen Hochschule zu Berlin. Mit t81 Textabbildungen. Frankfurt a. M., Heinrich Keller Während die Geschichte der niederländischen, insbesondre der holländischen Schon die im vorigen Jahre abgeschlossene Veröffentlichung des Architekten Litteratur Unterschiedes zwischen Goethes Lyrik und der Volkspoesie gewonnen, und sein sorg¬ Geschichte der holländischen Baukunst und Bildnerei im Zeitalter der Renaissance, der nationalen Blüte und des Klassizismus. Von or. Georg Galland, Privatdozent (ent!) an der königlich technischen Hochschule zu Berlin. Mit t81 Textabbildungen. Frankfurt a. M., Heinrich Keller Während die Geschichte der niederländischen, insbesondre der holländischen Schon die im vorigen Jahre abgeschlossene Veröffentlichung des Architekten <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0391" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/207686"/> <fw type="header" place="top"> Litteratur</fw><lb/> <p xml:id="ID_1061" prev="#ID_1060"> Unterschiedes zwischen Goethes Lyrik und der Volkspoesie gewonnen, und sein sorg¬<lb/> fältiger Nachweis aller jener stilistischen Formen, die Goethe vom Volkslied ange¬<lb/> nommen hat, ist sehr lehrreich. Nur seine Schlußbemerkungen, die das „monumentale<lb/> Werk der Weimarer Goetheausgabe" preisen: „Jetzt, wo Goethe zum deutsche»<lb/> Volke so deutlich sprechen wird wie noch nie —" kann man nicht ohne Lächeln<lb/> lesen. Mit Museumswerken hat man uoch nie „deutlich zum Volke" gesprochen,<lb/> und wenn Deutschland, um seinen Goethe zu kennen, auf die Weimarer Ausgabe,<lb/> die doch nur den allerobersteu Zehntausend zugänglich ist, hätte warten müssen, so<lb/> Wären beide, Goethe und die Deutschen, sehr übel darnu.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Geschichte der holländischen Baukunst und Bildnerei im Zeitalter der Renaissance,<lb/> der nationalen Blüte und des Klassizismus. Von or. Georg Galland, Privatdozent (ent!)<lb/> an der königlich technischen Hochschule zu Berlin. Mit t81 Textabbildungen. Frankfurt a. M.,<lb/> Heinrich Keller</head><lb/> <p xml:id="ID_1062"> Während die Geschichte der niederländischen, insbesondre der holländischen<lb/> Malerei in neuerer Zeit mehrfach Gegenstand der Darstellung sowohl in wissen¬<lb/> schaftlicher als in allgemein verständlicher Form gewesen ist — wir erinnern nur<lb/> nu die Arbeiten Bodes, an die betreffenden Abschnitte in Woermanns „Geschichte<lb/> der Malerei" und an die in deutscher Sprache veröffentlichte Beschreibung des<lb/> Amsterdamer Rijksmuseums von dem Holländer Abraham Bredius mit den Hanf-<lb/> stänglschen Photogravüren —, haben die Schwesterkünste bisher nur geringe Be¬<lb/> rücksichtigung erfahren, im Lande selbst wie in der kosmopolitisch angelegten Kunst-<lb/> litteratur Deutschlands. In Anbetracht des reichen Besitzes der deutschen Galerien<lb/> an niederländische» Bildern., dessen Gesamtsumme den Kunstbesitz Hollands und<lb/> Belgiens weit übersteigt, war ein Führer durch die Geschichte der niederländischen<lb/> Malerei ein Bedürfnis, wogegen das Interesse an niederländischer Bau- und Bild¬<lb/> hauerkunst untergeordnet war und noch ist, schon deshalb, weil den Besuchern Hol¬<lb/> lands, deren Mehrzahl nur die Hauptstädte, Amsterdam, den Haag, Rotterdam,<lb/> Hnnrlem und Utrecht, höchstens noch Dortrecht und Delft, berührt, nur noch<lb/> wenige Überreste der holländischen Architektur und Plastik aus den Zeiten entgegen¬<lb/> treten, wo sich die Malerei entwickelte und zur vollsten Blüte gedieh. Es wäre<lb/> aber ein Irrtum, daraus zu schließen, daß die Baukunst, die Bildnerei und die<lb/> verschiednen Zweige der Kleinkunst nur eine nebensächliche Rolle neben der Malerei<lb/> gespielt und in ihrer Abhängigkeit von italienischen Vorbildern es niemals zu einer<lb/> eigentümlichen nationalen Physiognomie gebracht hätten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1063" next="#ID_1064"> Schon die im vorigen Jahre abgeschlossene Veröffentlichung des Architekten<lb/> Franz Ewerbeck über die Renaissance in Belgien und Holland (Leipzig, E. A. See-<lb/> Mann) hat uns überraschende Aufschlüsse über den immer uoch vorhandnen Reichtum<lb/> an architektonischen und plastischen Denkmälern des sechzehnten und siebzehnten<lb/> Jahrhunderts in den Niederlanden gegeben, deren charaktervollste und künstlerisch<lb/> bedeutsamste jedoch nicht in den gegenwärtigen Hauptstädte», sondern abseits von<lb/> den große» Verkehrswegen zu suche» sind. Noch reicher und umfassender ist die<lb/> ^ils geschichtlich, teils topographisch angeordnete Übersicht, die uns Georg Galland<lb/> >u dem vorliegenden, auf das gegenwärtige Königreich der Niederlande beschränkten<lb/> Gliede ermöglicht, das die Frucht achtjähriger Studien, zuletzt eines einjährigen<lb/> Aufenthaltes im Lande ist. Der zwiespältige Charakter des Buches erklärt sich<lb/> daraus, daß es an systematischen Vorarbeiten auf diesem Gebiete der Kunstgeschichte<lb/> Mus im einzelnen bisher gefehlt hat. Der Verfasser mußte Sammler, Kritiker und<lb/> Ordner zugleich sein und nach dieser mühevollen Vorarbeit als Historiker die be¬<lb/> legenden, schaffenden und leitenden Kräfte heraussuchen und ihre Wirkung klar-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0391]
