Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr.Zwei Schauspiele von Henrik Ibsen Vorteils den des Nächsten setzt und das Gemeinwohl über das Wohl des Neben vielen Dunkelheiten und Wunderlichkeiten begegnen wir bei Comte Zwei Schauspiele von Henrik Ibsen Von Gustav Schollwöck as Schauspiel Ibsens: Ein Volksfeind, schon vor Jahren er¬ Grenzboten II 1890 16
Zwei Schauspiele von Henrik Ibsen Vorteils den des Nächsten setzt und das Gemeinwohl über das Wohl des Neben vielen Dunkelheiten und Wunderlichkeiten begegnen wir bei Comte Zwei Schauspiele von Henrik Ibsen Von Gustav Schollwöck as Schauspiel Ibsens: Ein Volksfeind, schon vor Jahren er¬ Grenzboten II 1890 16
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0129" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/207424"/> <fw type="header" place="top"> Zwei Schauspiele von Henrik Ibsen</fw><lb/> <p xml:id="ID_356" prev="#ID_355"> Vorteils den des Nächsten setzt und das Gemeinwohl über das Wohl des<lb/> Einzelnen stellt. Nach Comte sind alle gesitteten Völker Europas bestimmt,<lb/> republikanische Staaten zu bilden und sich dann zu einem Bunde zu ver¬<lb/> einigen, den ein in Paris tagender Kongreß regiert. Das Eigentum bleibt<lb/> grundsätzlich unangetastet, nur die nachteiligen Wirkungen werden durch gesell¬<lb/> schaftliche und politische Einrichtungen aufgehoben. So wird zum Beispiel<lb/> die Regierungsgewalt in die Hände des Proletariats gelegt, während die<lb/> Nationnlvertretung vorzugsweise den wohlhabenden Klassen entnommen wird,<lb/> die damit im Besitze des Rechtes verbleiben, die Steuern zu bewilligen. Das<lb/> Christentum hat sich überlebt, und die noch übrigen toten Formen werden sich<lb/> nächstens auflösen, um einem Kultus der positiven Philosophie Raum zu<lb/> machen, der von der katholischem Kirche das Priestertum und die Ohrenbeichte<lb/> entlehnen wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_357"> Neben vielen Dunkelheiten und Wunderlichkeiten begegnen wir bei Comte<lb/> auch Beweisen eines tiefen und fruchtbaren Studiums der Menschen und Dinge<lb/> und einer scharfsinnigen Spekulation, und so erklärt es sich, wenn er auch be¬<lb/> deutende Geister zu Anhängern gewann. So den Mathematiker Littrv, der<lb/> Mitglied der Pariser Akademie war, den Nationalökonomen Stuart Mill (den wir<lb/> als Philosophen durchaus nicht für bedeutend halten), Buckle und den Amerikaner<lb/> Carey. Wir bemerken noch, daß August Comte nicht mit Charles Comte ver¬<lb/> wechselt werden darf, dem Verfasser des Irtutö as I^i8lat,lar, eines Überblicks<lb/> über die Grundsätze, nach denen die Gesetzgebung zu Verfahren hat, der zu<lb/> den wertvollsten Leistungen der politischen Wissenschaft gehört, die die neuere<lb/> Litteratur Frankreichs aufzuweisen hat, der aber jeder sozialistischen Betrachtung<lb/> und Behauptung fernbleibt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Zwei Schauspiele von Henrik Ibsen<lb/><note type="byline"> Von Gustav Schollwöck</note></head><lb/> <p xml:id="ID_358"> as Schauspiel Ibsens: Ein Volksfeind, schon vor Jahren er¬<lb/> schienen, war bis in die jüngste Zeit von den deutschen Bühnen¬<lb/> leitern unbeachtet gelassen worden. Seitdem aber der tastende<lb/> Geschmack unsrer Gesellschaft den norwegischen Dichter immer<lb/> mehr als einen der Unsrigen feiert, scheint auch dieses Stück,<lb/> ^'geselM von frühern Einzelversuchen, auf unsern Bühnen seinen Einzug halten<lb/> zu wollen.</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten II 1890 16</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0129]
Zwei Schauspiele von Henrik Ibsen
Vorteils den des Nächsten setzt und das Gemeinwohl über das Wohl des
Einzelnen stellt. Nach Comte sind alle gesitteten Völker Europas bestimmt,
republikanische Staaten zu bilden und sich dann zu einem Bunde zu ver¬
einigen, den ein in Paris tagender Kongreß regiert. Das Eigentum bleibt
grundsätzlich unangetastet, nur die nachteiligen Wirkungen werden durch gesell¬
schaftliche und politische Einrichtungen aufgehoben. So wird zum Beispiel
die Regierungsgewalt in die Hände des Proletariats gelegt, während die
Nationnlvertretung vorzugsweise den wohlhabenden Klassen entnommen wird,
die damit im Besitze des Rechtes verbleiben, die Steuern zu bewilligen. Das
Christentum hat sich überlebt, und die noch übrigen toten Formen werden sich
nächstens auflösen, um einem Kultus der positiven Philosophie Raum zu
machen, der von der katholischem Kirche das Priestertum und die Ohrenbeichte
entlehnen wird.
Neben vielen Dunkelheiten und Wunderlichkeiten begegnen wir bei Comte
auch Beweisen eines tiefen und fruchtbaren Studiums der Menschen und Dinge
und einer scharfsinnigen Spekulation, und so erklärt es sich, wenn er auch be¬
deutende Geister zu Anhängern gewann. So den Mathematiker Littrv, der
Mitglied der Pariser Akademie war, den Nationalökonomen Stuart Mill (den wir
als Philosophen durchaus nicht für bedeutend halten), Buckle und den Amerikaner
Carey. Wir bemerken noch, daß August Comte nicht mit Charles Comte ver¬
wechselt werden darf, dem Verfasser des Irtutö as I^i8lat,lar, eines Überblicks
über die Grundsätze, nach denen die Gesetzgebung zu Verfahren hat, der zu
den wertvollsten Leistungen der politischen Wissenschaft gehört, die die neuere
Litteratur Frankreichs aufzuweisen hat, der aber jeder sozialistischen Betrachtung
und Behauptung fernbleibt.
Zwei Schauspiele von Henrik Ibsen
Von Gustav Schollwöck
as Schauspiel Ibsens: Ein Volksfeind, schon vor Jahren er¬
schienen, war bis in die jüngste Zeit von den deutschen Bühnen¬
leitern unbeachtet gelassen worden. Seitdem aber der tastende
Geschmack unsrer Gesellschaft den norwegischen Dichter immer
mehr als einen der Unsrigen feiert, scheint auch dieses Stück,
^'geselM von frühern Einzelversuchen, auf unsern Bühnen seinen Einzug halten
zu wollen.
Grenzboten II 1890 16
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