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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr.

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Feuererfolge der Infanterie

ordentlich schwer zu überblicken und ohne Zweifel auch nicht überall dieselbe.
Zunächst liegt anch keine Gewähr dafür vor, daß alle bei der Konferenz be¬
teiligten Staaten deren Aussprüche sich gleichmäßig aneignen werden.

Aber ganz abgesehen hiervon ist es ja eine Täuschung, wenn man glaubt,
mit Beseitigung der Gefahr einer unüberwindlichen Konkurrenz des Auslandes
die Nachteile, die eine verminderte Gütererzeugung in sich selbst trägt, über¬
wunden zu haben. Jene Konkurrenzgefahr bildet ja nur eine einzelne Seite der
Sache. Auch in dieser Beziehung ist es lehrreich, wenn wir einmal, statt ge¬
ringerer Beschränkungen, die starke Beschränkung des achtstündigen Arbeitstages
uns verwirklicht denken. Gesetzt, alle Länder führten gleichzeitig den acht¬
stündigen Arbeitstag ein. Allerdings würde dann kein Land in der Güter-
erzeugung vor dem andern etwas voraus haben. Aber die Folge würde
doch nur die sein, daß alle Länder gleichmäßig verarmten. In dieser Gleich¬
mäßigkeit läge ja nach einem bekannten Spruche ein gewisser Trost. Aber die
Verarmung an sich würde doch kaum minder drückend empfunden werden.

Diese Ausführung hat nicht den Zweck, gewissen Fragen, die wahrscheinlich
binnen kurzem auf der Tagesordnung stehen werden, absprechend gegenüber-
zutreten. Sie will nur dazu beitrage,,, klarer zu stellen, um was es sich bei
solchen Fragen handelt, und sie will dadurch einseitigen Auffassungen der Sache
begegnen. Sie will insbesondre darauf hinweisen, daß bei der Frage der Arbeits-
beschräukung das Interesse der Arbeitgeber und das der Arbeiter uicht unbe¬
dingt feindlich einander gegenüberstehen, sondern in vielen Fällen neben einander
hergehen. Am wenigsten dürfen wir uns bei Fragen dieser Art durch die
Reden der sozialistischen Agitatoren beirren lassen. Diese wissen ohne Zweifel
am besten, daß jede Beschränkung in der Arbeit zweischneidig wirkt, daß s"
nicht unbedingt dem Arbeiter zu gute kommt, sondern ihm unter Umständen
auch ins Fleisch schneidet. Das scheuen sie aber nicht. Denn auch die Arbeiter,
die durch Beschränkung der Arbeit noch mehr als bisher in Not geraten, führe"
Wasser auf ihre Mühle.




Feuererfolge der Infanterie

in Schriftchen, das als ergänzendes Lehrbuch zu den Best""'
nungen der Schießvorschrift und des Exerzierreglements über
Feuerleitnng in militärischen Kreisen epochemachend aufgetreten
ist und sich als Anweisung für die Leitung einen dauernden
Platz errungen haben dürfte, hat auch für Laienkreise Interesse,
weil darin zum erstenmale klar und bestimmt die Fenererfolge der Infanterie
auseinandergesetzt werden.


Feuererfolge der Infanterie

ordentlich schwer zu überblicken und ohne Zweifel auch nicht überall dieselbe.
Zunächst liegt anch keine Gewähr dafür vor, daß alle bei der Konferenz be¬
teiligten Staaten deren Aussprüche sich gleichmäßig aneignen werden.

Aber ganz abgesehen hiervon ist es ja eine Täuschung, wenn man glaubt,
mit Beseitigung der Gefahr einer unüberwindlichen Konkurrenz des Auslandes
die Nachteile, die eine verminderte Gütererzeugung in sich selbst trägt, über¬
wunden zu haben. Jene Konkurrenzgefahr bildet ja nur eine einzelne Seite der
Sache. Auch in dieser Beziehung ist es lehrreich, wenn wir einmal, statt ge¬
ringerer Beschränkungen, die starke Beschränkung des achtstündigen Arbeitstages
uns verwirklicht denken. Gesetzt, alle Länder führten gleichzeitig den acht¬
stündigen Arbeitstag ein. Allerdings würde dann kein Land in der Güter-
erzeugung vor dem andern etwas voraus haben. Aber die Folge würde
doch nur die sein, daß alle Länder gleichmäßig verarmten. In dieser Gleich¬
mäßigkeit läge ja nach einem bekannten Spruche ein gewisser Trost. Aber die
Verarmung an sich würde doch kaum minder drückend empfunden werden.

Diese Ausführung hat nicht den Zweck, gewissen Fragen, die wahrscheinlich
binnen kurzem auf der Tagesordnung stehen werden, absprechend gegenüber-
zutreten. Sie will nur dazu beitrage,,, klarer zu stellen, um was es sich bei
solchen Fragen handelt, und sie will dadurch einseitigen Auffassungen der Sache
begegnen. Sie will insbesondre darauf hinweisen, daß bei der Frage der Arbeits-
beschräukung das Interesse der Arbeitgeber und das der Arbeiter uicht unbe¬
dingt feindlich einander gegenüberstehen, sondern in vielen Fällen neben einander
hergehen. Am wenigsten dürfen wir uns bei Fragen dieser Art durch die
Reden der sozialistischen Agitatoren beirren lassen. Diese wissen ohne Zweifel
am besten, daß jede Beschränkung in der Arbeit zweischneidig wirkt, daß s"
nicht unbedingt dem Arbeiter zu gute kommt, sondern ihm unter Umständen
auch ins Fleisch schneidet. Das scheuen sie aber nicht. Denn auch die Arbeiter,
die durch Beschränkung der Arbeit noch mehr als bisher in Not geraten, führe"
Wasser auf ihre Mühle.




Feuererfolge der Infanterie

in Schriftchen, das als ergänzendes Lehrbuch zu den Best""'
nungen der Schießvorschrift und des Exerzierreglements über
Feuerleitnng in militärischen Kreisen epochemachend aufgetreten
ist und sich als Anweisung für die Leitung einen dauernden
Platz errungen haben dürfte, hat auch für Laienkreise Interesse,
weil darin zum erstenmale klar und bestimmt die Fenererfolge der Infanterie
auseinandergesetzt werden.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207294/300>, abgerufen am 26.06.2024.