Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr.Aus den Jugendjahren der Sozialdemokratie Aller schließlich spielt die Frage wegen der technischen Ausbildung doch nur Hans Idel Aus den ^ugendjahren der ^ozialdemokratie 3 uonarotti, der die kommunistische Schule Baboeufs wieder auf¬ Cabet war anfangs Republikaner und blieb es bis zu dem Aufstande von Grenzboten it 18ö0 t5
Aus den Jugendjahren der Sozialdemokratie Aller schließlich spielt die Frage wegen der technischen Ausbildung doch nur Hans Idel Aus den ^ugendjahren der ^ozialdemokratie 3 uonarotti, der die kommunistische Schule Baboeufs wieder auf¬ Cabet war anfangs Republikaner und blieb es bis zu dem Aufstande von Grenzboten it 18ö0 t5
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0121" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/207416"/> <fw type="header" place="top"> Aus den Jugendjahren der Sozialdemokratie</fw><lb/> <p xml:id="ID_338" prev="#ID_337"> Aller schließlich spielt die Frage wegen der technischen Ausbildung doch nur<lb/> eine untergeordnete Rolle. Die Hauptsache bleibt die Rücksicht auf die<lb/> Disziplin. Wir können nur immer wiederholen: in der Stärke der Truppen<lb/> vermögen wir unsre Gegner nicht zu überbieten, thun wir es durch die Güte!</p><lb/> <note type="byline"> Hans Idel</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Aus den ^ugendjahren der ^ozialdemokratie<lb/> 3 </head><lb/> <p xml:id="ID_339"> uonarotti, der die kommunistische Schule Baboeufs wieder auf¬<lb/> gethan hatte, war gestorben, die Se. Simonisten hatten sich zer¬<lb/> streut, und die Lehre Fouriers versammelte nur noch einen kleinen<lb/> Kreis von Gläubigen um sich. Aber trotzdem hatte der Sozialis¬<lb/> mus in Frankreich bis zur zweiten Hälfte der vierziger Jahre<lb/> ununterbrochen Fortschritte gemacht, allerdings nicht durch Erweiterung seines<lb/> Gesichtskreises, Klärung seiner trüben Gedanken und bessere Begründung seiner<lb/> Ansprüche auf Unterstützung durch die Negierung und das Publikum, Wohl<lb/> aber durch Verallgemeinerung der von eben aufgestellten Begriffe und Wünsche.<lb/> Redensarten wie Notwendigkeit einer gesellschaftlichen Reform, Organisation<lb/> der Arbeit, Schutz der Arbeit gegen das Kapital waren in aller Munde, und<lb/> je leerer an konkretem Inhalte sie waren, desto mehr behandelte man es als<lb/> ausgemachte Sache, daß diese Vokabeln und Formeln das Heil der Welt ent¬<lb/> hielten und den Schlüssel zum Rätsel der Zukunft bildeten. Durch das ganze<lb/> geistige Leben jener Tage ging ein sozialistischer Ton, der sich selbst in Romanen<lb/> und Bühnenstücken vernehmen ließ und den „Geheimnissen von Paris" Millionen<lb/> von Lesern, dem „Lnmpensammler von Paris" Tausende und aber Tausende<lb/> von Zuschauern zuführte. Daneben wirkte der Sozialismus auf die volks¬<lb/> wirtschaftlichen Wissenschaften ein, namentlich auf Untersuchungen, die von<lb/> Männern wie Blanqui, Germido und Villermö angestellt wurden und das<lb/> Armenwesen betrafen. Dann traten auch einige neue Shstematiker ans, die<lb/> dem Sozialismus eine bestimmtere Gestalt und Richtung gaben, und unter<lb/> denen zunächst Ccibet hervorzuheben ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_340" next="#ID_341"> Cabet war anfangs Republikaner und blieb es bis zu dem Aufstande von<lb/> 1834, an dem er sich beteiligte. Dann flüchtete er nach England, wo er zu<lb/> andern Ansichten kam, die darin gipfelten, daß die Republik als solche dem<lb/> Volke nicht helfen könne. „Was ist sie, die Republik, die Demokratie?" fragte<lb/> „Ist sie besser als die Monarchie? Wird sie uns von Sorgen und Leiden</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten it 18ö0 t5</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0121]
Aus den Jugendjahren der Sozialdemokratie
Aller schließlich spielt die Frage wegen der technischen Ausbildung doch nur
eine untergeordnete Rolle. Die Hauptsache bleibt die Rücksicht auf die
Disziplin. Wir können nur immer wiederholen: in der Stärke der Truppen
vermögen wir unsre Gegner nicht zu überbieten, thun wir es durch die Güte!
Hans Idel
Aus den ^ugendjahren der ^ozialdemokratie
3
uonarotti, der die kommunistische Schule Baboeufs wieder auf¬
gethan hatte, war gestorben, die Se. Simonisten hatten sich zer¬
streut, und die Lehre Fouriers versammelte nur noch einen kleinen
Kreis von Gläubigen um sich. Aber trotzdem hatte der Sozialis¬
mus in Frankreich bis zur zweiten Hälfte der vierziger Jahre
ununterbrochen Fortschritte gemacht, allerdings nicht durch Erweiterung seines
Gesichtskreises, Klärung seiner trüben Gedanken und bessere Begründung seiner
Ansprüche auf Unterstützung durch die Negierung und das Publikum, Wohl
aber durch Verallgemeinerung der von eben aufgestellten Begriffe und Wünsche.
Redensarten wie Notwendigkeit einer gesellschaftlichen Reform, Organisation
der Arbeit, Schutz der Arbeit gegen das Kapital waren in aller Munde, und
je leerer an konkretem Inhalte sie waren, desto mehr behandelte man es als
ausgemachte Sache, daß diese Vokabeln und Formeln das Heil der Welt ent¬
hielten und den Schlüssel zum Rätsel der Zukunft bildeten. Durch das ganze
geistige Leben jener Tage ging ein sozialistischer Ton, der sich selbst in Romanen
und Bühnenstücken vernehmen ließ und den „Geheimnissen von Paris" Millionen
von Lesern, dem „Lnmpensammler von Paris" Tausende und aber Tausende
von Zuschauern zuführte. Daneben wirkte der Sozialismus auf die volks¬
wirtschaftlichen Wissenschaften ein, namentlich auf Untersuchungen, die von
Männern wie Blanqui, Germido und Villermö angestellt wurden und das
Armenwesen betrafen. Dann traten auch einige neue Shstematiker ans, die
dem Sozialismus eine bestimmtere Gestalt und Richtung gaben, und unter
denen zunächst Ccibet hervorzuheben ist.
Cabet war anfangs Republikaner und blieb es bis zu dem Aufstande von
1834, an dem er sich beteiligte. Dann flüchtete er nach England, wo er zu
andern Ansichten kam, die darin gipfelten, daß die Republik als solche dem
Volke nicht helfen könne. „Was ist sie, die Republik, die Demokratie?" fragte
„Ist sie besser als die Monarchie? Wird sie uns von Sorgen und Leiden
Grenzboten it 18ö0 t5
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |