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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr.

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Der Lehrer, tüchtig in seinem Beruf und ernst in der Zucht, hat einen der
bösesten Schulbuben nachdrücklich gezüchtigt. Glühend rot vor Aufregung betritt
die in ihren heiligsten Gefühlen getränkte Mutter des Schlingels das Pfarrhaus
und schreit in den gellendsten Tönen um Gerechtigkeit. Wie eine Furie fordert sie
ihr Recht: Bestrafung, am liebsten sofortige Amtsentsetzung des Schultyrauueu.
Vergebens redet der junge Geistliche in seiner leidigen Eigenschaft als Schul-
vorstandsdirigent des Orts zum Frieden. Seine sanften Worte verhallen ungehört;
seine nachdrückliche Versicherung endlich, daß der Lehrer nur im Rechte sei, er¬
leichtert zwar der Megäre den Abschied, doch nun schreit sie statt des Lehrers
den Namen des Pfarrers in allen Gassen ans.

Ein betrunkner Landstreicher, der als armer Reisender um eine" Zehrpfennig
(Schnapsgeld!) vorspricht, wird abgewiesen. Auch er stimmt in den Lobgesang ein.
Jetzt gilt der Pfarrer für parteiisch und hartherzig. Da war der alte Herr doch
ein ganz andrer Mann! Der hatte ein Herz für alleinstehende arme Witwen und
ließ keinen Notleidenden ""beschenkt vou seiner Thüre gehen!

Auch den anfänglichen guten Freunden ist trotz all ihrer Teilnahme am Er¬
gehen des jungen Paares doch nicht recht zu trauen. Der eine, der sich gelegentlich
zur Zeit des Abendessens im Pfarrhause einzufinden pflegte, hat vou allerlei Herrlich¬
keiten erzählt, die jederzeit dort auf dem Tische stünden. Seine Phantasie ist un¬
ermüdlich, vor den stciuueudeu Zuhörern die Ehre seiner zeitweiligen Bewirtung
durch den Herrn Pfarrer ins rechte Licht zu stellen. Jetzt ists sonnenklar, wo das
viele Geld bleibt. Da braucht man sich freilich nicht mehr zu wundern, daß der
Rechner nie genug Geld herbeischaffen kaun. Dn war der alte Herr doch ganz
anders, viel einfacher. Deshalb habe bei ihm auch immer das Geld gereicht. In
Wirklichkeit hat jedoch der alle Herr infolge seiner mehr als gutmütigen Nachsicht
zuweilen bei aller Einschränkung geradezu Not gelitten. Und vom Rechner hat der
junge Herr bis jetzt uoch keinen Pfennig erhalte".

Ein andrer erstattet gleichfalls mit allerlei Beiwerk der absichtslos dichtenden
Phantasie einem jederzeit dankbaren Publikum den Tagesbericht über alles, was
im Pfarrhause -- uoch dazu in seiner Gegenwart und mit ihm selbst -- gesprochen
und besprochen werde. Bescheiduerweise unterläßt ers jedoch, beizufügen, wie übel
er dort abgelaufen ist, als er allerlei Dvrftlatsch behufs bessern Aufhorchens der
Gesinnungen des pfnrrherrlicheu Ehepaars anbringen wollte.

Ein dritter hat nicht vergebens ans die Gutmütigkeit des Pfarrers gerechnet.
Er hat in den ersten Wochen bereits den Versuch eiuer Nuleihe gemacht und seineu
Wunsch über Erwarten anstandslos erfüllt gesehen. Jetzt sind bereits Monate über
den von ihm selbst feierlich versprochnen Termin der Rückgabe hinaus verstrichen.
Auffälligerweise hat er nach Empfang des Geldes das Pfarrhaus gänzlich gemieden --
jedenfalls aus überzarteu Rücksichten auf sein Verhältnis als Schuldner. Zufällig
erfährt jedoch inzwischen der welluuerfnhrue Gläubiger, daß der Schuldner im Rufe
eines schlechten Zählers und übel" Hanshalters stehe. Ein paar höfliche Zeilen der
Erinnerung an sein Versprechen sind daher doch wohl am Platze. Der ganze Er¬
folg aber ist eine mehr als grobe Antwort, der Schwergekränkte umgürtet sich mit
dem ganzen Stolze eines Ehrenmannes, der noch niemand um sein Eigentum ge¬
bracht habe. Der Pfarrer legt den Brief schweigend ->.ä Sven. Er ist, wenn auch
die Schuld eine ewige bleibt, wieder um eine Erfahrung reicher geworden.

Endlich, nach etwa dreiviertel Jahren, bringt der Rechner das erste, nunmehr
wirklich dem. jungen Stelleninhaber gehörige Geld. Er ist sich der Trag¬
weite dieses denkwürdigen Ereignisses bewußt. Wie sauer ists doch, Rechner zu sein,


Der Lehrer, tüchtig in seinem Beruf und ernst in der Zucht, hat einen der
bösesten Schulbuben nachdrücklich gezüchtigt. Glühend rot vor Aufregung betritt
die in ihren heiligsten Gefühlen getränkte Mutter des Schlingels das Pfarrhaus
und schreit in den gellendsten Tönen um Gerechtigkeit. Wie eine Furie fordert sie
ihr Recht: Bestrafung, am liebsten sofortige Amtsentsetzung des Schultyrauueu.
Vergebens redet der junge Geistliche in seiner leidigen Eigenschaft als Schul-
vorstandsdirigent des Orts zum Frieden. Seine sanften Worte verhallen ungehört;
seine nachdrückliche Versicherung endlich, daß der Lehrer nur im Rechte sei, er¬
leichtert zwar der Megäre den Abschied, doch nun schreit sie statt des Lehrers
den Namen des Pfarrers in allen Gassen ans.

Ein betrunkner Landstreicher, der als armer Reisender um eine» Zehrpfennig
(Schnapsgeld!) vorspricht, wird abgewiesen. Auch er stimmt in den Lobgesang ein.
Jetzt gilt der Pfarrer für parteiisch und hartherzig. Da war der alte Herr doch
ein ganz andrer Mann! Der hatte ein Herz für alleinstehende arme Witwen und
ließ keinen Notleidenden »„beschenkt vou seiner Thüre gehen!

Auch den anfänglichen guten Freunden ist trotz all ihrer Teilnahme am Er¬
gehen des jungen Paares doch nicht recht zu trauen. Der eine, der sich gelegentlich
zur Zeit des Abendessens im Pfarrhause einzufinden pflegte, hat vou allerlei Herrlich¬
keiten erzählt, die jederzeit dort auf dem Tische stünden. Seine Phantasie ist un¬
ermüdlich, vor den stciuueudeu Zuhörern die Ehre seiner zeitweiligen Bewirtung
durch den Herrn Pfarrer ins rechte Licht zu stellen. Jetzt ists sonnenklar, wo das
viele Geld bleibt. Da braucht man sich freilich nicht mehr zu wundern, daß der
Rechner nie genug Geld herbeischaffen kaun. Dn war der alte Herr doch ganz
anders, viel einfacher. Deshalb habe bei ihm auch immer das Geld gereicht. In
Wirklichkeit hat jedoch der alle Herr infolge seiner mehr als gutmütigen Nachsicht
zuweilen bei aller Einschränkung geradezu Not gelitten. Und vom Rechner hat der
junge Herr bis jetzt uoch keinen Pfennig erhalte».

Ein andrer erstattet gleichfalls mit allerlei Beiwerk der absichtslos dichtenden
Phantasie einem jederzeit dankbaren Publikum den Tagesbericht über alles, was
im Pfarrhause — uoch dazu in seiner Gegenwart und mit ihm selbst — gesprochen
und besprochen werde. Bescheiduerweise unterläßt ers jedoch, beizufügen, wie übel
er dort abgelaufen ist, als er allerlei Dvrftlatsch behufs bessern Aufhorchens der
Gesinnungen des pfnrrherrlicheu Ehepaars anbringen wollte.

Ein dritter hat nicht vergebens ans die Gutmütigkeit des Pfarrers gerechnet.
Er hat in den ersten Wochen bereits den Versuch eiuer Nuleihe gemacht und seineu
Wunsch über Erwarten anstandslos erfüllt gesehen. Jetzt sind bereits Monate über
den von ihm selbst feierlich versprochnen Termin der Rückgabe hinaus verstrichen.
Auffälligerweise hat er nach Empfang des Geldes das Pfarrhaus gänzlich gemieden —
jedenfalls aus überzarteu Rücksichten auf sein Verhältnis als Schuldner. Zufällig
erfährt jedoch inzwischen der welluuerfnhrue Gläubiger, daß der Schuldner im Rufe
eines schlechten Zählers und übel» Hanshalters stehe. Ein paar höfliche Zeilen der
Erinnerung an sein Versprechen sind daher doch wohl am Platze. Der ganze Er¬
folg aber ist eine mehr als grobe Antwort, der Schwergekränkte umgürtet sich mit
dem ganzen Stolze eines Ehrenmannes, der noch niemand um sein Eigentum ge¬
bracht habe. Der Pfarrer legt den Brief schweigend ->.ä Sven. Er ist, wenn auch
die Schuld eine ewige bleibt, wieder um eine Erfahrung reicher geworden.

Endlich, nach etwa dreiviertel Jahren, bringt der Rechner das erste, nunmehr
wirklich dem. jungen Stelleninhaber gehörige Geld. Er ist sich der Trag¬
weite dieses denkwürdigen Ereignisses bewußt. Wie sauer ists doch, Rechner zu sein,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_205998/50>, abgerufen am 28.06.2024.