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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr.

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Litteratur

in sein hohes Alter hat Goethe die inzwischen zu mächtigem Umfange gediehene
Forschung nach Volksliedern nicht bloß in Deutschland, sondern auch bei den andern
Nationen mit größter Teilnahme verfolgt, so wie er sein ganzes Leben lang am
"Faust" gedichtet hat. Dieses Verhältnis nnn stellt Waldberg in dem vorliegenden
Essay dar. Er weist nach, wo Goethe sich in der Auffassung des Volksliedes von
seinem Freunde Herder trennt und wie er dies thut; wie sich in ihm selbst der
Begriff von Volkspoesie im Laufe der Jahre läutert, und zu welcher bleibenden
Anschauung er schließlich gelangt, die sich auch von den inzwischen herangewachsenen
Männern der romantischen Schule unterscheidet; er weist ferner nach, von welcher
Bedeutung die Kenntnis der Volkspoesie für Goethes eigne Kunstübung geworden
ist. Deu Standpunkt Herders formulirt Waldberg so: "Er ließ sich von der
Anschauung leiten, daß der wesentliche Unterschied zwischen Natur- und Kunstpoesie
der sei, daß die ältere Naturlyrik aus dem subjektiven Gefühl des Dichters Herans¬
ströme, die neuere Kunstdichtung hingegen fremde, abgeleitete Empfindung darstelle.
Die erstere war das echte Kind der Natur, die andre das Ergebnis des kalten
Zwanges, des Hineinlebens in fremde Affekte. Das wahre Kriterium der Natur¬
poesie war nach Herder Originalität im Gegensatze zur Nach- und Anempfindung
der Kunstpoesie." Bei dieser Anschauung blieb Herder stehen. Goethe dagegen
läuterte seiue Ansichten von der Volkspoesie, wie Wnldberg fein bemerkt, an seinem
eignen Schaffen. "Der große Einschnitt, den die italienische Reise für sein künst¬
lerisches Thun bedeutet, gilt auch fiir sein ästhetisches Empfinden." Darnach räumte
er alle Scheidungen, die Herder zwischen Kunst- und Naturpoesie aufstellte, aus
dem Wege. "Fiir Goethe giebt es mir eine Poesie, die echte, wahre, alles andre
ist nur Annäherung und Schein. Das poetische Talent ist nach ihm dem Vaner
so gut gegeben als dem Ritter. Es kommt nur darauf an, ob jeder seinen Zu¬
stand ergreift und ihn nach Würden behandelt. Der eigentümliche Wert der Volks¬
lieder ist, wie er in den Sprüchen in Prosa äußert, der, daß ihre Motive un¬
mittelbar von der Natur genommen sind; meistens aber unterschieben (!) die gebildeten
Künstler der Natur die Idee. Jeder echte Dichter muß, wenn er ins volle Leben
hineinzugreifen weiß, auch ein Volksdichter sein." Damit ist Goethes eigenste That
glücklich zusammengefaßt. Wenn aber Goethe die gemeinsamen Eigenschaften aller
Poesie erkannt hat, so hat er doch auch wieder nicht die Unterschiede der zwei ver¬
schleimen Formen dieser Poesie: des Volks- und des Kunstliedes übersehen, und
diese Unterschiede faßt Waldberg treffend so zusammen: "Goethes Lyrik ist an einem
Wendepunkte in der Entwicklung der Poesie eingetreten. Die Volkspoesie war im
Aussterben begriffen. Schon daß sie gesammelt werden mußte, war das Zeichen
nahenden Todes. Lebendiges Lied drängt sich von selbst vor. Das Volkslied war
eine Poesie fürs Ohr, eine Dichtung zum Singen, die durch das sich immer mehr
verbreitende Lesen fortwährend zurückgedrängt wurde. Es galt nnn eine Volkspoesie
fürs Auge zu schaffen, eine Poesie, die im Lesen die künstlerischen Bedürfnisse be¬
friedigt, und da trat nun Goethe ein. Fiir die Gebildeten hatte das Volkslied
keine unmittelbare Wirkung mehr. Goethe selbst fühlt es, wenn er die Äußerung
macht, daß die Volkslieder ans die Gebildeten einen ähnlichen Reiz ausüben, wie
die Erinnerung der Jugend auf das Alter. Er deutet damit zart den Unterschied
des Eindruckes an, den das Volkslied ans das singende Volk und den es auf die
Lesenden macht. Dort ist es die einfachste Bethätigung des Kunstdranges, der im
Menschen schlummert, während bei uns gewisse Momente mitwirken, die die neuere
Kunstlehre mit dein Allsdruck "ästhetisches Assoziatiousprinzip" bezeichnet." Damit
hat Waldberg einen fruchtbaren Ausgangspunkt für die Betrachtung des Stil-


