le Anstalten des Melanchthonschen Schillplanes finden ihren Abschluß in der Universität, deren Umgestaltung nach den Grund¬ sätzen der Reformation den Mitarbeiter Luthers viel beschäftigt hat. Ihre Einrichtung erfolgte, wie Hartfelder in seiner Schrift nachweist, "gänzlich unter dem religiösen Gesichtspunkte," sie dient "Gott zu Lobe, der Erbreiteruug ^Verbreitung^ seines heiligem Evcmgelii und göttlichen Worts, auch zur Erweiterung aller ehrlichen und guten Künste," sie ist "die Stätte, wo die wichtigsten jd. h. die theologische"! Streitfragen erläutert und entschieden werden." Sie sollte in vier Fakultäten zerfallen, unter denen die theologische als "Fortsetzung der nlttestamcntlicheu Priester-, Leviten- und Prophetenschulen" deu erste" Rang einnehmen soll. Sie hatte in Wittenberg vier "Legenden," Unter denen der Pfarrer der Stadt ist und an deren Spitze ein Dekan steht. Der erste Legent war der Exeget des Neuen Testaments; er hatte nach einander den Römer-, den Galaterbrief und das Jvhannisevangelium zu erklären. Der zweite las über Schriften des Alten Testaments, und zwar zuerst über die Genesis, dann über die Psalmen und zuletzt über Jesaias, ab und zu auch über die Augustiuische Schrift "piriw "ze littst, "um den rechten Verstand Äo Zrg,t>in in ?Aula> zu erhalten." Die Aufgabe des dritten war die Auslegung der übrigen Paulinischen Briefe, auch der des Petrus und des Johannes. Der vierte Legeut sollte zweimal wöchentlich das Matthäus- evaugelium oder das Deuteronomium oder auch einen der kleinen Propheten auslegen. Besondre systematische und historische Vorlesungen gab es nicht. "Jedes exegetische Kollegium war zugleich ein systematisches, indem man in der Einleitung oder gelegentlichen Exkursen die Hauptlehren der zu erklärenden Schrift nach looi ordnete und zusammenfaßte. So wurde bei Melanchthon die Erklärung des Nömerbriess regelmäßig zu einer protestantischen Dogmatik und Ethik, die Interpretation eines Evangeliums zu einem Leben Jesu. Die Kirchen- geschichte aber verband man noch mit der Prvsangeschichte."
Die zweite Fakultät, die juristische, hatte gleichfalls vier Legenden, die jeder wöchentlich viermal zu lesen hatten, und zwar der erste, je nach seinem Gutdünken, in äigosto vvtori, Intortmto oder äiAösto novo, der zweite in
Der ?ra,ecept0r (^ern^M5l.e ^
le Anstalten des Melanchthonschen Schillplanes finden ihren Abschluß in der Universität, deren Umgestaltung nach den Grund¬ sätzen der Reformation den Mitarbeiter Luthers viel beschäftigt hat. Ihre Einrichtung erfolgte, wie Hartfelder in seiner Schrift nachweist, „gänzlich unter dem religiösen Gesichtspunkte," sie dient „Gott zu Lobe, der Erbreiteruug ^Verbreitung^ seines heiligem Evcmgelii und göttlichen Worts, auch zur Erweiterung aller ehrlichen und guten Künste," sie ist „die Stätte, wo die wichtigsten jd. h. die theologische»! Streitfragen erläutert und entschieden werden." Sie sollte in vier Fakultäten zerfallen, unter denen die theologische als „Fortsetzung der nlttestamcntlicheu Priester-, Leviten- und Prophetenschulen" deu erste» Rang einnehmen soll. Sie hatte in Wittenberg vier „Legenden," Unter denen der Pfarrer der Stadt ist und an deren Spitze ein Dekan steht. Der erste Legent war der Exeget des Neuen Testaments; er hatte nach einander den Römer-, den Galaterbrief und das Jvhannisevangelium zu erklären. Der zweite las über Schriften des Alten Testaments, und zwar zuerst über die Genesis, dann über die Psalmen und zuletzt über Jesaias, ab und zu auch über die Augustiuische Schrift «piriw «ze littst, „um den rechten Verstand Äo Zrg,t>in in ?Aula> zu erhalten." Die Aufgabe des dritten war die Auslegung der übrigen Paulinischen Briefe, auch der des Petrus und des Johannes. Der vierte Legeut sollte zweimal wöchentlich das Matthäus- evaugelium oder das Deuteronomium oder auch einen der kleinen Propheten auslegen. Besondre systematische und historische Vorlesungen gab es nicht. „Jedes exegetische Kollegium war zugleich ein systematisches, indem man in der Einleitung oder gelegentlichen Exkursen die Hauptlehren der zu erklärenden Schrift nach looi ordnete und zusammenfaßte. So wurde bei Melanchthon die Erklärung des Nömerbriess regelmäßig zu einer protestantischen Dogmatik und Ethik, die Interpretation eines Evangeliums zu einem Leben Jesu. Die Kirchen- geschichte aber verband man noch mit der Prvsangeschichte."
Die zweite Fakultät, die juristische, hatte gleichfalls vier Legenden, die jeder wöchentlich viermal zu lesen hatten, und zwar der erste, je nach seinem Gutdünken, in äigosto vvtori, Intortmto oder äiAösto novo, der zweite in
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sätzen der Reformation den Mitarbeiter Luthers viel beschäftigt
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nachweist, „gänzlich unter dem religiösen Gesichtspunkte," sie dient
„Gott zu Lobe, der Erbreiteruug ^Verbreitung^ seines heiligem Evcmgelii und
göttlichen Worts, auch zur Erweiterung aller ehrlichen und guten Künste," sie
ist „die Stätte, wo die wichtigsten jd. h. die theologische»! Streitfragen erläutert
und entschieden werden." Sie sollte in vier Fakultäten zerfallen, unter denen
die theologische als „Fortsetzung der nlttestamcntlicheu Priester-, Leviten- und
Prophetenschulen" deu erste» Rang einnehmen soll. Sie hatte in Wittenberg
vier „Legenden," Unter denen der Pfarrer der Stadt ist und an deren Spitze
ein Dekan steht. Der erste Legent war der Exeget des Neuen Testaments; er
hatte nach einander den Römer-, den Galaterbrief und das Jvhannisevangelium
zu erklären. Der zweite las über Schriften des Alten Testaments, und zwar
zuerst über die Genesis, dann über die Psalmen und zuletzt über Jesaias, ab
und zu auch über die Augustiuische Schrift «piriw «ze littst, „um den
rechten Verstand Äo Zrg,t>in in ?Aula> zu erhalten." Die Aufgabe des dritten
war die Auslegung der übrigen Paulinischen Briefe, auch der des Petrus und
des Johannes. Der vierte Legeut sollte zweimal wöchentlich das Matthäus-
evaugelium oder das Deuteronomium oder auch einen der kleinen Propheten
auslegen. Besondre systematische und historische Vorlesungen gab es nicht.
„Jedes exegetische Kollegium war zugleich ein systematisches, indem man in
der Einleitung oder gelegentlichen Exkursen die Hauptlehren der zu erklärenden
Schrift nach looi ordnete und zusammenfaßte. So wurde bei Melanchthon die
Erklärung des Nömerbriess regelmäßig zu einer protestantischen Dogmatik und
Ethik, die Interpretation eines Evangeliums zu einem Leben Jesu. Die Kirchen-
geschichte aber verband man noch mit der Prvsangeschichte."
Die zweite Fakultät, die juristische, hatte gleichfalls vier Legenden, die
jeder wöchentlich viermal zu lesen hatten, und zwar der erste, je nach seinem
Gutdünken, in äigosto vvtori, Intortmto oder äiAösto novo, der zweite in
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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_205998/232>, abgerufen am 06.01.2025.
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