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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr.

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Streifziige durch die französische Litteratur der Gegenwart

v. (neuen, damit sich gar nicht weiter befassen, sondern das Ausleihen der
Bücher überall lediglich von dem Libljntlisvurio clöpönäii'gu und von dem¬
selben gesucht und verfüget werden solle. Welchem nachzukommen dann gleich¬
falls von ihm versprochen worden." Mit eitlem Manne, der sich während
einer zwölfjährigen Amtsführung so wenig das Vertrauen seiner Vorgesetzten
erworben hatte, der sich auch bei den gelehrten Benutzern der Bibliothek eines
so geringen Ansehens erfreute, daß z. B. der bekannte Historiker Häberlin in
Helmstedt während Lessings Abwesenheit in Italien, als mau wohl oder übel
Cichiu die Besorgung der Riblivtheksgeschäfte hatte überlassen müssen, um
Manuskripte und Drucksacheu aus der Bibliothek zu erhalten, sich nicht an ihn,
sondern an den Bibliotheksdiener Heims wandte, mit einem solchen Manne
hat Lessing während seines Biblivthekariats ausschließlich amtlich Verkehren,
auf ihn sich als seinen einzigen Beamten und Gehilfen verlassen müssen. Bei
der großen Herzensgüte, die trotz aller Streitfertigkeit gegenüber seinen littera¬
rischen Gegnern doch den Grundzug seines Wesens bildete, hat er es auch wohl
nicht recht verstanden, den ehemaligen Mönch, dessen Hauptfehler weit weniger
Zweideutigkeit und Hinterhältigkeit als Störrigkeit und Unverschämtheit waren,
angemessen zu behandeln. Wenigstens scheint die soldatisch stramme Per¬
sönlichkeit seines Amtsnachfolgers Langer, der nicht umsonst den siebenjährigen
Krieg als preußischer Husar mitgemacht hatte, in den zwölf Jahren, die Cichin
unter ihm noch im Amte war, mit dessen Widerharigkeit weit besser fertig
geworden zu sein.

(Schluß folgt)




Streifzüge durch die französische Litteratur
der Gegenwart
voll Lrnst Groth 5

le lmerwarteten Erfolge der großen Pariser Ausstellung, die
Gewißheit ungeschwächter Leistungsfähigkeit und die einmütige
Anerkennung aller Nationen haben Frankreichs Selbstgefühl
mächtig angeregt und allmählich wieder zu der stolzen Höhe
früherer Tage emporgetrieben. 1^ bölki tverie vu, s'övanoriir,
so ruft Melchior de Vogu6 in der ILevuv "lou ävux NonÄW aus, it vn restöra
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Streifziige durch die französische Litteratur der Gegenwart

v. (neuen, damit sich gar nicht weiter befassen, sondern das Ausleihen der
Bücher überall lediglich von dem Libljntlisvurio clöpönäii'gu und von dem¬
selben gesucht und verfüget werden solle. Welchem nachzukommen dann gleich¬
falls von ihm versprochen worden." Mit eitlem Manne, der sich während
einer zwölfjährigen Amtsführung so wenig das Vertrauen seiner Vorgesetzten
erworben hatte, der sich auch bei den gelehrten Benutzern der Bibliothek eines
so geringen Ansehens erfreute, daß z. B. der bekannte Historiker Häberlin in
Helmstedt während Lessings Abwesenheit in Italien, als mau wohl oder übel
Cichiu die Besorgung der Riblivtheksgeschäfte hatte überlassen müssen, um
Manuskripte und Drucksacheu aus der Bibliothek zu erhalten, sich nicht an ihn,
sondern an den Bibliotheksdiener Heims wandte, mit einem solchen Manne
hat Lessing während seines Biblivthekariats ausschließlich amtlich Verkehren,
auf ihn sich als seinen einzigen Beamten und Gehilfen verlassen müssen. Bei
der großen Herzensgüte, die trotz aller Streitfertigkeit gegenüber seinen littera¬
rischen Gegnern doch den Grundzug seines Wesens bildete, hat er es auch wohl
nicht recht verstanden, den ehemaligen Mönch, dessen Hauptfehler weit weniger
Zweideutigkeit und Hinterhältigkeit als Störrigkeit und Unverschämtheit waren,
angemessen zu behandeln. Wenigstens scheint die soldatisch stramme Per¬
sönlichkeit seines Amtsnachfolgers Langer, der nicht umsonst den siebenjährigen
Krieg als preußischer Husar mitgemacht hatte, in den zwölf Jahren, die Cichin
unter ihm noch im Amte war, mit dessen Widerharigkeit weit besser fertig
geworden zu sein.

