Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr.Junge Liede Wie schwer, Geld zu bekommen! Dazu gehört ein Mann von besondern Gaben! Und das Ergebnis dieses ersten Amtsjahres? Viele Enttäuschungen, viel Wie schief ist so manches Urteil über das Leben und Verhalten solch eines Und dennoch ein gesegnetes Amt, wenn auch vor der großen Menge Augen Junge Liebe Id Henrik Pontoppidan yll von Aus dem Dänischen übersetzt von Mathilde Mann 1 ehelich von Balderöd, in geringer Entfernung von dem Städtchen, Junge Liede Wie schwer, Geld zu bekommen! Dazu gehört ein Mann von besondern Gaben! Und das Ergebnis dieses ersten Amtsjahres? Viele Enttäuschungen, viel Wie schief ist so manches Urteil über das Leben und Verhalten solch eines Und dennoch ein gesegnetes Amt, wenn auch vor der großen Menge Augen Junge Liebe Id Henrik Pontoppidan yll von Aus dem Dänischen übersetzt von Mathilde Mann 1 ehelich von Balderöd, in geringer Entfernung von dem Städtchen, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0051" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/206050"/> <fw type="header" place="top"> Junge Liede</fw><lb/> <p xml:id="ID_181" prev="#ID_180"> Wie schwer, Geld zu bekommen! Dazu gehört ein Mann von besondern Gaben!<lb/> Schließlich zieht er mit Stolz den Beutel und zählt in Silber, Nickel und.Ampfer<lb/> ganze dreißig Mark auf den Tisch. Dazu giebt er die beruhigende Versicherung,<lb/> daß nunmehr dank seinem regen Eiser schon der größte Teil der Rückstände für<lb/> den alten Herrn und den Nachbar eingetrieben sei, der Rest werde wohl bis Ostern<lb/> getilgt sein; nachher könne auch der Zeutralkirchenfonds befriedigt werden. Also<lb/> eine entzückende Aussicht fiir neues Warten in Geduld! Schließlich ist die Osterzeit<lb/> da, wieder fließen einige spärliche Tropfen in die Kasse des jungen Pfarrers, bis<lb/> zum fröhlichen Pfingstfeste sind mit Ach und Weh die vorgehenden Gläubiger be¬<lb/> friedigt. Jetzt gehört das ganze Einkommen der guten Stelle dein jungen Herrn —<lb/> sobald es nämlich einzugehen beliebt. Wieder heißes warten wie im vorigen Jahre<lb/> nach langerprobtem Branche, bis die Heuernte vorüber ist. Von da ub wird unser<lb/> Pärchen endlich seines Lebens etwas froher durch die Gewißheit, nicht nur die<lb/> Pflichten, sondern auch wirklich den Nutzen der ehedem vielgepriesenen guten Stelle<lb/> zu haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_182"> Und das Ergebnis dieses ersten Amtsjahres? Viele Enttäuschungen, viel<lb/> Ärger, viel Undank. Daneben nnr der Trost, stets das Gute nach dem Maße des<lb/> Könnens und Wissens gewollt zu haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_183"> Wie schief ist so manches Urteil über das Leben und Verhalten solch eines<lb/> Dorfpfarrers! Die meisten von ihnen tragen schwerere Lasten, als der oberflächliche<lb/> Augenschein vermuten läßt. Einsam, unverstanden von den derben Bauer», ange¬<lb/> feindet von vielen, ungerecht getadelt, verkannt und gescholten, wo er Gutes wirkte<lb/> oder wenigstens erstrebte — das ist wohl so ziemlich das allgemeine Los des Land-<lb/> geistlichen.</p><lb/> <p xml:id="ID_184"> Und dennoch ein gesegnetes Amt, wenn auch vor der großen Menge Augen<lb/> verborgen!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Junge Liebe<lb/> Id<note type="byline"> Henrik Pontoppidan</note> yll von<lb/> Aus dem Dänischen übersetzt von Mathilde Mann</head><lb/> <div n="2"> <head> 1</head><lb/> <p xml:id="ID_185" next="#ID_186"> ehelich von Balderöd, in geringer Entfernung von dem Städtchen,<lb/> liegt ein eigentümlicher, großer See, der neben seinem gewöhn¬<lb/> lichen bürgerlichen Namen Baldervdcr See auch hin und wieder<lb/> von poetischen Gemütern mit geheimnisvollem Ausdruck der<lb/> „Nixensee" oder das „Nymphenbad" genannt wird. Daß man<lb/> ihn trotz seiner ziemlich beträchtlichen Ausdehnung nicht sehen kann, ehe man<lb/> ganz nahe hinangekvmmen ist, hat seinen Grund darin, daß er sehr tief inmitten</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0051]
Junge Liede
Wie schwer, Geld zu bekommen! Dazu gehört ein Mann von besondern Gaben!
Schließlich zieht er mit Stolz den Beutel und zählt in Silber, Nickel und.Ampfer
ganze dreißig Mark auf den Tisch. Dazu giebt er die beruhigende Versicherung,
daß nunmehr dank seinem regen Eiser schon der größte Teil der Rückstände für
den alten Herrn und den Nachbar eingetrieben sei, der Rest werde wohl bis Ostern
getilgt sein; nachher könne auch der Zeutralkirchenfonds befriedigt werden. Also
eine entzückende Aussicht fiir neues Warten in Geduld! Schließlich ist die Osterzeit
da, wieder fließen einige spärliche Tropfen in die Kasse des jungen Pfarrers, bis
zum fröhlichen Pfingstfeste sind mit Ach und Weh die vorgehenden Gläubiger be¬
friedigt. Jetzt gehört das ganze Einkommen der guten Stelle dein jungen Herrn —
sobald es nämlich einzugehen beliebt. Wieder heißes warten wie im vorigen Jahre
nach langerprobtem Branche, bis die Heuernte vorüber ist. Von da ub wird unser
Pärchen endlich seines Lebens etwas froher durch die Gewißheit, nicht nur die
Pflichten, sondern auch wirklich den Nutzen der ehedem vielgepriesenen guten Stelle
zu haben.
Und das Ergebnis dieses ersten Amtsjahres? Viele Enttäuschungen, viel
Ärger, viel Undank. Daneben nnr der Trost, stets das Gute nach dem Maße des
Könnens und Wissens gewollt zu haben.
Wie schief ist so manches Urteil über das Leben und Verhalten solch eines
Dorfpfarrers! Die meisten von ihnen tragen schwerere Lasten, als der oberflächliche
Augenschein vermuten läßt. Einsam, unverstanden von den derben Bauer», ange¬
feindet von vielen, ungerecht getadelt, verkannt und gescholten, wo er Gutes wirkte
oder wenigstens erstrebte — das ist wohl so ziemlich das allgemeine Los des Land-
geistlichen.
Und dennoch ein gesegnetes Amt, wenn auch vor der großen Menge Augen
verborgen!
Junge Liebe
Id Henrik Pontoppidan yll von
Aus dem Dänischen übersetzt von Mathilde Mann
1
ehelich von Balderöd, in geringer Entfernung von dem Städtchen,
liegt ein eigentümlicher, großer See, der neben seinem gewöhn¬
lichen bürgerlichen Namen Baldervdcr See auch hin und wieder
von poetischen Gemütern mit geheimnisvollem Ausdruck der
„Nixensee" oder das „Nymphenbad" genannt wird. Daß man
ihn trotz seiner ziemlich beträchtlichen Ausdehnung nicht sehen kann, ehe man
ganz nahe hinangekvmmen ist, hat seinen Grund darin, daß er sehr tief inmitten
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