Litteratur

in sein hohes Alter hat Goethe die inzwischen zu mächtigem Umfange gediehene
Forschung nach Volksliedern nicht bloß in Deutschland, sondern auch bei den andern
Nationen mit größter Teilnahme verfolgt, so wie er sein ganzes Leben lang am
„Faust" gedichtet hat. Dieses Verhältnis nnn stellt Waldberg in dem vorliegenden
Essay dar. Er weist nach, wo Goethe sich in der Auffassung des Volksliedes von
seinem Freunde Herder trennt und wie er dies thut; wie sich in ihm selbst der
Begriff von Volkspoesie im Laufe der Jahre läutert, und zu welcher bleibenden
Anschauung er schließlich gelangt, die sich auch von den inzwischen herangewachsenen
Männern der romantischen Schule unterscheidet; er weist ferner nach, von welcher
Bedeutung die Kenntnis der Volkspoesie für Goethes eigne Kunstübung geworden
ist. Deu Standpunkt Herders formulirt Waldberg so: „Er ließ sich von der
Anschauung leiten, daß der wesentliche Unterschied zwischen Natur- und Kunstpoesie
der sei, daß die ältere Naturlyrik aus dem subjektiven Gefühl des Dichters Herans¬
ströme, die neuere Kunstdichtung hingegen fremde, abgeleitete Empfindung darstelle.
Die erstere war das echte Kind der Natur, die andre das Ergebnis des kalten
Zwanges, des Hineinlebens in fremde Affekte. Das wahre Kriterium der Natur¬
poesie war nach Herder Originalität im Gegensatze zur Nach- und Anempfindung
der Kunstpoesie." Bei dieser Anschauung blieb Herder stehen. Goethe dagegen
läuterte seiue Ansichten von der Volkspoesie, wie Wnldberg fein bemerkt, an seinem
eignen Schaffen. „Der große Einschnitt, den die italienische Reise für sein künst¬
lerisches Thun bedeutet, gilt auch fiir sein ästhetisches Empfinden." Darnach räumte
er alle Scheidungen, die Herder zwischen Kunst- und Naturpoesie aufstellte, aus
dem Wege. „Fiir Goethe giebt es mir eine Poesie, die echte, wahre, alles andre
ist nur Annäherung und Schein. Das poetische Talent ist nach ihm dem Vaner
so gut gegeben als dem Ritter. Es kommt nur darauf an, ob jeder seinen Zu¬
stand ergreift und ihn nach Würden behandelt. Der eigentümliche Wert der Volks¬
lieder ist, wie er in den Sprüchen in Prosa äußert, der, daß ihre Motive un¬
mittelbar von der Natur genommen sind; meistens aber unterschieben (!) die gebildeten
Künstler der Natur die Idee. Jeder echte Dichter muß, wenn er ins volle Leben
hineinzugreifen weiß, auch ein Volksdichter sein." Damit ist Goethes eigenste That
glücklich zusammengefaßt. Wenn aber Goethe die gemeinsamen Eigenschaften aller
Poesie erkannt hat, so hat er doch auch wieder nicht die Unterschiede der zwei ver¬
schleimen Formen dieser Poesie: des Volks- und des Kunstliedes übersehen, und
diese Unterschiede faßt Waldberg treffend so zusammen: „Goethes Lyrik ist an einem
Wendepunkte in der Entwicklung der Poesie eingetreten. Die Volkspoesie war im
Aussterben begriffen. Schon daß sie gesammelt werden mußte, war das Zeichen
nahenden Todes. Lebendiges Lied drängt sich von selbst vor. Das Volkslied war
eine Poesie fürs Ohr, eine Dichtung zum Singen, die durch das sich immer mehr
verbreitende Lesen fortwährend zurückgedrängt wurde. Es galt nnn eine Volkspoesie
fürs Auge zu schaffen, eine Poesie, die im Lesen die künstlerischen Bedürfnisse be¬
friedigt, und da trat nun Goethe ein. Fiir die Gebildeten hatte das Volkslied
keine unmittelbare Wirkung mehr. Goethe selbst fühlt es, wenn er die Äußerung
macht, daß die Volkslieder ans die Gebildeten einen ähnlichen Reiz ausüben, wie
die Erinnerung der Jugend auf das Alter. Er deutet damit zart den Unterschied
des Eindruckes an, den das Volkslied ans das singende Volk und den es auf die
Lesenden macht. Dort ist es die einfachste Bethätigung des Kunstdranges, der im
Menschen schlummert, während bei uns gewisse Momente mitwirken, die die neuere
Kunstlehre mit dein Allsdruck »ästhetisches Assoziatiousprinzip« bezeichnet." Damit
hat Waldberg einen fruchtbaren Ausgangspunkt für die Betrachtung des Stil-