Litteratur
Unterschiedes zwischen Goethes Lyrik und der Volkspoesie gewonnen, und sein sorg¬
fältiger Nachweis aller jener stilistischen Formen, die Goethe vom Volkslied ange¬
nommen hat, ist sehr lehrreich. Nur seine Schlußbemerkungen, die das „monumentale
Werk der Weimarer Goetheausgabe" preisen: „Jetzt, wo Goethe zum deutsche»
Volke so deutlich sprechen wird wie noch nie —" kann man nicht ohne Lächeln
lesen. Mit Museumswerken hat man uoch nie „deutlich zum Volke" gesprochen,
und wenn Deutschland, um seinen Goethe zu kennen, auf die Weimarer Ausgabe,
die doch nur den allerobersteu Zehntausend zugänglich ist, hätte warten müssen, so
Wären beide, Goethe und die Deutschen, sehr übel darnu.
Geschichte der holländischen Baukunst und Bildnerei im Zeitalter der Renaissance,
der nationalen Blüte und des Klassizismus. Von or. Georg Galland, Privatdozent (ent!)
an der königlich technischen Hochschule zu Berlin. Mit t81 Textabbildungen. Frankfurt a. M.,
Heinrich Keller
Während die Geschichte der niederländischen, insbesondre der holländischen
Malerei in neuerer Zeit mehrfach Gegenstand der Darstellung sowohl in wissen¬
schaftlicher als in allgemein verständlicher Form gewesen ist — wir erinnern nur
nu die Arbeiten Bodes, an die betreffenden Abschnitte in Woermanns „Geschichte
der Malerei" und an die in deutscher Sprache veröffentlichte Beschreibung des
Amsterdamer Rijksmuseums von dem Holländer Abraham Bredius mit den Hanf-
stänglschen Photogravüren —, haben die Schwesterkünste bisher nur geringe Be¬
rücksichtigung erfahren, im Lande selbst wie in der kosmopolitisch angelegten Kunst-
litteratur Deutschlands. In Anbetracht des reichen Besitzes der deutschen Galerien
an niederländische» Bildern., dessen Gesamtsumme den Kunstbesitz Hollands und
Belgiens weit übersteigt, war ein Führer durch die Geschichte der niederländischen
Malerei ein Bedürfnis, wogegen das Interesse an niederländischer Bau- und Bild¬
hauerkunst untergeordnet war und noch ist, schon deshalb, weil den Besuchern Hol¬
lands, deren Mehrzahl nur die Hauptstädte, Amsterdam, den Haag, Rotterdam,
Hnnrlem und Utrecht, höchstens noch Dortrecht und Delft, berührt, nur noch
wenige Überreste der holländischen Architektur und Plastik aus den Zeiten entgegen¬
treten, wo sich die Malerei entwickelte und zur vollsten Blüte gedieh. Es wäre
aber ein Irrtum, daraus zu schließen, daß die Baukunst, die Bildnerei und die
verschiednen Zweige der Kleinkunst nur eine nebensächliche Rolle neben der Malerei
gespielt und in ihrer Abhängigkeit von italienischen Vorbildern es niemals zu einer
eigentümlichen nationalen Physiognomie gebracht hätten.
Schon die im vorigen Jahre abgeschlossene Veröffentlichung des Architekten
Franz Ewerbeck über die Renaissance in Belgien und Holland (Leipzig, E. A. See-
Mann) hat uns überraschende Aufschlüsse über den immer uoch vorhandnen Reichtum
an architektonischen und plastischen Denkmälern des sechzehnten und siebzehnten
Jahrhunderts in den Niederlanden gegeben, deren charaktervollste und künstlerisch
bedeutsamste jedoch nicht in den gegenwärtigen Hauptstädte», sondern abseits von
den große» Verkehrswegen zu suche» sind. Noch reicher und umfassender ist die
^ils geschichtlich, teils topographisch angeordnete Übersicht, die uns Georg Galland
>u dem vorliegenden, auf das gegenwärtige Königreich der Niederlande beschränkten
Gliede ermöglicht, das die Frucht achtjähriger Studien, zuletzt eines einjährigen
Aufenthaltes im Lande ist. Der zwiespältige Charakter des Buches erklärt sich
daraus, daß es an systematischen Vorarbeiten auf diesem Gebiete der Kunstgeschichte
Mus im einzelnen bisher gefehlt hat. Der Verfasser mußte Sammler, Kritiker und
Ordner zugleich sein und nach dieser mühevollen Vorarbeit als Historiker die be¬
legenden, schaffenden und leitenden Kräfte heraussuchen und ihre Wirkung klar-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |