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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr.

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Vismarck und Schleswig-Holstein

le am Schlüsse des ersten Abschnittes unsrer Allszüge geschilderte
mittetstaatliche Bewegung blieb nicht ohne Wirkung, aber diese
Wirkung fand in ganz andrer Richtung statt, als die Urheber
beabsichtigt hatten. Als die Mittelstaaten und die "Volksstimme"
im Abgevrdueteutage, in den Landtagen und in zahlreichen Müssen-
^^sauiinluugeu ni>l die Wette die Eroberung der Elbherzvgtümer für deren ange¬
stammten Fürsten begehrten, kam in Wien die Meinung auf, um dieser Thorheit
^Ueu Riegel vorzuschieben, müßten Österreich und Preußen in der Besetzung
Schleswigs den Freunden des Augusteuburgers zuvorkommen und die Entscheidung
^ gefährlichen Frage in die eigne Hand nehmen, um hiermit auch für Schleswig
^ lltttrenubarkeit der dänischen Monarchie bewahren zu können, und es ging ein
^'laß dieses Inhalts an Karvlyi, den österreichische" Gesandte" in Berlin, ab.
'>^er hatte Bismarck, dem weder der Bundestag, "och die Mittelstaaten, noch die
Deutliche Meinung viel Sorge machten, der Bewegung bisher sehr gelassen
^'gesehe,,. Desto mehr befriedigte ihn die Nachricht, daß Österreich jetzt auch
Bezug auf Schleswig zu kräftigem Borgese" nach preußischem Muster bereit
Noch einmal erwog er die Aussichten jedes in der Angelegenheit deutbare"
^'sahreus, dann legte er sein Ergebnis in einer Denkschrift für den König
meter. Wir können, sagte er darin, wenn die dünische Nvvemberverfassuug
1- Januar in Kraft tritt, nicht unthätig bleiben, und es giebt dann für
rils drei Wege. Nach dem erste" würde mau, wie die öffentliche Meinung
sich vom Londoner Vertrage lossagen und mit gesamter Heeresmacht in
Schleswig einbrechen, lind das wäre offner Krieg, und zwar Bnudeskrieg, dessen
"UsgMg Schicksal der Herzogtümer entschiede, bei dem wir jedoch mit


Gnnzlwte" ,1 1WN 31


Vismarck und Schleswig-Holstein

le am Schlüsse des ersten Abschnittes unsrer Allszüge geschilderte
mittetstaatliche Bewegung blieb nicht ohne Wirkung, aber diese
Wirkung fand in ganz andrer Richtung statt, als die Urheber
beabsichtigt hatten. Als die Mittelstaaten und die „Volksstimme"
im Abgevrdueteutage, in den Landtagen und in zahlreichen Müssen-
^^sauiinluugeu ni>l die Wette die Eroberung der Elbherzvgtümer für deren ange¬
stammten Fürsten begehrten, kam in Wien die Meinung auf, um dieser Thorheit
^Ueu Riegel vorzuschieben, müßten Österreich und Preußen in der Besetzung
Schleswigs den Freunden des Augusteuburgers zuvorkommen und die Entscheidung
^ gefährlichen Frage in die eigne Hand nehmen, um hiermit auch für Schleswig
^ lltttrenubarkeit der dänischen Monarchie bewahren zu können, und es ging ein
^'laß dieses Inhalts an Karvlyi, den österreichische» Gesandte» in Berlin, ab.
'>^er hatte Bismarck, dem weder der Bundestag, »och die Mittelstaaten, noch die
Deutliche Meinung viel Sorge machten, der Bewegung bisher sehr gelassen
^'gesehe,,. Desto mehr befriedigte ihn die Nachricht, daß Österreich jetzt auch
Bezug auf Schleswig zu kräftigem Borgese» nach preußischem Muster bereit
Noch einmal erwog er die Aussichten jedes in der Angelegenheit deutbare«
^'sahreus, dann legte er sein Ergebnis in einer Denkschrift für den König
meter. Wir können, sagte er darin, wenn die dünische Nvvemberverfassuug
1- Januar in Kraft tritt, nicht unthätig bleiben, und es giebt dann für
rils drei Wege. Nach dem erste» würde mau, wie die öffentliche Meinung
sich vom Londoner Vertrage lossagen und mit gesamter Heeresmacht in
Schleswig einbrechen, lind das wäre offner Krieg, und zwar Bnudeskrieg, dessen
"UsgMg Schicksal der Herzogtümer entschiede, bei dem wir jedoch mit


Gnnzlwte» ,1 1WN 31
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[0249] [Abbildung] Vismarck und Schleswig-Holstein le am Schlüsse des ersten Abschnittes unsrer Allszüge geschilderte mittetstaatliche Bewegung blieb nicht ohne Wirkung, aber diese Wirkung fand in ganz andrer Richtung statt, als die Urheber beabsichtigt hatten. Als die Mittelstaaten und die „Volksstimme" im Abgevrdueteutage, in den Landtagen und in zahlreichen Müssen- ^^sauiinluugeu ni>l die Wette die Eroberung der Elbherzvgtümer für deren ange¬ stammten Fürsten begehrten, kam in Wien die Meinung auf, um dieser Thorheit ^Ueu Riegel vorzuschieben, müßten Österreich und Preußen in der Besetzung Schleswigs den Freunden des Augusteuburgers zuvorkommen und die Entscheidung ^ gefährlichen Frage in die eigne Hand nehmen, um hiermit auch für Schleswig ^ lltttrenubarkeit der dänischen Monarchie bewahren zu können, und es ging ein ^'laß dieses Inhalts an Karvlyi, den österreichische» Gesandte» in Berlin, ab. '>^er hatte Bismarck, dem weder der Bundestag, »och die Mittelstaaten, noch die Deutliche Meinung viel Sorge machten, der Bewegung bisher sehr gelassen ^'gesehe,,. Desto mehr befriedigte ihn die Nachricht, daß Österreich jetzt auch Bezug auf Schleswig zu kräftigem Borgese» nach preußischem Muster bereit Noch einmal erwog er die Aussichten jedes in der Angelegenheit deutbare« ^'sahreus, dann legte er sein Ergebnis in einer Denkschrift für den König meter. Wir können, sagte er darin, wenn die dünische Nvvemberverfassuug 1- Januar in Kraft tritt, nicht unthätig bleiben, und es giebt dann für rils drei Wege. Nach dem erste» würde mau, wie die öffentliche Meinung sich vom Londoner Vertrage lossagen und mit gesamter Heeresmacht in Schleswig einbrechen, lind das wäre offner Krieg, und zwar Bnudeskrieg, dessen "UsgMg Schicksal der Herzogtümer entschiede, bei dem wir jedoch mit Gnnzlwte» ,1 1WN 31

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207294/249>, abgerufen am 26.06.2024.