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[0390] Litteratur in sein hohes Alter hat Goethe die inzwischen zu mächtigem Umfange gediehene Forschung nach Volksliedern nicht bloß in Deutschland, sondern auch bei den andern Nationen mit größter Teilnahme verfolgt, so wie er sein ganzes Leben lang am „Faust" gedichtet hat. Dieses Verhältnis nnn stellt Waldberg in dem vorliegenden Essay dar. Er weist nach, wo Goethe sich in der Auffassung des Volksliedes von seinem Freunde Herder trennt und wie er dies thut; wie sich in ihm selbst der Begriff von Volkspoesie im Laufe der Jahre läutert, und zu welcher bleibenden Anschauung er schließlich gelangt, die sich auch von den inzwischen herangewachsenen Männern der romantischen Schule unterscheidet; er weist ferner nach, von welcher Bedeutung die Kenntnis der Volkspoesie für Goethes eigne Kunstübung geworden ist. Deu Standpunkt Herders formulirt Waldberg so: „Er ließ sich von der Anschauung leiten, daß der wesentliche Unterschied zwischen Natur- und Kunstpoesie der sei, daß die ältere Naturlyrik aus dem subjektiven Gefühl des Dichters Herans¬ ströme, die neuere Kunstdichtung hingegen fremde, abgeleitete Empfindung darstelle. Die erstere war das echte Kind der Natur, die andre das Ergebnis des kalten Zwanges, des Hineinlebens in fremde Affekte. Das wahre Kriterium der Natur¬ poesie war nach Herder Originalität im Gegensatze zur Nach- und Anempfindung der Kunstpoesie." Bei dieser Anschauung blieb Herder stehen. Goethe dagegen läuterte seiue Ansichten von der Volkspoesie, wie Wnldberg fein bemerkt, an seinem eignen Schaffen. „Der große Einschnitt, den die italienische Reise für sein künst¬ lerisches Thun bedeutet, gilt auch fiir sein ästhetisches Empfinden." Darnach räumte er alle Scheidungen, die Herder zwischen Kunst- und Naturpoesie aufstellte, aus dem Wege. „Fiir Goethe giebt es mir eine Poesie, die echte, wahre, alles andre ist nur Annäherung und Schein. Das poetische Talent ist nach ihm dem Vaner so gut gegeben als dem Ritter. Es kommt nur darauf an, ob jeder seinen Zu¬ stand ergreift und ihn nach Würden behandelt. Der eigentümliche Wert der Volks¬ lieder ist, wie er in den Sprüchen in Prosa äußert, der, daß ihre Motive un¬ mittelbar von der Natur genommen sind; meistens aber unterschieben (!) die gebildeten Künstler der Natur die Idee. Jeder echte Dichter muß, wenn er ins volle Leben hineinzugreifen weiß, auch ein Volksdichter sein." Damit ist Goethes eigenste That glücklich zusammengefaßt. Wenn aber Goethe die gemeinsamen Eigenschaften aller Poesie erkannt hat, so hat er doch auch wieder nicht die Unterschiede der zwei ver¬ schleimen Formen dieser Poesie: des Volks- und des Kunstliedes übersehen, und diese Unterschiede faßt Waldberg treffend so zusammen: „Goethes Lyrik ist an einem Wendepunkte in der Entwicklung der Poesie eingetreten. Die Volkspoesie war im Aussterben begriffen. Schon daß sie gesammelt werden mußte, war das Zeichen nahenden Todes. Lebendiges Lied drängt sich von selbst vor. Das Volkslied war eine Poesie fürs Ohr, eine Dichtung zum Singen, die durch das sich immer mehr verbreitende Lesen fortwährend zurückgedrängt wurde. Es galt nnn eine Volkspoesie fürs Auge zu schaffen, eine Poesie, die im Lesen die künstlerischen Bedürfnisse be¬ friedigt, und da trat nun Goethe ein. Fiir die Gebildeten hatte das Volkslied keine unmittelbare Wirkung mehr. Goethe selbst fühlt es, wenn er die Äußerung macht, daß die Volkslieder ans die Gebildeten einen ähnlichen Reiz ausüben, wie die Erinnerung der Jugend auf das Alter. Er deutet damit zart den Unterschied des Eindruckes an, den das Volkslied ans das singende Volk und den es auf die Lesenden macht. Dort ist es die einfachste Bethätigung des Kunstdranges, der im Menschen schlummert, während bei uns gewisse Momente mitwirken, die die neuere Kunstlehre mit dein Allsdruck »ästhetisches Assoziatiousprinzip« bezeichnet." Damit hat Waldberg einen fruchtbaren Ausgangspunkt für die Betrachtung des Stil-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207294/390>, abgerufen am 22.07.2024.