Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr.Bei der Wichtigkeit aller militärischen Verhältnisse für unser bürgerliches Die Winke sür die "Leitung" selbst sollen uns, weil sie den Fachkreisen ° Als unter allen Verhältnissen geltend mag der Satz des Verfassers vor¬ Infanterie gegen Infanterie wird um den schwierigsten Stand haben, weil Sehr wichtig ist in diesen Jnfanteriegefechten die Schätzung der Entfernung, Bei der Wichtigkeit aller militärischen Verhältnisse für unser bürgerliches Die Winke sür die „Leitung" selbst sollen uns, weil sie den Fachkreisen ° Als unter allen Verhältnissen geltend mag der Satz des Verfassers vor¬ Infanterie gegen Infanterie wird um den schwierigsten Stand haben, weil Sehr wichtig ist in diesen Jnfanteriegefechten die Schätzung der Entfernung, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0301" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/207596"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_836"> Bei der Wichtigkeit aller militärischen Verhältnisse für unser bürgerliches<lb/> Leben und bei der regen Teilnahme, die ihnen überall in unsrer Gesellschaft<lb/> entgegengebracht wird,' wird es erwünscht sein, die Auseinandersetzungen, die<lb/> als Folgerungen und kehren sür die Jnfanteriefeuerleitung nach Beiwohnung<lb/> aller Kompagniebesichtigungen in Posen von dem preußischen Hauptmann<lb/> Heckert gesammelt worden sind: Winke für die Leitung des Jnfauterie-<lb/> feners gegen Infanterie, Kavallerie und Artillerie (Berlin, E. S. Mittler<lb/> und Sohn, 18L9), anch in weitere Kreise dringen zu lassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_837"> Die Winke sür die „Leitung" selbst sollen uns, weil sie den Fachkreisen<lb/> gegeben sind, nicht beschäftigen. Wir wollen uns mir die in der Schrift be¬<lb/> rechneten — so darf man wohl von den aus praktischen Beobachtungen ge¬<lb/> zogenen Schlüssen sagen - Fenererfolge näher ansehen, die die Stärke und<lb/> Überlegenheit der Infanterie andern Waffen gegenüber zeigen. Die Thatsache,<lb/> daß der größte Teil unsrer wehrhaften Männer gerade der Infanterie — dem<lb/> "Kanonenfutter" — angehört, wird dadurch an Schrecknissen insbesondre bei<lb/> Gattinnen und Müttern verlieren.</p><lb/> <p xml:id="ID_838"> ° Als unter allen Verhältnissen geltend mag der Satz des Verfassers vor¬<lb/> ausgeschickt werden: Bei der Infanterie wird jedes Gewehr von einer phy¬<lb/> sischen und seelischen Einflüssen unterworfenen Persönlichkeit gehandhabt, die<lb/> Vevbachtnng und deshalb Verbesserung der Wirkung ist schwer, und fast jede<lb/> 'naht unmittelbar treffende Kugel ist verloren.</p><lb/> <p xml:id="ID_839"> Infanterie gegen Infanterie wird um den schwierigsten Stand haben, weil<lb/> sich ans beiden Seiten Personen gegenttbertreten, die „physischen und seelischen<lb/> Einflüssen" unterworfen sind. Der Erfolg eines solchen Kampfes wird nament¬<lb/> lich von der Feuerüberlegenheit einer der kämpfenden Parteien abhängen, sodaß<lb/> d'ehe Feuerüberlegenheit,' sobald die Verhältnisse beim Feinde erkannt und die<lb/> 'ingriffsrichtnng beschlossen oder die Stellung besetzt ist, von vornherein an¬<lb/> gestrebt werden und zu ihrer Erreichung auch der letzte Mann der Kompagnie<lb/> Angesetzt werden muß.</p><lb/> <p xml:id="ID_840" next="#ID_841"> Sehr wichtig ist in diesen Jnfanteriegefechten die Schätzung der Entfernung,<lb/> man es mit kleinen, wechselnden Zielen zu thun hat. Mathematische Be¬<lb/> rechnungen lehren, daß der Einfallwinkel des Jnfanteriegeschosses sehr gering<lb/> 'si> sodaß ein stehender oder knieender Mann leicht, ein liegender dagegen nur<lb/> schwer getroffen werden kann. So wird die kämpfende Infanterie bestrebt sein<lb/> "U'lösen, uns feindliches Jnfanteriefeuer liegend zu antworten, um kein Ziel zu<lb/> Mieter »ut von treffenden Kugeln verschont zu bleiben. Geht es der Ent¬<lb/> scheidung entgegen und soll die feindliche Stellung mit Sturm genommen<lb/> werden, denn freilich setzen sich die anlaufenden Schützen vollständig dein feind¬<lb/> lichen Feuer aus, und nur die Siegeshoffnung und opferfreudiger Mut können<lb/> ^» Sturm erfolgreich machen. Ein nicht zu unterschätzendes Mittel, den Mut<lb/> erhöhen, soll dann in einem gefüllten Magazin erblickt werden, denn die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0301]
Bei der Wichtigkeit aller militärischen Verhältnisse für unser bürgerliches
Leben und bei der regen Teilnahme, die ihnen überall in unsrer Gesellschaft
entgegengebracht wird,' wird es erwünscht sein, die Auseinandersetzungen, die
als Folgerungen und kehren sür die Jnfanteriefeuerleitung nach Beiwohnung
aller Kompagniebesichtigungen in Posen von dem preußischen Hauptmann
Heckert gesammelt worden sind: Winke für die Leitung des Jnfauterie-
feners gegen Infanterie, Kavallerie und Artillerie (Berlin, E. S. Mittler
und Sohn, 18L9), anch in weitere Kreise dringen zu lassen.
Die Winke sür die „Leitung" selbst sollen uns, weil sie den Fachkreisen
gegeben sind, nicht beschäftigen. Wir wollen uns mir die in der Schrift be¬
rechneten — so darf man wohl von den aus praktischen Beobachtungen ge¬
zogenen Schlüssen sagen - Fenererfolge näher ansehen, die die Stärke und
Überlegenheit der Infanterie andern Waffen gegenüber zeigen. Die Thatsache,
daß der größte Teil unsrer wehrhaften Männer gerade der Infanterie — dem
"Kanonenfutter" — angehört, wird dadurch an Schrecknissen insbesondre bei
Gattinnen und Müttern verlieren.
° Als unter allen Verhältnissen geltend mag der Satz des Verfassers vor¬
ausgeschickt werden: Bei der Infanterie wird jedes Gewehr von einer phy¬
sischen und seelischen Einflüssen unterworfenen Persönlichkeit gehandhabt, die
Vevbachtnng und deshalb Verbesserung der Wirkung ist schwer, und fast jede
'naht unmittelbar treffende Kugel ist verloren.
Infanterie gegen Infanterie wird um den schwierigsten Stand haben, weil
sich ans beiden Seiten Personen gegenttbertreten, die „physischen und seelischen
Einflüssen" unterworfen sind. Der Erfolg eines solchen Kampfes wird nament¬
lich von der Feuerüberlegenheit einer der kämpfenden Parteien abhängen, sodaß
d'ehe Feuerüberlegenheit,' sobald die Verhältnisse beim Feinde erkannt und die
'ingriffsrichtnng beschlossen oder die Stellung besetzt ist, von vornherein an¬
gestrebt werden und zu ihrer Erreichung auch der letzte Mann der Kompagnie
Angesetzt werden muß.
Sehr wichtig ist in diesen Jnfanteriegefechten die Schätzung der Entfernung,
man es mit kleinen, wechselnden Zielen zu thun hat. Mathematische Be¬
rechnungen lehren, daß der Einfallwinkel des Jnfanteriegeschosses sehr gering
'si> sodaß ein stehender oder knieender Mann leicht, ein liegender dagegen nur
schwer getroffen werden kann. So wird die kämpfende Infanterie bestrebt sein
"U'lösen, uns feindliches Jnfanteriefeuer liegend zu antworten, um kein Ziel zu
Mieter »ut von treffenden Kugeln verschont zu bleiben. Geht es der Ent¬
scheidung entgegen und soll die feindliche Stellung mit Sturm genommen
werden, denn freilich setzen sich die anlaufenden Schützen vollständig dein feind¬
lichen Feuer aus, und nur die Siegeshoffnung und opferfreudiger Mut können
^» Sturm erfolgreich machen. Ein nicht zu unterschätzendes Mittel, den Mut
erhöhen, soll dann in einem gefüllten Magazin erblickt werden, denn die
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