(Schluß folgt)




Streifzüge durch die französische Litteratur
der Gegenwart
voll Lrnst Groth 5

le lmerwarteten Erfolge der großen Pariser Ausstellung, die
Gewißheit ungeschwächter Leistungsfähigkeit und die einmütige
Anerkennung aller Nationen haben Frankreichs Selbstgefühl
mächtig angeregt und allmählich wieder zu der stolzen Höhe
früherer Tage emporgetrieben. 1^ bölki tverie vu, s'övanoriir,
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[0173] Streifziige durch die französische Litteratur der Gegenwart v. (neuen, damit sich gar nicht weiter befassen, sondern das Ausleihen der Bücher überall lediglich von dem Libljntlisvurio clöpönäii'gu und von dem¬ selben gesucht und verfüget werden solle. Welchem nachzukommen dann gleich¬ falls von ihm versprochen worden." Mit eitlem Manne, der sich während einer zwölfjährigen Amtsführung so wenig das Vertrauen seiner Vorgesetzten erworben hatte, der sich auch bei den gelehrten Benutzern der Bibliothek eines so geringen Ansehens erfreute, daß z. B. der bekannte Historiker Häberlin in Helmstedt während Lessings Abwesenheit in Italien, als mau wohl oder übel Cichiu die Besorgung der Riblivtheksgeschäfte hatte überlassen müssen, um Manuskripte und Drucksacheu aus der Bibliothek zu erhalten, sich nicht an ihn, sondern an den Bibliotheksdiener Heims wandte, mit einem solchen Manne hat Lessing während seines Biblivthekariats ausschließlich amtlich Verkehren, auf ihn sich als seinen einzigen Beamten und Gehilfen verlassen müssen. Bei der großen Herzensgüte, die trotz aller Streitfertigkeit gegenüber seinen littera¬ rischen Gegnern doch den Grundzug seines Wesens bildete, hat er es auch wohl nicht recht verstanden, den ehemaligen Mönch, dessen Hauptfehler weit weniger Zweideutigkeit und Hinterhältigkeit als Störrigkeit und Unverschämtheit waren, angemessen zu behandeln. Wenigstens scheint die soldatisch stramme Per¬ sönlichkeit seines Amtsnachfolgers Langer, der nicht umsonst den siebenjährigen Krieg als preußischer Husar mitgemacht hatte, in den zwölf Jahren, die Cichin unter ihm noch im Amte war, mit dessen Widerharigkeit weit besser fertig geworden zu sein. (Schluß folgt) Streifzüge durch die französische Litteratur der Gegenwart voll Lrnst Groth 5 le lmerwarteten Erfolge der großen Pariser Ausstellung, die Gewißheit ungeschwächter Leistungsfähigkeit und die einmütige Anerkennung aller Nationen haben Frankreichs Selbstgefühl mächtig angeregt und allmählich wieder zu der stolzen Höhe früherer Tage emporgetrieben. 1^ bölki tverie vu, s'övanoriir, so ruft Melchior de Vogu6 in der ILevuv «lou ävux NonÄW aus, it vn restöra k'clclwir^die! prvuvv Ap l^ron, 1a?rtlii(Zv «'oft «Ivniwv -» «Up-uiöllUZ, c^l'oll^

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207294/173>, abgerufen am 26.06.2024.